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Nach 26 Jahren im Land: Iran verweigert Ordensfrau neues Visum

13. Juni 2021 in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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75-jährige italienische Ordensschwester, die jahrzehntelang Leprakranke versorgte, muss laut Medienbericht ausreisen - Auch 77-jährige Österreicherin aus der Gemeinschaft der Töchter der göttlichen Liebe betroffen.


Rom/Isfahan (kath.net/ KAP)

Zwei betagte Ordensschwestern, die seit Jahrzehnten im Iran Leprakranke versorgen, haben Schwierigkeiten mit ihrer Aufenthaltserlaubnis. Betroffen sind laut Bericht des Portals "Vatican News" (Freitag) die 77-jährige Österreicherin Fabiola Weiss und die 75-jährige Italienerin Giuseppina Berti. Beide Frauen gehören der Gemeinschaft der Töchter der göttlichen Liebe an.

Berti, die 26 Jahre lang im Lepraheim von Tabriz gearbeitet hat und jetzt in Isfahan im Haus ihrer Kongregation lebt, wird den Iran in den nächsten Tagen verlassen müssen. Ihr Visum wurde nicht erneuert und sie hat eine Ausreiseverfügung erhalten. Die Österreicherin Weiss hat 38 Jahre im Dienst an den Armen und Kranken im Lepraheim verbracht. Ihre Aufenthaltserlaubnis wurde den Angaben zufolge zwar um ein Jahr verlängert. Die beiden Ordensschwestern sehen sich aber gezwungen, das 1937 erbaute Haus der Kongregation zu verlassen.


In Isfahan kümmern sich die Töchter der göttlichen Liebe laut "Vatican News" seit Jahren um die Erziehung und Ausbildung junger Menschen. Während des Zweiten Weltkriegs versorgten sie mehrere hundert polnische Kinder, Flüchtlinge und Kriegswaisen, die im Frühjahr 1942 im Iran ankamen. In der Stadt betrieben die Ordensfrauen eine große Schule, die dann nach der Revolution von 1979 beschlagnahmt wurde. Zuletzt führten die beiden Schwestern keine Aktivitäten nach außen durch, um nicht des Proselytismus bezichtigt zu werden.

Das Haus der Ordensfrauen ist derzeit die einzige lateinisch-katholische Kirche in Isfahan und ihre 1939 erbaute Kapelle der Sitz der örtlichen Pfarre, die gelegentlich Besuchern für die Feier der Messe zur Verfügung gestellt wird. Mit dem Weggang der Nonnen würde die Präsenz der lateinisch-katholischen Kirche in Isfahan endgültig verloren gehen. Bereits 2016 wurde in Isfahan das Haus der Lazaristenpatres beschlagnahmt, so das vatikanische Nachrichtenportal.

2019 hatte der Iran dem chaldäisch-katholischen Erzbischof von Teheran, Ramzi Garmou, eine Visumsverlängerung verweigert. Er konnte nicht mehr in den Iran zurückkehren und wirkt mittlerweile im türkischen Diyarbakir. Garmou hatte verschiedentlich das Missfallen der Hardliner im iranischen Sicherheitsapparat erregt, weil er bei Messfeiern in Teheran mitunter auf Persisch gepredigt hatte, was als verbotene Missionierung interpretiert wurde.

Religiöse Minderheiten im Iran sind immer wieder Anfeindungen und Diskriminierung ausgesetzt. Laut Verfassung dürfen die wenigen Tausend Katholiken wie alle Christen in dem schiitisch geprägten Staat ihren Glauben frei ausüben. In der Praxis ist die Religionsfreiheit jedoch oft erheblich eingeschränkt.

 

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Lesermeinungen

Richelius 13. Juni 2021:

Komisch. Christen aus der Region haben mir erzählt, daß sie den Iran als eine der wenigen Schutzmächte in der Region ansähen. Einzig mit den (zugewanderten) Protestanten gäbe es immer wieder Ärger. Aber diese wollen die anderen Christen dort eigentlich auch nicht sehen ("Missionierung" von Christen anderer Konfessionen...)

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