kath.net katholische Nachrichten

Aktuelles | Chronik | Deutschland | Österreich | Schweiz | Kommentar | Interview | Weltkirche | Prolife | Familie | Jugend | Spirituelles | Kultur | Buchtipp


„Spielen Sie nicht mit Ihrer Berufung, sonst können Sie diese noch verlieren“

30. Juni 2021 in Interview, keine Lesermeinung
Artikel versenden | Tippfehler melden


Prof. Alexander Krylov: „Ich habe Kardinal Sterzinsky als Seelsorger mit tiefem Interesse an Menschen kennengelernt.“ kath.net-Interview zum 10. Todestag des früheren Erzbischofs von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky - VIDEO - Von Petra Lorleberg


Berlin (kath.net/pl) „Ich habe Kardinal Sterzinsky kennengelernt, als ich gerade nach Berlin zog und mit meiner Arbeit an einer Berliner Hochschule begann. In einem Gespräch habe ich ihm anvertraut, dass ich immer wieder darüber nachdenke Priester zu werden. Er hat die Zeichen meiner Berufung ernst genommen…“ Das erläutert Alexander Krylov, Professor für Wirtschaftswissenschaften in Potsdam und Kaplan im Erzbistum Köln, im Interview mit kath.net. Krylov hat zum heutigen 10. Todestag des früheren Erzbischofs von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky (1936-2011), einen Film über den Kardinal gedreht, der soeben veröffentlicht wurde (siehe kathtube-Video unten). Dazu äußert sich Prof. Krylov im kath.net-Interview.

kath.net: Herr Prof. Krylov, Sie haben einen Film über Kardinal Sterzinsky gedreht. Was hat Sie dazu motiviert? Wie waren Ihre persönlichen Begegnungen mit ihm?

Prof. Alexander Krylov: Es ist ca. 14 Jahre her. Ich habe Kardinal Sterzinsky kennengelernt, als ich gerade nach Berlin zog und mit meiner Arbeit an einer Berliner Hochschule begann. In einem Gespräch habe ich ihm anvertraut, dass ich immer wieder darüber nachdenke Priester zu werden. Er hat die Zeichen meiner Berufung ernst genommen und mich mehrmals zu einem Gespräch in seine Wohnung neben der St. Hedwigs-Kathedrale eingeladen.


Später habe ich öfter gehört, dass er als distanzierter Mensch, der wenig Gefühle zeige, beschrieben wird. Ich habe ihn aber als Seelsorger mit tiefem Interesse an den Menschen kennengelernt. Mein letztes Gespräch mit ihm geschah kurz bevor er ins Krankenhaus ging. Er fragte mich, wie weit ich mit der Entscheidung bin und ich antwortete, dass ich zuerst meine vielen Projekte abschließen möchte. Wir waren dabei, eine neue internationale Hochschule zu gründen. Er sagte plötzlich sehr ernst und sehr eindringlich: „Spielen Sie nicht mit Ihrer Berufung, sonst können Sie diese noch verlieren“. Ich habe seine Worte ernst genommen. Am 30. Juni 2011 ist er verstorben. Am 30. Juli 2011 habe ich mit meiner Priesterausbildung begonnen.
Dieser Film ist einerseits meine persönliche Danksagung an den Kardinal und andererseits eine Möglichkeit, die Hirten der Kirche in unserer schweren Zeit Menschen näherzubringen.  

kath.net: Es gibt nur wenige solche Dokumentationen. Wie ist dieser Film entstanden?

Prof. Krylov: Das YouTube ermöglicht heute, das, was uns wichtig ist, auf kurzen Wegen mit anderen zu teilen. So ist auch meine Dokumentation über den Kardinal entstanden. Ich habe, als ich jung war, als Journalist gearbeitet, musste aber dann neu lernen zu filmen und Videos zu schneiden. Es wurde nicht ganz professionell, es reicht aber, um die Botschaft weiterzugeben.
Im Mai dieses Jahres habe ich eine Woche Urlaub genommen und in dieser Zeit habe ich mich mit Menschen getroffen, die den Kardinal gut kannten. So besteht der Film aus Erinnerungen und Gesprächen mit der Schwester des Kardinals – Gisela Sterzinsky, seinem ehemaligen Sekretär – Pfarrer Christof Karlson, mit Weihbischof Wolfgang Weider, Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, und Rainer Maria Kardinal Woelki.

kath.net: Wo sehen Sie die bleibende Bedeutung des Wirkens von Kardinal Sterzinsky?

Prof. Krylov: Alle meine Gesprächspartner sagten, dass seine Bedeutung für die Geschichte des Bistums gerade aus der Zeit der Wiedervereinigung zu verstehen ist. Er hat die Katholiken aus Ost- und Westdeutschland vereinigt und hat zwei Teile seines Bistums zusammengeführt ohne die Menschen zu spalten. Er hat die Unterschiede ernst genommen und diese zuerst als Seelsorger angegangen. Ich sehe seine bleibende Bedeutung zuerst in seinem bischöflichen Auftrag als Hirte der Kirche.
Der Bischof darf nicht nach Beliebtheitsgrad, Popularität oder Zuspruch der Massen bewertet werden. Das Wichtigste ist seine Beziehung zu Gott und seine Liebe zu den Menschen. Dies werden wir erkennen, wenn wir uns näher mit dem Leben von Kardinal Sterzinsky auseinandersetzen.

VIDEO: Der Bote des Glaubens – Dokumentation über Georg Kardinal Sterzinsky, Erzbischof von Berlin -  Bitte weiterklicken auf youtube

Mehr dazu auf kathtube:


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

Tweet 




Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können nützen sie bitte die Desktop-Version.


© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz