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Über strukturelle Gewalt in der Kirche

20. Oktober 2021 in Kommentar, 8 Lesermeinungen
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Bernhard Meuser, Theologe und Buchautor, beschreibt auf Facebook, warum es Pfarrer und Theologieprofessoren gibt, die zwar voll hinter dem „Reform Manifest“ stehen, aber dies nicht öffentlich machen können.


Augsburg (kath.net) kath.net dokumentiert Facebook-Bemerkungen des Augsburger Theologen und Buchautors Bernhard Meuser in voller Länge:

Gestern schrieb uns ein junger Priester: „Ich stehe voll hinter dem Reform Manifest. Ich würde das ja gerne unterschreiben, aber ich bin quasi noch in Ausbildung, zusammen mit vielen gleichgestellten Laientheologen, insofern bin ich ohnehin schon das ‚schwarze Schaf‘ in der weißen Herde. Seien Sie versichert: Ganz viele Priester und Priesteramtskandidaten meiner Diözese würden liebend gerne unterzeichnen, denn auch in unserem Bistum werden die Sakramente vom Tisch gefegt und durch weiche, laienkompatible Dienstleistungen ersetzt. Die Gläubigen sehen das nicht, aber als Priester bewegst du dich heute in einem ziemlich gnadenlosen professionellen Umfeld. Selbst als Pfarrer kannst du es dir nicht einfach erlauben, öffentlich - für Gott-weiß-wen-alles sichtbar - zu unterschreiben. Im Moment können wir Sie nur im Gebet unterstützen…“
Darauf habe ich dem jungen Priester geschrieben: „… dann unterschreiben Sie halt anonym, aber mit Berufsbezeichnung. Die anderen Unterzeichner werden das schon zu deuten wissen.“


Wäre diese Zuschrift ein Einzelfall, man könnte sie ignorieren. Aber ein namhafter Professor der Theologie hat das gleiche Problem. Er klopft uns auf die Schultern, aber sagt: „Was glaubt Ihr, was an der Fakultät los wäre, wenn ich das unterschreiben würde! Ich könnte einpacken. Ich hab´ noch ein paar Jährchen bis zur Emeritierung.“ Ein Dogmatiker berichtet: “Auf Fachkongressen gibt es Eucharistie für die Priesterfraktion und ein paar Unbelehrbare, und Wortgottesdienst für die Freunde kirchlichen Fortschritts.“

Nun darf man erstens nicht in den Fehler verfallen, Laientheologinnen und Laientheologen pauschal zu verurteilen. Wir haben nun einmal wenige Priester. Und mancherorts wäre die kirchliche Struktur längst in sich zusammengebrochen, wenn es nicht gläubige, für Gott und die Kirche brennende Laienchristen gäbe, die kooperativ mit dem Priester zusammenarbeiten und sich nicht ein pastorales Arbeitsfeld neben den Kernaufgaben der Kirche suchen. Es fehlt da ja wahrlich nicht an Beratern, Volkserziehern und Seelsorgern im Seitausfallschritt. Die Laien aber, die beruflich für die Kirche arbeiten und um die Priorität von Sakrament und Katechese wissen, sind ein Geschenk für die Kirche – und man kann nicht dankbar genug für sie sein. Zum zweiten erklärt sich ein Teil des Ressentiments gegen den Priester auch aus der Tatsache, dass es den „Klerikalismus“, den Papst Franziskus immer wieder moniert, wirklich gibt. Unter der Kategorie „Priester“ findet sich eben nicht nur der wunderbare, Gott und den Gläubigen hingegebene Mensch. Dabei muss man nicht einmal an Missbrauch denken. Leider entfalten sich auch Psychopathen und Sonderlinge im Amt; es gibt immer noch solche, die sich nicht für „Diener“ (Kol 1,25), sondern für „Herren“ halten und von oben herab auf die die B-Klasse der Laien schauen. Und es gibt genug Konkubinarier jedweder sexuellen Orientierung, die sich weiter den Gemeinden zumuten. Sie fielen ja auch ökonomisch ins Nichts, würden sie die Konsequenzen ziehen.

Es tobt so vieles unter der Decke – und man kann dem Synodalen Weg nur dankbar sein, dass die Dinge einmal ans Licht kommen und nicht mehr gut katholisch weggemauschelt werden. Was den laikalen Betreibern kirchlichen Umbaus nicht so gefallen wird: Auch ihr ideologischer Ansatz wird sichtbar – und die Gewalt, mit der er notfalls gegen die ganze Kirche durch die Instanzen durchgepeitscht werden soll. Es ist ein Alarmzeichen erster Ordnung, dass man in der Katholischen Kirche in Deutschland nicht einmal mehr laut seine Meinung sagen darf, ohne Gefahr zu laufen gemobbt zu werden. Du darfst Dir jede Abweichung vom Glauben der Kirche leisten, du darfst Gott für ein Gerücht und Jesus für einen guten Mann halten, – und seine Mutter darfst du auf 2.0 umfrisieren. Aber wehe, du weichst von der Parteilinie ab, dann gnade dir …

Nein – dann sind wir dir ja sowas von böse! Dann schauen wir dich nicht mehr an! Dann gehörst du nicht mehr zu uns! Dann müssen wir dich mal einer genaueren Inquisition unterziehen! Dann grenzen wir dich aus und exkommunizieren dich! Irgendeine Ordnung muss es in der Kirche doch geben! Sonst kommen wir mit der Toleranz ja nie voran ...

Haben Sie Mut! Outen Sie sich! Bischöfe tun es. Äbte tun es. Mutige Theologen tun es. Unterschreiben Sie hier: https://neueranfang.online/manifest/#unterzeichnen


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Lesermeinungen

SalvatoreMio 21. Oktober 2021: Reform-Manifest

Ich unterschreibe jetzt auch.

Winrod 21. Oktober 2021: Die Masken fallen und zeigen ein erbarmungsloses Gesicht.

physicus 20. Oktober 2021: @SalvatoreMio

Ich habe auch schon unterzeichnet.
Unten nochmal direkt der Link.

neueranfang.online/manifest/#unterzeichnen

SpatzInDerHand 20. Oktober 2021: @SalvatoreMio: ich hab inzwischen unterzeichnet!

SalvatoreMio 20. Oktober 2021: Reform-Manifest???

Bislang wusste ich nichts davon. Da viele hier einander geistlich bekannt und ziemlich eines Sinnes sind, die Frage: sollte man unterzeichnen? Vielleicht hilft mir jemand? Danke!

golden 20. Oktober 2021: Keine Namen, Gott anflehen

Ora et labora gehören zusammen.Doch in der Kirche geht es nicht mehr um Mehrheiten: Wir sind in einem ideologisch dominierten Prozess.Eine apostatische Minderheit winkt eine WeltEinheitsReligion global durch.Da sind Namens-outings nur noch Selbstauslieferung für (sofortige oder spätere)Unterdrückungsmassnahmen.Wer nach der Verordnung zum Zurückdrängen der Alten messe noch nicht sieht, dass wir im endzeitlichen Kampf stehen,den bitte ich mit Jesu Worten: Wachet und betet, dass Ihr nicht in Anfechtung fallet !!!

wedlerg 20. Oktober 2021: quasi eine win-to-win Situation

Die einen Priester im Konkubinat schweren sich nicht um die Sakramente und lassen es krachen und die Ungläubigen im Kirchendienst fordern im Gegenzug für den moralischen Verfall den Fall der Sakramente.

Diejenigen, denen der Glaube etwas bedeutet, werden von beiden Seiten unter Druck gesetzt und als SÜndenböcke bzw. Opferlämmer geschlachtet.

UNd als Scheinheiligkeitsapostel tritt der Oberhirte Bätzing auf, der ein Loblied auf den Zeitgeist sing, der die beiden eingangs genannten Missstände erst möglich macht.

Mariat 20. Oktober 2021: Ein neuer Anfang! Zurück zur Wahrheit!

Die Gottesmutter in Fatima rief zu Gebet, Fasten und Buße auf. Tun wir dies, wird sie sicher mithelfen, dass die Irrtümer beseitigt werden.

Um Seelen zu retten, retten zu helfen, ist es wichtig - wenn das REDEN, wenn WORTE nicht mehr greifen, Gott zu bitten - dass ER die wahre Lehre schützt - und die Umkehr derer ermöglicht, die den "breiten, weltlichen Weg" gehen möchten.

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