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Klimadiskussion - 1,5-Grad-Ziel ist unrealistisch, unehrlich und sogar gefährlich

12. November 2021 in Chronik, 13 Lesermeinungen
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Theologe Martin Rhonheimer übt Kritik an einer Klimadiskussion, die es gerade den armen Ländern es praktisch verunmöglichen würde, sich wirtschaftlich zu entwickeln


Wien (kath.net)

"Die meisten Menschen glauben, das 1,5-Grad-Ziel im Klimaschutz ergebe sich zwingend aus der Wissenschaft. Dabei ist es ein politisches Ziel, und zwar eines mit vielen Nachteilen." Auf das hat der Theologe Martin Rhonheimer, Gründungspräsident des Austrian Institute of Economics and Social Philosophy in Wien, in einem Kommentar in der "Welt" hingewiesen. Als Freund einer freien Gesellschaft und einer marktwirtschaftlichen Ordnung müsse man den Klimakonferenz in Glasgow mit Skepsis begegnen. Eine offene Diskussion sei nicht vorgesehen, weil sie laut Rhonheimer immer von Zwängen der politischen Korrektheit geprägt, in wohldefinierten und immer gleichen Bahnen verläufe.

Der Theologe erinnert in dem Zusammenhang an den Irrglauben, dass die auf der Pariser Konferenz von 2015 beschlossene 1,5-Grad-Ziel für die maximale Erwärmung bis zum Jahr 2100 ein vom „UN-Klimarat“ (IPCC) vorgegebenes Ziel sei und die 2018 empfohlenen radikalen Maßnahmen zu dessen Erreichung deshalb wissenschaftlich geboten sei. Laut Rhonheimer stimme das aber nicht. Der "UN-Klimarat" habe das nicht gefordert, das war die Politik. 2018 stellte der IPCC fest, welches die voraussichtlichen Folgen einer Klimaerwärmung von nur 1,5 gegenüber zwei Grad wären und was zu tun sei, um dieses Ziel zu erreichen. Der Rat erklärte damals, dass das Ziel erreichbar sei, aber drastische Maßnahmen auf globaler Ebene ergriffen werdenmüssten, darunter ein weitgehender Umbau der Wirtschaft unter Führung staatlicher Vorgaben mit allen damit verbundenen ökonomischen und sozialen Unsicherheiten sowie tief greifenden Veränderungen unserer Lebensgewohnheiten.


Rhonheimer erinnert dannd daran, dass so eine globale Klimapolitik gerade den armen Ländern es praktisch verunmöglichen würde, sich wirtschaftlich zu entwickeln und auf unser Niveau aufzuholen. Die reichen Länder würden ihren relativen Vorsprung gegenüber den ärmeren Ländern beibehalten , die globale Ungleichheit könnte längerfristig drastisch ansteigen. Das wissen Länder wie China oder Indien auch, daher sei dort der Energiehunger deshalb groß. Diese Länder werden daher laut dem Theologen trotz Lippenbekenntnisse auch nicht mitmachen. Es sei daher unverantwortlich, so zu tun, als ob man das 1,5-Grad-Ziel in der vorgegebenen Zeit erreichen könnte. Laut Rhonheimer werden uns auch die Folgen einer 1,5-Grad-Erwärmung keine Verschnaufpause vergönnen. "Würden wir aber die Wirtschaft zur Erreichung genau dieses nun politisch angestrebten Maximalziels von nur 1,5 Grad anpassen, könnte es geschehen, dass wir dann nicht einmal die Folgen dieses eher kleinen Wandels zu meistern imstande wären, am Ende also schlechter dastünden als bei einer höheren Erwärmung mit dann aber zusätzlicher Wirtschaftskraft.", schreibt der Theologe.


Der Sozialethiker wünscht sich daher einen Mittelweg, der es ermöglicht, dass auch die ärmeren Länder aufholen und sich mit moderner Technologie an den Wandel der Umwelt anpassen können. In den meisten IPCC-Prognosen werde der technologische Wandel gar nicht mitberücksichtigt. Liberalen und bürgerlichen Kräfte sollten daher vermehrt einer Politik der Anpassung an den Klimawandel durch technologische und marktwirtschaftlich-unternehmerische Innovation das Wort reden und nicht der Verhinderungspolitik der Grünen anhängen. "Genau so funktionieren Tragödien: Man führt das Unglück mit genau jenen Handlungen herbei, mit denen man es zu verhindern sucht. Das 1,5-Grad-Ziel ist deshalb politisch nicht ernst zu nehmen – weniger Verhinderungspanik und mehr Anpassungsoptimismus würden eher zum Ziel führen.", schreibt Rhonheimer abschließend.

 


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Lesermeinungen

lukas.l 14. November 2021: @angelika.s

Es gibt auch Flacherdler, die nehme ich genau so wenig ernst wie EIKE.

angelika.s 12. November 2021: @J. Rückert

"Ob die Ursachen des Klimawandels wirklich stimmen, darf nicht mehr hinterfragt werden."
Das stimmt so nicht. Es gibt sogar einen Verein "EIKE" der eigens dies tut. Aber widersprechen darf man schon!

antonius25 12. November 2021: Rhonheimer ist eine Stimme der Vernunft

Wir Katholiken können stolz darauf sein, dass er ein katholischer Priester ist. Ich verfolge sein Schaffen schon länger und es hat mir einen Anstoß gegeben, mich auch wieder mehr mit dem Glauben zu befassen, der die Grundlage für dieses Denken ist.

antonius25 12. November 2021: 1,5 Grad heißt übrigens bezüglich 1850

D.h., wir haben schon 1 Grad Erwärmung ohne dass sich das Klima verschlechtert hat. Was bei nochmals 1 Grad passiert, kann man annähernd voraussagen, also z.B. Meeresspiegelanstieg,... aber ob es in der Summe positiv oder negativ ist, kann man mit objektiven Kriterien kaum bewerten und es wird vielleicht auch für Russland anders aussehen als für Spanien.

J. Rückert 12. November 2021: Prozession marsch!

Ob die Ursachen des Klimawandels wirklich stimmen, darf nicht mehr hinterfragt werden.
Sollten die wachsenden Ängste vor dem Klimawandel phobischer Natur sein? Die Hölle wurde abgeschafft, aber die Angst vor höllischem Feuer blieb? Sucht sich eine „alte Angststörung“ eine zeitgemäße Begründung?
„Bomber Harris“ klagte sich in seinen letzten Lebensjahren, dass die rauchenden Herbstfeuer der Landwirte „den Herbst verderben“ würden. Ein englischer Journalist äußerte den Verdacht, die Vergangenheit hole ihn ein.
Ketzer (wer das Klima-Feuer verneint) werden virtuell verbrannt. Und da darf ein Ablasshandel nicht fehlen.

physicus 12. November 2021: Buch "Apocalypse never"

Ein lesenswertes Buch hierzu "Apocalypse never: Warum uns der Alarmismus krank macht" von Michael Shellenberger. Selbst Umweltaktivist, dekliniert er alle Schlagworte sehr fundiert durch und räumt mit vielen "Legenden" auf. Verfügbar aktuell auf Englisch, offenbar für April 2022 auch auf Deutsch.

Winrod 12. November 2021: Utopische Ziele

sind gefährlich, weil sie alles verlangen können, in diesem Falle die Zerstörung der Wirtschaft ( die man verharmlosend als "Umbau" bezeichnet ).

betula 12. November 2021:

Die wirtschaftlichen Schäden, die bei einer Erwärmung des Klimas um 1,5 Grad enstehen, werden schon sehr gewaltig sein. Wenn die Erwärmung noch höher sein wird, dann werden auch die wirtschaftlichen Schäden nochmals eine Größenordung höher sein.

si enim fallor, sum 12. November 2021: Noch was zum Atommüll

Kernkraftwerke sind sicherer als in überirdischen Lagerhallen gelagerten Atommüll.
Darüber hinaus erzeugen Energie ohne CO2 auszustoßen.

Doch Aktivisten kämpfen gegen alle unterirdischen Lager.
Und die Presse macht munter mit.

Chris2 12. November 2021: @edessa

Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es nicht ganz so einfach ist. Ich weiß schlicht nicht, wie relevant der menschengemachte Anteil am natürlichen Klimawandel ist, den es ja schon immer gab. Oder ob die 0,04% des Spurengases CO2 an der Atmosphäre wirklich in der Lage sind, den Planeten spürbar zu erwärmen.
Das Agieren vieler, die das behaupten, zeigt jedenfalls die für unsere Zeit typischen selbstzerstörerischen, ersatzreligiös-aggressiv-totalitären Tendenzen auf (FFF wird lt. WELT auch immer mehr von Linksextremisten unterwandert) und Regierungen könnten kaum bessere Begründungen für massive Steuererhöhungen, Planwirtschaft (erzwungener Unstieg auf E-Auto) und Zwangsmaßnahmen gegen die Bevölkerung haben. Daher bin ich skeptisch, aber versuche als Christ natürlich generell, der Umwelt nicht unnötig zu schaden.

si enim fallor, sum 12. November 2021: Ja, so ist es

Dafür gibt es bereits Beispiele. Einer davon:

Die nukleare Abfälle aus Kernkraftwerken.
"Dank" grüner Aktivisten und bürokratischer Hürden wird es in Deutschland erst um 2070-80 der Atommüll in einem sicheren unterirdischen Atommülllager gelagert sein (und auch nur dann, wenn alle Prüf- und Genehmigungsverfahren reibungslos verlaufen, ansonsten wird es länger dauern).

Und in der Zwischenzeit ist der Atommüll in Lagerhallen in der Nähe der Kernkraftwerke untergebracht, auch wenn die Kraftwerke stillgelegt sind.
Und das ist eine gefährliche Situation.

Doch nicht nur die Aktivisten, sondern auch ein Großteil der Presse spricht nicht mehr über Atommüll. Anscheinend war nur die Proteste und die Politisierung an für sich wichtig.

edessa 12. November 2021: @Chris2

Aber der Mensch hat doch gar nicht soviel Macht, das Wetter zu verändern oder sind Sie da anderer Meinung?

Chris2 12. November 2021: @Arnau Amalric

Ganz so einfach wäre es leider nicht, auch, wenn manche Regionen tatsächlich von Verschiebungen der Klimazonen profitieren würden (z.B. die "Subsahara", wo es feuchter werden dürfte). Wenn es bei uns zum Beispiel deutlich trockener und wärmer wäre, hätten wir zwar bestes Biergarten- und Badewetter unter Palmen, aber auch z.B. Wasserknappheit und Ernteausfälle.
Wenn...

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