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Kirche erhofft sich von Papstbesuch Aufmerksamkeit für Zypern

28. November 2021 in Chronik, keine Lesermeinung
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Lateinischer Patriarchalvikar Kraj berichtet von Herausforderungen durch politische Teilung und großer Zahl an Migranten und Flüchtlingen - Ökumene im alltäglichen Leben oft recht gut=


Nikosia (kath.net/ KAP)

Ökumene und die Herausforderungen für die zyprische Gesellschaft sollen nach Worten des lateinischen Patriarchalvikars Jerzy Kraj im Fokus des Besuchs von Papst Franziskus (2. bis 4. Dezember) auf der Mittelmeerinsel stehen. Der Franziskaner erhofft sich davon auch einen Impuls für mehr internationale Unterstützung. "Wir hoffen, dass unsere Situation gesehen wird", sagte Kraj im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Nikosia.

Die seit 1974 anhaltende politische Teilung bezeichnete der polnische Ordensmann als Wunde. Es sei immer schwieriger, einen Versöhnungsprozess zu sehen. Direkte Gespräche oder Dialog der Konfliktparteien fehlten. Vor große Herausforderungen stelle die Insel auch die große Zahl von Migranten und Flüchtlingen. "Zypern steht in Europa an erster Stelle, wenn es um die Zahl von Migranten pro Einwohner geht", so Kraj. Die Kirche leiste Hilfe und bemühe sich um Lösungen, etwa durch die Caritas.


Ein positives Bild zeichnete Kraj vom ökumenischen und islamisch-christlichen Miteinander auf der geteilten Insel. Abgesehen von wenigen orthodoxen Hardlinern sei das Verhältnis zwischen der griechisch-orthodoxen Mehrheit und den armenisch-orthodoxen, römisch-katholischen und maronitischen Minderheiten gut. Überdies versuche man, einen konstruktiven Beitrag zu den Friedensgesprächen zu leisten. Man wolle zeigen, "dass Dialog möglich ist", so der Franziskaner. Der Zypern-Konflikt sei ein politischer, kein religiöser Konflikt, in dem jedoch Religion benutzt werde.

 

Orthodoxe Gastfreundschaft

Im Interview mit der Woichenzeitung "Die Tagespost" vertiefte der Vikar aktuelle ökumenische Situation vor Ort. Die Orthodoxie sei "skeptisch hinsichtlich der Theologie, aber nicht im alltäglichen Leben." Im griechischen Teil Zyperns hätten die Franziskaner drei eigene Kirchen, "weitere vier Kirchen werden uns von den Orthodoxen zum kostenlosen Gebrauch überlassen. Sie laden uns oft ein und sind sehr freundlich. Theologisch ist das anders, da die Orthodoxie Einflüssen aus Russland ausgesetzt ist, aber im Alltag sind die Beziehungen sehr gut."

Die orthodoxe Kirchenleitung sei aber wohl sehr erfreut über den Besuch, meinte Kraj: "Erzbischof Chrysostomos selbst hat den Papst eingeladen, und es wird eine liturgische Begegnung geben." Nachsatz: "Es wird unter den Bischöfen auch kritische Wortmeldungen geben, aber keine Demonstrationen oder Proteste."

Er erwarte sich von dem Besuch keine Wunder, unterstrich der Patriarchalvikar, "doch Papst Franziskus ist bekannt für seinen aktiven ökumenischen Zugang": Die Resultate werde man nicht morgen sehen, "aber so werden künftige Dialoge vorbereitet, indem man den Glauben jener würdigt, die noch fern und nicht in voller Gemeinschaft leben".

 

80 Prozent Christen

Politisch ist die Insel Zypern seit 1974 geteilt. Der größere Südteil wird von der Republik Zypern beherrscht, während der Nordteil unter Kontrolle der Türkischen Republik Nordzypern steht, die nur von der Türkei anerkannt ist. Von den rund 850.000 Einwohnern der Republik Zypern bekennen sich mehr als 90 Prozent zum Christentum. Fast alle von ihnen gehören der autokephalen, also selbstständigen griechisch-orthodoxen Kirche von Zypern an. Von den rund 265.000 einheimischen und zugewanderten Einwohnern Nordzyperns sind nur höchstens ein Prozent Christen, die anderen Muslime.

 

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