kath.net katholische Nachrichten

Aktuelles | Chronik | Deutschland | Österreich | Schweiz | Kommentar | Interview | Weltkirche | Prolife | Familie | Jugend | Spirituelles | Kultur | Buchtipp


Katholische Jugendliche sollten zwei Jahre Missionsarbeit leisten

16. Juli 2022 in Interview, 2 Lesermeinungen
Artikel versenden | Tippfehler melden


Interview mit US-Bischof Andrew Cozzens, der im folgenden Interview erzählt, wie es bei ihm zu diesem Engagement und zu seiner Priesterberufung kam.


Wien (kath.net/vision2000.at)

In den USA gibt es eine Reihe von Bischöfen, die sich auch öffent­lich stark für den Lebensschutz, insbesondere der ungeborenen Kinder, einsetzen. Zu ihnen zählt Bischof Cozzens, der im folgenden Interview erzählt, wie es bei ihm zu diesem Engagement und zu seiner Priesterberufung kam.

Können Sie uns etwas über Ihre Kindheit erzählen?

Bischof Andrew H. Cozzens: Eine bezeichnende Geschichte betrifft meine Geburt. Als meine Mutter mit mir in der 20. Woche schwanger war, ist ihre Fruchtblase geplatzt. Ihr Arzt wollte daraufhin die Geburt einleiten und mich abtreiben mit dem Hinweis, ich würde ein schwer behindertes Kind sein – eine „Missgeburt“ war das Wort, das er verwendet hat. Gott sei Dank waren meine Eltern gläubige Katholiken, und sie suchten sich einen neuen Arzt. Der zweite Arzt sagte meiner Mutter, dass es eine gute Chance gäbe, dass ich gesund davonkommen könnte, wenn sie die nächsten 20 Wochen im Bett verbringen würde. Und das geschah dann auch. Ich kam zwar mit schweren Allergien zur Welt, die mich immer noch begleiten, aber sonst gab es keine gesundheitliche Mängel.

Die Versicherung meiner Eltern übernahm die Behandlungskos­ten nicht, aber es geschah etwas Seltsames. Der zweite Arzt meiner Mutter schloss mit dem ersten eine Wette ab, dass ich gesund zur Welt kommen würde. Der Verlierer sollte die Kosten der medizinischen Betreuung übernehmen. Und so kam es, dass der erste Arzt letztlich die mit meiner Geburt verbundenen Kosten bezahlte. Da ich schweres Asthma hatte, übersiedelte die Familie von Connecticut nach Colorado, wo es ein Asthma-Forschungszentrum und ein besseres Klima für Asthmatiker gab…


In der ersten Klasse kam ein Pries­ter in die Schulklasse, ein Irischer Monsignore. Er lud mich in den Hausflur ein, wo ich meine erste Beichte ablegte. Auch meine Erstkommunion hatte ich ein Jahr früher. Er war um die 70 und in Pension und bat mich, in der Messe zu ministrieren. Er blieb in engem Kontakt mit meiner Familie. Und es dauerte nicht lange, da wollte ich ein Priester wie der Monsignore werden. Er war für mich ein großes Vorbild. Er besaß ein Haus in den Bergen in der Nähe von Lake Branby, wo er seine Pension verbrachte.

Für den Erzbischof war er der Feuerwehrmann, wenn irgendwo Feuer am Dach war. Neun Monate im Jahr war er im Einsatz. Wenn es irgendwo in der Erzdiözese ein Problem gab, sendete ihn der Erzbischof, um die Angelegenheit zu regeln. Die drei Sommermonate verbrachte er mit Fischen. Ich und ein anderer junger Mann minis­trierten, wenn er täglich die Messe feierte und begleiteten ihn zum Fischen; diese Erfahrungen bestärkten mich, Priester werden zu wollen. Er war ein wirklich heiligmäßiger Mann.

Nach meiner Geburt konnte meine Mutter keine weiteren Kinder bekommen, und so wurden meine Eltern Pflegeeltern… Wir nahmen gestörte Kinder auf. Eines der Kinder kam später wieder zurück, und meine Eltern adoptierten es, als es 15 war. Sein Name ist Serge, ein Afro-Amerikaner. Er ist heute Anwalt in Denver und hat zwei Söhne.

Sie waren sehr aktiv in der Lebensschutzbewegung. Hat Sie der Umstand motiviert, dass Sie abgetrieben worden wären, wenn Sie andere Eltern gehabt hätten?

Bischof Cozzens: Das hat sicher dazu beigetragen. Meine Eltern haben mit mir auch über ihre Pro-Life-Überzeugung gesprochen und daran erinnert: „Der Arzt sagte uns, wir sollten abtreiben.“ Sie sagten auch, dass Gott mein Leben gerettet habe, weil er Pläne mit mir habe. Daher wuchs ich mit einem starken Bewusstsein heran, eine Berufung zu haben. Während der Zeit, in der ich im Benedictine College war, hatte ich einen guten Freund – er war im ersten Semester –, der bei „Operation Rescue“ engagiert war und mich animierte mitzumachen. Sieben Mal wurde ich verhaftet, und wenn du so oft verhaftet wirst, landest du schließlich im Gefängnis. Zweimal verbrachte ich eine Woche in Haft. Es war dann so, dass ich meine Abschlussprüfungen im letzten Studienjahr vorzeitig ablegen musste, um meine Haft antreten zu können.

Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie es wieder so machen?

Bischof Cozzens: Unbedingt. Heute muss man die Frage mit Vernunft angehen. Während der Präsidentschaft von Clinton hat sich das Gesetz geändert und zwar so, dass widerrechtliches Betreten einer Abtreibungsklinik ein vom Bund geahndetes Delikt wurde mit einer Mindeststrafe von sechs Monaten Gefängnis. Vernünftigerweise gibt es somit andere Möglichkeiten, Leben zu retten, ohne verhaftet zu werden. Damals jedenfalls war es sinnvoll, da die Strafen nicht so hoch waren.
(…)

Was ist NET Ministries und wie kam es, dass Sie da mitmachten?

Bischof Cozzens: NET ist eine katholische Organisation, die Jugendliche einlädt, sich ein, zwei Jahre ihres Lebens in der Missionierung anderer Jugendlicher zu engagieren. Sie können da in Pfarren oder Schulen arbeiten oder herumreisen und Einkehrtage für Schüler der Mittelschule und Oberstufe anbieten. Ich bin ein starker Befürworter dieser Art von Evangelisierungs­tätigkeit. Meiner Meinung nach sollte jeder katholische Jugendliche ein, zwei Jahre Missionsarbeit tun. Das gibt vielen die Möglichkeit, das Evangelium zu hören, und es verändert den Missionar zum Besseren. Er oder sie bekommen eine gute Ausbildung und die Erfahrung, wie man über den Glauben spricht, etwas, was man anderswo brauchen kann. Ich denke, das ist eines der besten Dinge, die ein junger Mensch tun kann.

Was mich betrifft, war meine Schwester bei NET Ministries engagiert, als ich ein Jugendlicher war, was dazu führte, dass auch ich da hineingeriet. Es bewirkte in mir eine vertiefte Bekehrung. Unter den jungen Leuten, die ich damals kannte, hatte ich keine guten Vorbilder, was den Glauben anbelangte. Als ich an NET Ministries Veranstaltungen teilnahm, traf ich Missionare und sah, wie ich eigentlich leben sollte. Damals im Sommer kam ich in Kontakt mit St. Paul’s Out­reach, mit täglichem Gebet und Messbesuch, so dass ich meinen Glauben schon wirklich ernst nahm, als ich nach meinem Juniorjahr wieder ans College kam.

Auszug aus einem Interview, das Jim Graves für The Catholic World Report v. 17.4.22 geführt hat. Bischof Cozzens ist seit 2021 Bischof von Crookston in Minnesota. Er wurde 1997 zum Priester und 2013 zum Bischof (Weihbischof der Erzdiözese von St. Paul and Minneapolis) geweiht. In der US-Bischofskonferenz ist er Vorsitzender des Komitees für Evangelisation und Katechese.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

Tweet 




Lesermeinungen

ThomasR 17. Juli 2022: katholische Jugendliche in Deutschland haben Anspruch

auf Zugang zur priesterlichen Seelesorge in jeder Pfarre

eine kircheninterne Forderung des Priestermangels ist dringendst zu beenden

Priestermangel in Deutschland ist wie gewollt und wie geschaffen
auch ostkatholische nichtzölibatäre und altrituelle Priester sind Priester!

www.youtube.com/watch?v=fAM71TkIIik

Scotus 16. Juli 2022:

Es gibt auch gute Hirten.

Um selbst Kommentare verfassen zu können nützen sie bitte die Desktop-Version.


© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz