kath.net katholische Nachrichten

Aktuelles | Chronik | Deutschland | Österreich | Schweiz | Kommentar | Interview | Weltkirche | Prolife | Familie | Jugend | Spirituelles | Kultur | Buchtipp


Hauptursache für den Rücktritt Benedikts war seine Schlaflosigkeit gewesen

30. Jänner 2023 in Chronik, 18 Lesermeinungen
Artikel versenden | Tippfehler melden


„Neun Wochen vor seinem Tod hatte der Papst em. Benedikt XVI. einen letzten Brief an mich geschrieben. Darin nannte er als die Hauptursache für seine gesundheitliche Erschöpfung und damit für den Rücktritt seine Schlaflosigkeit.“ Von Peter Seewald


Vatikan (kath.net/pl) Das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtet über einen letzten Brief von Papst em. Benedikt XVI. an seinen Biographen Peter Seewald. Angestoßen wurde die Focus-Berichterstattung durch das Buch von Peter Seewald, „Benedikts Vermächtnis“, dessen Erscheinen im Hamburger Verlag Hoffmann und Campe unmittelbar bevorsteht. In dem Brief Benedikts, den der „Focus“ (mit Ausnahme eines kleinen geschwärzten Absatzes)in voller Länge als Fotodokument veröffentlicht und den Seewald als authentisch bestätigt hat, schrieb Benedikt neu Wochen vor seinen Tod, dass ihn seit dem Weltjugendtag in Köln (2005) „die Schlaflosigkeit“ „ununterbrochen begleitete“. „Mein Arzt hatte anfangs keine Bedenken, auch starke Mittel einzusetzen, die zunächst die volle Verfügbarkeit am nächsten Tag garantierten“, der Emeritus. Allerdings kamen diese bald „an ihre Grenzen“. 2012, bei seiner Reise nach Lateinamerika, sei morgens sein Taschentuch „total mit Blut durchtränkt“ gewesen, was ein Chirurg aber so in Griff bekam, dass die Verletzungen durch einen mutmaßlichen Sturz im Badezimmer“ nicht sichtbar gewesen seien. Ein neuer Leibarzt habe dann für die Verringerung der Schlafmittel plädiert und auf die Kürzung des öffentlichen Programms bei Auslandsreisen. „Es war klar, dass ich“ den Weltjugendtag Rio de Janeiro im Juli 2013 „unter diesen Umständen nicht mehr bewältigen könnte, sondern dass ein neuer Papst die Aufgabe übernehmen müsste. Das bedeutete die Notwendigkeit meines Rücktritts vor Ostern 2013.“


Neun Wochen vor seinem Tod, mit Datum 28. Oktober 2022, hatte der emeritierte Papst Benedikt XVI. einen letzten Brief an mich geschrieben. Darin nannte er als die Hauptursache für seine gesundheitliche Erschöpfung und damit für den Rücktritt seine Schlaflosigkeit. Der Einsatz von Schlafmitteln, die er offenbar bereits seit 2005 nutzen musste, sei ausgeschöpft gewesen.

Benedikt XVI. wollte zu seinen Lebzeiten um die näheren Umstände seines mit seiner Erschöpfung begründeten Rücktrittes kein Aufsehen machen. Leider wird daher noch immer über mögliche andere Gründe für seine Demission spekuliert, gerade auch nach seinem Tod. Gerüchte über Erpressung und einem wie auch immer gearteten Druck, der auf ihn ausgeübt worden sei, verstummen nicht. Genauso wie die Vermutung, „Vatileaks“ sei der wahre Grund für den Rücktritt gewesen. Der italienische Historiker Roberto de Mattei meinte kürzlich sogar: „Der Verzicht auf das Papsttum bleibt also unerklärlich“. Was für ein Unsinn.

Nach dem Tod Benedikt XVI. fühle ich mich verpflichtet, das mir anvertraute entscheidende Detail aus der Krankengeschichte des deutschen Papstes zu veröffentlichen. Ich hoffe, dass damit die Verschwörungstheorien und irren Spekulationen endgültig aus der Welt geschafft werden. Der Rücktritt Benedikts hatte gesundheitliche Gründe, genau so, wie er es in seiner Rücktrittserklärung zum Ausdruck brachte. Er hatte übrigens bereits 2010 in unserem Interviewbuch „Licht der Welt“ unmissverständlich angekündigt, dass er von der Option für die Demission Gebrauch machen würde, sobald seine Kräfte es nicht mehr zuließen, das Amt Petri auszuüben. Leider hat davon kaum jemand Notiz genommen.

Großer kath.net-Buchtipp – NEUERSCHEINUNG!
Peter Seewald: Benedikts Vermächtnis
Das Erbe des deutschen Papstes für die Kirche und die Welt
Hardcover, 400 Seiten
2023 Hoffmann Und Campe
ISBN: 978-3-455-01258-3
Preis Österreich: 25,70 Euro

 


Bestellm?glichkeiten bei unseren Partnern:


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

Tweet 




Lesermeinungen

Chris2 1. Februar 2023: @SCHLEGL

Schlaflosigkeit ist wohl eher ein Symptom, als eine Ursache. Meistens hat sie Gründe...

Paddel 28. Jänner 2023: Schlaflosigkeit vertreibt keine Gerüchte

Diese kann ja viele Ursachen haben, nicht nur "Überarbeitung". Über die Ursachen der Schlaflosigkeit kann man sich jetzt also trefflich streiten. Gerüchte wird das meiner Meinung nach nicht entkräften.

Ob es seiner Heiligkeit recht ist, dass die ganze Welt weiß, welche Medikamente er eingenommen hat und dass er im Badezimmer gestürzt ist und geblutet hat.

Ja, hätte er das gewollt, warum hat er es dann nicht selbst gesagt, als es Zeit dafür war?

Everard 28. Jänner 2023: És ist gut, dass Seewald

Dies publik macht. In vielen älteren Biographien wird auch die Insomnie Kard. Richelieus sehr ausführlich beschrieben. Gerade bei illustren Intellektuellen mit großer Verantwortung ist dieses Leiden delikat und eine ganz schlimme Heimsuchung. Einerseits entkräftet es ungemein anderseits kommen bei Betroffenen dann damit Zweifel auf ob sie das anvertraute Amt gehörig ausfüllen können. Und das Problem wird dadurch noch größer.

Miriam7 28. Jänner 2023: P.S.

Ich empfinde private Aussagen über intimste Dinge eines Verstorbenen, der sich nicht mehr dazu äußern kann, als Angriff auf dessen Würde und als primitiven Tratsch, selbst wenn es einige interessante und positive Informationen in jenen Büchern gibt. Und die Würde jener "Täter" wird durch ihr eigenes Tun auch sehr beschädigt (finde ich). Besonders von einer dieser Personen bin ich sehr enttäuscht.

winthir 28. Jänner 2023: manchmal lese ich auch gern in Klatschmagazinen, SalvatoreMio :-)

Was mich beispielsweise zum fröhlichen Lachen gebracht hat im Gänswein-Buch, war die Erzählung, als man vergeblich versuchte, den frischgebackenen Papst davon abzubringen, seinen schwarzen Pullover unter der weißen Soutane auszuziehen. (ich kann mir die Szene lebhaft vorstellen).

Ich hatte damals im TV (ich hab' den schwarzen Pullover unter der weißen Soutane bemerkt) mir gedacht: Ja, so kenn' ich ihn.

Bei unserem gemeinsamen Frühstück trug er unter der Soutane ein Hemd, bei dem die Manschetten (wohl von seiner Schwester) sorgfältig geflickt waren.

(und jetzt denke ich: was mir nicht alles auffällt ...)

:-)

Karlmaria 28. Jänner 2023: Jeder weiß doch das Papst Benedikt16 ein feinsinniger und zurückhaltender Mensch war

Und dass so einem Menschen das Papstamt nicht gesundheitlich nicht gut tut ist doch klar. Ich denke da gleich an Bundeskanzler Helmut Schmidt der auch einmal gesagt hat dass das Kanzleramt ihm gesundheitlich nicht gut getan hat. Und Bundeskanzler Helmut Schmidt war ein noch viel robusterer Mensch als Papst Benedikt16. Seit ich meine Herzkrankheit habe ist es mit dem Schlaf auch nicht mehr so bei mir. Das Gefühl mit allem nicht mehr zurecht zu kommen kenne ich jetzt auch. Ich bin halt ein alter Sportler und nehme das als Herausforderung an. Mit irgend welchen Schwierigkeiten muss man ja immer kämpfen. Das Gefühl voll unter die Räder zu kommen ist natürlich schon ziemlich. Der Rosenkranz hat sich als gutes Schlafmittel bewährt. Ich habe jetzt einen guten selbst gemachten Rosenkranz der echt gut in der Hand liegt. Fast wie ein Handschmeichler. Den habe ich manchmal die ganze Nacht in der Hand. Die Mutter Gottes hat ja einmal gesagt dass das so ist als wenn man ihre Hand halten würde!

SalvatoreMio 28. Jänner 2023: Erzbischof Georg Gänswein und sein neues Buch

Sehr geehrter @winthir: Sie haben schon zuvor Alltagsgewohnheiten von Papa Benedetto erwähnt. Soweit in Ordnung, man könnte aber auf den Gedanken kommen, das Buch sei eine Art Klatschmagazin mit dem man die Wartezeit beim Friseur totschlägt. - In Wahrheit enthält es viele Einzelheiten über den Werdegang des Josef Ratzinger bis hin zum Papst, und man erfährt allerlei über die Kirchengeschichte seiner und unserer Zeit.

winthir 28. Jänner 2023: "hören die je einen Dank?" fragte SalvatoreMio, hier.

Von mir schon! :-)

Für mich ist das Wort "danke" das wichtigste Wort überhaupt, und, wenn ich in ein fremdes Land komme, schaue ich zuerst, wie das Wort "danke" dort in der Landessprache heißt.

Und, über eine kleine "Unterstützung" für die Kaffeekasse freut sich jeder. Auf den materiellen Wert kommt es gar nicht so an.

Und, über meiner neueste Danke-Aktion (bei meinen Klinik-Aufenthalten kriegt jeder einen Engel, konkret: einen Schoko-Engel von LINDT), haben sich alle gefreut - auch der Chefarzt :-)

An der Reaktion der Menschen habe ich gemerkt, daß ich mit meinem "danke" wohl ein Exot bin. Erst habe ich mich gewundert, dann habe ich verstanden: Andere Menschen machen das oft nicht.

Und: Freude schenken schenkt Freude. Habe ich erfahren :-)

winthir 28. Jänner 2023: "Muss das die ganze Welt wissen?", fragte Paddel, hier.

nun, in diesem Fall macht es Sinn - um endlich die Verschwörungstheorien zum Rücktritt von Papst Benedikt XVI. dahin zu befördern, wo sie hingehören: In den Müll (SCHLEGL hat das hier ausführlich kommentiert).

cui bono? frage ich mich eher, wenn uns Georg Gänswein in seinem neuen Buch von den päpstlichen Verdauungsproblemen, behoben ohne Medikamente, sondern durch den Genuß von FANTA, berichtet :-)

SalvatoreMio 28. Jänner 2023: Muss das die ganze Welt wissen?

Lieber@Paddel!Ja, warum sollte das jeder wissen? - Aber es macht Sinn!"Was tun die denn schon?" - heißt es oft über Priester. Gerade die Mühen geistiger Arbeit werden vielfach unterschätzt. Was wiederum ein Papst leisten muss, kann sich kaum einer vorstellen. - Ganz allgemein müssten wir den Einsatz unserer Mitmenschen mehr schätzen, egal, worum es sich dreht: wenn ich sehe, wie Mitarbeiter der Supermärkte rennen, Lasten schieben und schleppen - besonders viele Frauen sind es: hören die je einen Dank?

Benno Faessler-Good 27. Jänner 2023: "Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende gewähre uns der allmächtige Herr."

Zitate aus der Komplett, z.B. des Klosters Einsiedeln. Die Komplett wird via Homepage des Klosters Einsiedeln übertragen und auch via Youtube.

Mein Gebet für den Heiligen Vater Papst Franziskus:

"Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz, wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen in seinem Frieden."

max58wi 27. Jänner 2023: Schlaflosigkeit hört sich so harmlos an, ist aber eine Qual.

Paddel 27. Jänner 2023: Muss das die ganze Welt wissen?

Welche Medikamente Papst Benedikt XVI zu sich genommen hat? Manche sind regelrecht abhängig nach Schlafmittel und immer wieder sterben Menschen an Überdosis. Wenn jetzt jeder weiß, dass Papst Benedikt XVI starke Schlafmittel genutzt hat, dann hoffe ich, dass das keine Nachahmer findet, oder für manche eine Legitimation bedeutet, die sich keine so gute Ärzte leisten können...
Warum muss jetzt jeder, mit seinen persönlichem und privatem Wissen über PBXVI an die Öffentlichkeit mit der Begründung, Gerüchte aus dem Raum zu schaffen? Ich bezweilfe, dass Gerüchte damit abgeschafft werden. Das wäre das erste mal...

fleur de lis 27. Jänner 2023:

Wenn das stimmt, dann hat der behandelnde Arzt m.E. unverantwortlich gehandelt. Auf jeder Packungsbeilage steht, dass Schlafmittel, insbesondere schwere, nur zeitweilig genommen werden dürfen. Außerdem wäre es besser gewesen, die Ursachen dieser Schlaflosigkeit zu erkennen und zu bekämpfen (die es ja geben muss), als die Wirkung.

winthir 27. Jänner 2023: Du schreibst mir aus dem Herzen, SCHLEGL :-)

genau das wollte ich auch schreiben.

Nur noch ein Satz:

"Übernatürlich erscheinende Phänomene
haben oft natürliche Ursachen."

(keine Ahnung, wer diesen Spruch geprägt hat - könnte vielleicht sogar von mir sein).

danke Dir,
sagt der winthir.

SCHLEGL 27. Jänner 2023: Höchst aufschlussreich!

Glücklicherweise ist dieser Brief jetzt öffentlich geworden!
Wenn ich denke, welche abstrusen Verschwörungstheorien über den Rücktritt von Papst Benedikt XVI in die Welt gesetzt worden sind, auch hier von Usern, herrscht jetzt Klarheit!
Schlaflosigkeit über längere Zeit ist eine große Belastung für den ganzen Organismus.
In seinem Buch "Erinnerungen" schreibt der ungarische Primas und Bekenner des Glaubens, Joseph Kardinal Mindszenty, über seinen Vorgänger, Kardinal Seredi,dass dieser viele Jahre unter schrecklicher Schlaflosigkeit gelitten hätte.Primas Seredi sei jede Nacht durch die riesigen Gänge und Säle des Erzbischöflichen Palais von Gran (= Esztergom) gegangen, bis der Morgen graute. Nach einer solchen Nacht schrieb der Primas in sein Tagebuch: "In solchen Nächten verstehe ich sogar die Selbstmörder!"
Natürlich haben die schweren Schlafmittel, die Benedikt bekommen hat, die ganze Sache nachher noch verschlimmert.

Monsventosus 27. Jänner 2023: Erfurt

Ich durfte im September 2011 an der Papstmesse in Erfurt teilnehmen und entsinne mich lebhaft, wie betroffen alle aus unserer Pilgerschar über die Erschöpfung unseres heiligen Vaters waren.
Ruhe in Frieden!

Hängematte 27. Jänner 2023: Oh was muss Papst Benedikt gelitten haben!!!

Nicht schlafen können ist ein schweres Leiden.
Wie tapfer war doch dieser Mensch.
Umso mehr ist er ein Kandidat für eine Selig- und Heiligsprechung.

Um selbst Kommentare verfassen zu können nützen sie bitte die Desktop-Version.


© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz