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Jesus begegnet uns Weinenden

29. März 2024 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Die Jugendkolumne von kath.net - Von Viktoria Samp


Wien (kath.net)

Auf der 8. Station des Kreuzweges gedenken wir, wie Jesus, geschlagen, gegeißelt, beschimpft, voller Blut und Wunden, mit letzter Kraft immer wieder unter dem Gewicht des Kreuzes fallend, den weinenden Frauen begegnet. Wer findet sich in diesen weinenden Frauen nicht wieder? Wer verspürt keinen Mitleid, wenn er die Passion Christi und Seinen Schmerz sieht? Allein eine Lektüre oder ein Film über diese Geschehnisse treiben uns Tränen in die Augen, und wie wäre es erst wenn wir live dabei gewesen wären! Doch Jesus wendet sich an diese Frauen und sagt: „Frauen von Jerusalem, weint nicht über Mich; weint über euch und eure Kinder!“ (Lk 23,28).

Diese Szene ist sehr vielsagend: Im Angesicht eines grauenhaften und sehr schmerzhaften Todes wendet sich Jesus an die weinenden Frauen und sagt etwas, was uns wirklich zu denken geben sollte: Mein Leiden ist nicht so bedauernswert, wie Euer und Eurer Kinder Schicksal. Jesus gibt uns zu verstehen, dass unser eigener Schicksal noch viel bedauernswerter als dieser Anblick ist.


Möchte Jesus wirklich unsere Tränen?

Als Jesus Seine Jünger auf Mission sendet, sagt Er ihnen: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann“ (Mt 10,28). Damit zeigt Er uns ganz deutlich, was unser wirklicher Drama ist – der seelische Tod, das Verderben der Hölle, also die Entscheidung gegen Gott. Entscheidend ist, dass dies etwas ist, was uns niemand ohne unseren Willen auferlegen kann. Wir sollen uns vor dem fürchten, der uns dazu führen kann, dass wir uns gegen Gott entscheiden.

Möchte Gott wirklich, dass wir voll Furcht und Angst durch unser Leben schreiten?

Laut eines Psychologielexikons ist Furcht eine negative Emotion, die unser Körper in Verhaltensbereitschaft setzt und z. B. Fluchtverhalten oder Abwehrreaktionen erleichtert (Dorsch, Hogrefe AG). Die richtige Reaktion auf das, was unsere Einheit mit Gott bedroht, ist also die Flucht und Abwehr. Dies betont auch Papst Franziskus in seiner Generalaudienz am 27.12.2023: „Mit dem Teufel […] spricht man nicht. Nie! Man darf nie diskutieren“.

Man sagt, die Worte „Fürchtet Euch nicht“ kommen in der Heiligen Schrift 365 mal vor, als wollte uns Gott diese Botschaft jeden Tag aufs Neue mitgeben. Wir scheinen dieser Worte wirklich zu bedürfen, denn Studien zeigen, dass Angst und Sorgen verbreitete Phänomene sind. Zwei Drittel der Deutschen haben Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten und damit ist das die häufigste Angstursache in Deutschland (vgl. Statista). Ist das ein Anzeichen von „Luxus“ oder mangelt es uns doch einfach an Bewusstsein, was die eigentlich größte Bedrohung für uns ist?

Doch was ist die Lösung gegen das Böse? Sollen wir darüber weinen? Möchte Gott unsere Tränen?

Darüber zu weinen ist nur der erste Schritt. Unsere Tränen zeigen, dass wir im Herzen durch unsere Sünden leiden und damit unser Gewissen erforscht haben und Reue verspüren. Doch hier können wir nicht stehenbleiben, wir müssen, wie Jesus auf dem Kreuzweg, immer wieder aufstehen und das Werk zur Vollendung bringen, indem wir beschließen, die Sünde zu meiden, uns zu dem Vergangenen bekennen und unsere Schuld wiedergutmachen. Damit erfüllen wir die Voraussetzungen einer gültigen Beichte, die uns reinigt und ein neues Leben gibt. Im Römerbrief sagt der hl. Apostel Paulus „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!“ (Röm 12,21) und gibt uns damit die beste Ausrüstung: Das Schild gegen die Versuchung und das Schwert der Liebe.

Ich wage zu behaupten, dass sich auch der wahre Christ vor dem Tod nicht fürchtet, denn er blickt voll Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft, die ihn in seiner wahren Heimat beim Vater erwartet. Das zeigen uns auch die drei Tage der Feier des Todes und der Auferstehung Christi – der Tod ist nur ein nötiger Übergang in eine neue, bessere – in die eigentlich wahre Welt, in der es keinen Tod mehr gibt.


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Lesermeinungen

Stefan Fleischer 29. März 2024:

Die Furcht des Herrn
Ich frage mich oft, ob die tiefe Ursache aller Probleme unserer Kirche (und der ganzen Welt) nicht darin liegt, dass die Welt von heute von Christus (und der Kirche) das irdische Heil erwarten, während der Herr gekommen ist, «sein Volk aus seinen Sünden zu erlösen). Natürlich kann diese Erlösung auch irdisches Heil bewirken (und tut es auch). Aber das sind immer nur Nebenwirkungen, nicht ihr tiefster Sinn. Es gibt kein Heil, weder irdisches noch ewiges, für uns Menschen ohne die Erlösung. Und der Mensch hat die Freiheit, diese anzunehmen oder auch abzuweisen. In diesem Geheimnis liegt der ganze Ernst – aber auch die ganze Zuversicht – unseres Glaubens. Das ist jene «Furcht des Herrn», welche der Psalmist als «Anfang der Weisheit» besingt. ( Ps 111,10)

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