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Jesus bleibt Herr der Geschichte

27. Dezember 2020 in Interview, 10 Lesermeinungen
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Ist Corona ein Vorbote des Endes der Welt? - Interview mit dem evangelischen Theologen Gerhard Maier


Wien (kath.net/Vision2000.at)

Jedesmall, wenn die Welt von Katastrophen heimgesucht wird, taucht die Frage auf: Ist das nun der Anfang von ihrem Ende? Im Folgenden die pointierte Antwort eines evangelischen Theologen:

Herr Professor, ist das Coronavirus ein Zeichen der Endzeit?

Professor Gerhard Maier: Nein. Ich halte mich an 2. Thessalonicher 2,2: ,,Dass ihr euch nicht erschrecken lasst" durch solche, die „behaupten, der Tag des Herrn sei schon da". Wohl aber ist das Coronavirus ein Modell, an dem wir erkennen können: So ähnlich also kann es einmal werden.

Das Virus deuten Theologen sehr unterschiedlich. Woran liegt das?

Maier: Theologen waren schon immer unterschiedlicher Meinung. Dabei kommt es viel darauf an, ob die Bibel Gottes Wort ist oder nur ein kümmerlicher Abglanz davon.

Wann kommt Jesus wieder?

Maier: Diese Frage hat uns Jesus Christus selbst verboten. Am Anfang der Kirchengeschichte sagte er zu seinen Jüngern: ,,Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat" (Apostelgeschichte 1,7). Dass die Endzeit fortgeschritten ist, steht schon nach Römer 13,12 (,,Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe herbeigekommen") und Offenbarung 1,3 (,,denn die Zeit ist nahe") fest. Wir dürfen aber Gottes Uhr nicht mit unserer Menschen-Uhr verwechseln. Insgesamt sind mir aber diejenigen lieber, die nach der Endzeit fragen, als diejenigen, die nur danach fragen, wann die Corona-Zeit zu Ende sei.


Seine Wiederkunft hat Jesus vor knapp 2.000 Jahren angekündigt. Hat Jesus Verspätung?

Maier: Jesus hat sich meines Wissens noch nie verspätet. Weder in meinem eigenen Leben noch bei den Jüngern im Sturm, als sie riefen: ,,Meister, Meister, wir kommen um" (Lukas 8,24). Jesus Christus bleibt der souveräne Herr der Zeit: Er ändert Zeit und Stunde nach seiner Vollmacht (Daniel 2,21). Er verkürzt aber die Tage der letzten Trübsal (Matthäus 24,22).

Selbst manche Christen rechnen nicht ernsthaft damit, dass Jesus sich hier blicken lässt.

Maier: Da haben Sie leider recht. Aber wo kämen wir hin, wenn wir uns auf Christen verlassen würden anstatt auf Jesus?

Andere Christen fürchten, dass die Menschheit bald durch Computerchips überwacht wird. Ist diese Angst berechtigt?

Maier: Jesus erzieht uns nicht zur Furcht, sondern zum Blick nach oben, umso mehr, je länger die Zeit fortschreitet (Lukas 21,28).

Was sind die größten Irrtümer, denen Christen über die Endzeit anhängen?

Maier: So weit ich es sehe, sind es vor allem zwei Irrtümer. Der eine lautet: Jesus kommt gar nicht wieder, seine Wiederkunft ist nur ein Mythos oder Märchen. Der andere ist: Wir könnten das Datum seiner Wiederkunft ausrechnen. Stattdessen sollten wir jeden Tag bereit sein, ihm zu begegnen, und dabei in aller Gelassenheit unsere Aufgaben erfüllen.

Offenbarung 6, 72-73 beschreibt, wie die Sonne schwarz, der Mond blutrot wird und die Sterne auf die Erde fallen - ein gruseliges Szenario!

Maier: Was wir Menschen derzeit auf der Erde treiben, ist doch ebenfalls gruselig! Die Meere verseucht, Tierarten verschwinden, und in den meisten Teilen der Erde gibt es weder Meinungs- noch Glaubensfreiheit. Ich bewundere die früheren Generationen von Christen, die der Offenbarung glaubten, auch wenn sie sich solche Dinge weit weniger vorstellen konnten als wir.

Weiter heißt es, dass der Himmel wie eine Schriftrolle zusammengerollt wird (Offenbarung 6, 74). Warum muss erst alles den Bach runtergehen, bevor alles gut wird?

Maier: Wenn der Himmel zusammengerollt wird, ist das ein Schritt auf die neue Welt zu. Oder sollen der alte Himmel und die alte Erde mit ihren ständigen Rebellionen gegen Gott ewig sein und die Lieblosigkeit triumphieren?

Jesus nennt Kriege, Hungersnöte und Erdbeben als Zeichen der Endzeit - das hat es doch aber schon immer gegeben!

Maier: Hier liegt ein Irrtum vor! Kriege usw. sind doch kein spezielles Zeichen der Endzeit. In Matthäus 24,6 sagt Jesus ausdrücklich: ,,Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn es muss geschehen. Aber es ist noch nicht das Ende." Was er nennt, prägt vielmehr die ganze Geschichte von den Tagen Jesu an.

In Matthäus 24, 10 heißt es, dass die Christen untereinander in Streit geraten und sich hassen werden - das ist leider häufig zu beobachten.

Maier: Ja.

Sie sind jetzt 82 Jahre alt. Was erwartet Sie nach dem Tod?

Maier: Ich werde bei Jesus sein. Ich vertraue einfach seinem Wort: ,,Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen" (Johannes 6,37).

 

Gerhard Maier war von 1980, bis  1995 Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses (Tübingen) und von 2011 bis 2005 Bischof  der württembergischen Landeskirche. International bekannt wurde er durch seine zahlreichen Veröffentlichungen, zuletzt erschien eine Auslegung der Offenbarung des Johannes in zwei Bänden. Das Interview wurde für ideaSpektrum 28/2020 geführt.


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Lesermeinungen

Flo33 28. Dezember 2020: Lesa

Genau , toll . Es geht ja nicht nur um unser eigenes Gericht (EGO) sondern um Die Welt, die Menschen , die uns auch am Herzen liegen sollen

lesa 28. Dezember 2020:

Jesus hat uns aufgerufen, auf die Zeichen der Zeit zu achten um verstärkt wachsam zu sein, ohne dass wir den genauen Zeitpunkt wissen müssen.

Flo33 28. Dezember 2020: Spekulation

Nein , einfach die Augen öffnen . Sehen und hören , Zeichen der Zeit beachten ... ganz einfach

Rolando 28. Dezember 2020: Endzeit

Die Endzeit hat jeder persönlich, jeder kann schon morgen vor dem Herrn stehen. Alles andere ist Spekulation.

Flo33 27. Dezember 2020: Karlmaria

Übrigens , ja der 3.Tempel in Jerusaleum müsste ja noch her ...
Das ginge schnell - Pläne , Material , sind abrufbereit . In max. 6 Monaten würde er neu errichtet werden .

Flo33 27. Dezember 2020: Karlmaria pro

666 das Zeichen des Antichristen
Ich pers. sehe es so , wir sind in der Endzeit.
Aber erst muss noch die große Trübsal/Drangsal kommen . Es ist wie bei einer Schwangerschaft , die ""leichten Wehen" haben begonnen - sie werden heftiger (Geld Crash- Weltwährung) dann kommt der "Erlöser" der ggf. schon in den Startlöchern steht der Antichrist unser "Retter" - dem viele zujubeln werden - dann (!!!) Na dann (???)

Diadochus 27. Dezember 2020: Endzeit

"Stattdessen sollten wir jeden Tag bereit sein, ihm zu begegnen, und dabei in aller Gelassenheit unsere Aufgaben erfüllen." - An dieser Antwort von Herrn Prof. Maier sollten wir uns festhalten. Das Ende können wir nicht wissen. Bei der Terminierung sind schon viele falsch gelegen. Wohl aber können die Ereignisse das Ende einer von Gott abgefallenen Generation bedeuten.

Stefan Fleischer 27. Dezember 2020: Ein Zeichen der Endzeit dürfte auch sein:

«Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?» (Lk 18,8)
Wir leben heute in einer Zeit, wo der Glaube zwar nicht verschwunden ist, aber der Glaube in unserer Kirche immer mehr in einen Auswahlglauben abgleitet, oder wie ein Aphoristiker kürzlich formulierte: «Der Glaube vieler Katholiken heute ist nicht mehr katholisch. Er umfasst nicht mehr den ganzen Glauben.» Wenn wir hier nicht ernsthaft Gegensteuer geben, könnte der Punkt bald einmal erreicht sein, wo der Herr sagen muss: «Bis hierher und nicht weiter!» Was dann geschieht, darüber kann nur spekuliert werden. Was aber immer auch kommt, wir können nicht sagen, wir seien nicht gewanrt gewesen.

Sagittarius 27. Dezember 2020: Schrift und Tradition

Die evangelischen Mitchristen haben leider nur die Schrift, aber nicht die Tradition. Die Hl. Schrift allein genügt aber nicht, um die Wahrheit zu finden. Die Hl. 3 Könige hatten nur die Tradition des Bileam, dass ein Stern in Israel aufgehen wird. Damit erkannten sie zwar die Zeichen der Zeit, aber nicht den Ort der Geburt des Messias. Die Israeliten hatten zwar die Hl. Schriften, aber sie erkannten nicht die Zeichen der Zeit, weil ihnen die Tradition verloren gegangen war. Erst beides zusammen ermöglichte es den Hl. 3 Königen, die fleischgewordene Wahrheit im Kindlein in der Krippe zu finden. Wir Katholiken haben den Vorteil, dass uns Gott immer wieder Propheten (Don Bosco, Anna Katharina Emmerick usw.) und die Muttergottes schickt, die in der Kirche die Tradition wieder wachrufen und die Hl. Schriften für unsere aktuelle Zeit ausdeuten.

Karlmaria 27. Dezember 2020: Das Albrecht Bengel Haus

Es heißt nicht Beggel. Ab 1985 rum habe ich ein paar Jahre direkt gegenüber vom Albrecht Bengel Haus in Tübingen bei der Freundin gewohnt. Bei den Ereignissen der Endzeit ist das nach meiner Erfahrung so dass das immer viel länger dauert als wir in unserer Ungeduld uns das vorstellen. Natürlich werden heftige Ereignisse kommen müssen um das Herz der Welt zu bewegen die Abtreibung sein zu lassen. Die Pille ist auch Abtreibung. Da sieht man schon so leicht wird das nicht werden bis da ein Umdenken kommt. Zunächst wird Gott den Wahlbetrug aufdecken. Dann verhindert Präsident Trump noch für ein paar Jahre das Schlimmste. Ein paar Eckdaten gibt es ja wo wir bis jetzt noch gar nicht wissen was das sein soll. Die Zahl 666 kann keiner bis jetzt vernünftig deuten. Auch der Gräuel an Heiliger Stätte. Vielleicht ist da das Bild des Antichrist auf dem Altar gemeint. Wenn das mal klar ist dann sind die letzten und schlimmsten 3,5 Jahre vielleicht angebrochen!

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