kath.net katholische Nachrichten

Aktuelles | Chronik | Deutschland | Österreich | Schweiz | Kommentar | Interview | Weltkirche | Prolife | Familie | Jugend | Spirituelles | Kultur | Buchtipp


Kardinal Bo: Eucharistie ist auch Schrei nach Gerechtigkeit

9. September 2021 in Spirituelles, 3 Lesermeinungen
Artikel versenden | Tippfehler melden


Erzbischof von Yangon plädiert bei Internationalem Eucharistischen Kongress in Budapest für Suche nach "globaler Eucharistie der gemeinsamen Ressourcen" - Aufruf zum Gebet für Menschen in Myanmar


Budapest (kath.net/KAP) Kardinal Charles Bo aus Myanmar hat den aktuellen Eucharistischen Weltkongress der Katholischen Kirche in Budapest als starkes Zeugnis für einen lebendigen und pulsierenden Glauben gewürdigt. "Unsere Sprachen mögen unterschiedlich sein. Aber wir sind geeint in der Botschaft Jesu", sagte der Erzbischof von Yangon am Mittwoch vor den im Messezentrum der ungarischen Hauptstadt versammelten internationalen Teilnehmern des einwöchigen kirchlichen Großereignisses. Bo erinnerte an Herausforderungen durch Armut, Covid-Pandemie oder Konflikte wie in seinem Heimatland. "Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Kongress der Ausgangspunkt für eine weltweite Heilung ist", so der Kardinal und Vorsitzende der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (FABC).

Bo betonte die Bedeutung des Sakraments der Eucharistie für die Gläubigen. Die Auswirkungen des Coronavirus etwa hätten viele Menschen ihrer sonntäglichen Kommunion als "Quelle und Höhepunkt des geistlichen Lebens" beraubt. Das kirchliche Verständnis der Eucharistie reicht laut dem Kardinal aber über diesen Punkt hinaus. Im Sinne der Verbindung von eucharistischer Frömmigkeit und karitativem Wirken brauche es eine "globale Eucharistie der gemeinsamen Ressourcen, der wirtschaftlichen und ökologischen Gerechtigkeit - eine Welt, in der Gottes Gerechtigkeit siegt", sagte Bo. Die Eucharistie sei "ein prophetischer Schrei, der von Millionen Altären ausgeht: ein Schrei nach Gerechtigkeit, nach einem Krieg gegen Armut, gegen Hunger, gegen die Unterdrückung der Schwachen".


In seiner Katechese hob Bo die insbesondere Bedeutung von Geduld als Lebenskraft und die Eucharistie als das "Sakrament der göttlichen Geduld" hervor. "Wer Geduld hat, verwandelt jede Herausforderung in eine lebensverändernde Chance", sagte der Kardinal. Geduld sei zudem "der einzige Weg, wie diese Welt in Frieden leben kann", verwies Bo auf historische Entwicklungen, in denen "ungestüme, impulsive, ungeduldige Führer die Welt in die Katastrophe geführt haben".

Myanmar braucht Heilung

Der 72-jährige Kardinal Bo ist seit 2003 Erzbischof in der myanmarischen Metropole Yangon. In seinen Worten in Budapest bat er erneut um Gebet für das Volk von Myanmar, das in den vergangenen Monaten mit "Konflikten, Covid, dem Zusammenbruch des Landes und Klimakatastrophen" konfrontiert gewesen sei. Auch die Katholiken im Land hätten sehr gelitten, "Kirchen wurden angegriffen", sagte der Kardinal. "Viele unserer Leute sind Flüchtlinge in unserem eigenen Land." Die Katholische Kirche in Myanmar versuche die Menschen "in ihren Tränen und ihrer Zerrissenheit" zu begleiten. "Unsere Nation braucht Heilung", betonte der Erzbischof von Yangon.

Myanmar ist ein mehrheitlich buddhistisches Land. Radikale buddhistische Mönche betreiben seit Jahren eine Hasskampagne gegen die muslimische Minderheit, die im Sommer 2017 in der gewaltsamen Vertreibung von 750.000 Rohingya nach Bangladesch gipfelte.
Seit dem Militärputsch vom 1. Februar führt die Junta zudem einen Krieg gegen die bewaffneten Milizen ethnischer Minderheiten, von dem vor allem die Unionsstaaten Kayah, Karen, Kachin und Chin betroffen sind, in denen zwischen 40 und 80 Prozent der Bevölkerung Christen sind. Im Frühjahr waren dabei auch mehrere Kirchen von Artilleriefeuer getroffen worden.

Copyright 2021 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

Tweet 




Lesermeinungen

lesa 9. September 2021: Gott ist größer - und das ist die Rettung des Menschen

Werter@Stefan Fleischer: Volle Zustimmung. Die Liebe und Gerechtigkeit ist nicht einfach fabrizierbar mittels "sozialer Überlegungen, Unternehmungen und Konstrukte". Sie ist FRUCHT der Hingabe des GOTTESSOHNES Jesus Christus. Man kommt nicht weit, wenn man das Pferd am Schwanz aufzäumt. Anbeten und sich für GOTTES Liebe öffnen verbindet mit der Quelle. Natürlich dient man Gott, wenn man den Menschen hilft. Aber die Verwischung und Verwechslung mit selbstgemachten "Sozialaktionen" vernebelt die Quelle der Liebe, das Christusereignis.
Dieses Gerede, in dem Sozialaktionen in einem Zuge mit dem Geheimnis der Eucharistie abgehandelt werden, entspricht nicht der Ehrfurcht vor dem Göttlichen, das sich in der Eucharisitie ereignet.
Sie lässt sich so schlecht in Worte fassen, aber es ist eine wesentliche Differenzierung ...
Wenn nicht in unserer Zeit dieses Missverständnis so verbreitet wäre, dass die Horizontale ausreicht, um Christ zu sein, könnte man es ja auf sich bewenden lassen ...

Stefan Fleischer 9. September 2021: globale Eucharistie der gemeinsamen Ressourcen

Damit habe ich Mühe. Generell kümmert sich unsere Kirche m.E. schon längst viel zu einseitig um das irdische Heil des Menschen (und vernachlässigt dabei - oftmals sträflich - das ewige). Ich glaube, wir sollten der Eucharistie zuerst wieder den tiefen (und für unsere Heil entscheidenden) Opfercharakter zugestehen, denn «wenn wir ohne das Kreuz gehen, wenn wir ohne das Kreuz aufbauen und Christus ohne Kreuz bekennen, sind wir nicht Jünger des Herrn» (Papst Franziskus kurz nach seiner Wahl)

Micha1984 9. September 2021: Diakonale Seite der Eucharistie!

Ich habe über meinen Urlaub ein sehr gutes Buch von Stefan Sandler über das Amt des Diakons gelesen. Es fasziniert mich, über die Ursprünge der Eucharistie in den Hausgemeinden zu lesen und hierbei die diakonale Seite der Eucharistie kennenzulernen. Leider wird der "fußwaschende" Jesus, der mit Sündern und Armen am Tisch sitzt, bei unserer derzeitigen Feierform nicht sehr deutlich.
Stefan Sander sieht in dieser diakonalen Seite der Eucharistie die Herzmitte für das Diakonenamt und die stärkste Begründung für dessen Sakramentalität.
Deswegen habe ich mich gefreut zu lesen, wie Kardinal Bo diese Seite der Eucharistie betont. Wie würde ich mich freuen, auch mal eine echte Gabenprozession zu erleben - Gaben, die später an Bedürftige ausgeteilt werden...

Um selbst Kommentare verfassen zu können nützen sie bitte die Desktop-Version.


© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz