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Kanada: Kirche kündigt Finanzhilfe für Internatsschulen-Opfer an

1. Oktober 2021 in Chronik, 1 Lesermeinung
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Als Beitrag zur Bewältigung des "historischen und anhaltenden Traumas", das durch das System der "Residential School" verursacht wurde


Ottawa (kath.net/KAP) Die Katholische Kirche in Kanada will in den kommenden fünf Jahren rund 20 Mio. Euro (30 Mio. Kanadische Dollar) aufbringen, um Hilfsprojekte für indigene Opfer von Missbrauch in den Internatsschulen des Landes zu unterstützen. Das teilte die Kanadische Bischofskonferenz (CCCB) in Ottawa am Montag (Ortszeit) mit. In allen Regionen des Landes sollten demnach "Heilungs- und Versöhnungsinitiativen" für Überlebende von Internaten, ihre Familien und ihre Gemeinden finanziert werden, um einen Beitrag zur Bewältigung des "historischen und anhaltenden Traumas" zu leisten, das durch das System der sogenannten "Residential School" verursacht wurde, erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Raymond Poisson.

Welche Projekte konkret finanziert werden, soll in jeder Region vor Ort in Absprache mit den First Nations, Metis und Inuit festgelegt werden, betonte CCCB-Vizepräsident William McGrattan. Die einzelnen Initiativen sollen im November bekannt gegeben werden. "Es gibt keinen einzigen Schritt, der den Schmerz der Überlebenden der Internate beseitigen kann, aber indem wir zuhören, Beziehungen suchen und zusammenarbeiten, wo immer wir können, hoffen wir zu lernen, wie wir gemeinsam einen neuen Weg der Hoffnung gehen können", erklärte der Bischof von Calgary.

Vergangene Woche hatten sich die katholischen Bischöfe in Kanada bei den Ureinwohnern offiziell für das Leid entschuldigt, das durch die Beteiligung der Kirche am früheren Internatssystem für indigene Kinder verursacht wurde. "Wir erkennen den schweren Missbrauch an, der von einigen Mitgliedern unserer katholischen Gemeinschaft begangen wurde: physisch, psychologisch, emotional, spirituell, kulturell und sexuell", hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung. Es war die bislang umfassendste Äußerung der katholischen Kirche zu dem seit Monaten schwelenden Thema.

Seit Ende Mai wurden in Kanada auf ehemaligen Internatsgrundstücken durch Bodenradar mehr als 1.000 anonyme Gräber in der Nähe ehemaliger katholischer Internate entdeckt. Im 19. und 20. Jahrhundert waren Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Kinder indigener Mütter - oft zwangsweise - in kanadischen Heimen untergebracht. Viele der landesweit mehr als 130 Einrichtungen wurden von katholischen Ordensgemeinschaften betrieben. Sie sollten die Kinder im Auftrag des Staates an die "christliche Zivilisation" heranführen. Oft durften sie ihre Muttersprache nicht sprechen. Eine unbekannte Zahl von Kindern und Jugendlichen wurde körperlich misshandelt oder sexuell missbraucht, viele starben an Infektionskrankheiten.

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Foto: Museumsszene in Banff Alberta


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Lesermeinungen

Fink 1. Oktober 2021: Einerseits - andererseits

Die eingeborenen (indigenen) Völker in Kanada (und in Nord- Sibirien) lebten halbnomadisch in kleinen Siedlungen "in der Wildnis". Die Herausforderung war, den Kindern analphabetischer Eltern eine Schulbildung zukommen zu lassen (lesen-schreiben- rechnen & mehr). Dies konnte nur gelingen, indem man die weitverstreut lebenden Kinder in Internaten zusammenfasste. Einerseits bekamen sie damit die Chance der Alphabetisierung/ Schulbildung- andererseits wurden sie ihren Familien und ihrer Kultur entfremdet.
Und, bekanntlich hatte man in der Erziehung der Kinder damals nicht die pädagogische Sensibilität und das pädagogische Wissen wie heute. Das war überall so.
Das soll keine Rechtfertigung sein für menschenunwürdige oder verbrecherische Taten Einzelner, einschließlich von im Auftrag der Kirche Handelnder.
Wenn ich es recht weiß, geschah in Kanada die Internatserziehung der Kinder von Indianern und Eskimos/ Inuit im Auftrag des Staates.

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