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Regens: Auch ohne Zölibat würden nicht alle Priester heiraten

11. Februar 2022 in Österreich, 22 Lesermeinungen
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Doppelinterview mit Salzburger Priesterseminar-Verantwortlichem Giglmayr und Diakon Hötzer im "Rupertusblatt" ergab "gute Gründe für Zölibat und für Ehe"


Salzburg (kath.net/KAP) Würden alle Priester heiraten, wenn der Pflichtzölibat fällt? "Nein, das glaube ich nicht", antwortete Tobias Giglmayr, Regens im Priesterseminar der Erzdiözese Salzburg, auf diese Frage im "Rupertusblatt" (aktuelle Ausgabe). Es werde vereinzelt Männer geben, die diesen Schritt setzen, räumte Giglmayr ein. Der Großteil habe aber gut überlegt, "auf was er sich mit der Priesterweihe einlässt". Im Doppelinterview der Salzburger Kirchenzeitung mit dem Priesterseminar-Verantwortlichem Giglmayr und Albert Hötzer, Diakon in Wals-Siezenheim ergaben sich "gute Gründe für Zölibat - und für Ehe", wie das Blatt titelte.

Der Zölibat sei "sicher nicht das erste Thema", wenn ein junger Mann im Priesterseminar anklopft, berichtete Giglmayr. Doch schon im ersten Jahr sei ein Schwerpunkt der Ausbildung die Persönlichkeitsbildung. In den Gesprächen mit Klerikern und Laien werde offen über die Lebensform gesprochen. Als Argument für den Zölibat wird oft angeführt, "dass wir ganz zur Verfügung stehen können - für Gott und die Menschen", sagte der Regens. Das sei für ihn aber kein Hauptgrund. "Im Kern geht es darum, ob jemand in die volle Jüngerschaft eintreten möchte", erklärte Giglmayr. In der "Ratio fundamentalis", den Vorgaben der Priesterausbildung, werde das betont. Wichtig sei, "dass jeder Einzelne reifen und mit Zölibat ein authentisches Leben führen kann".

Dass Einsamkeit oft als negativer Punkt des Lebens als Weltpriester genannt wird, lässt der Regens nicht gelten. "Es gibt genug Freundschaften, die tragen." Die Pflege von Kontakten sei für jeden wichtig - auch noch in Zeiten des Ruhestands. Einsamkeit im Alter sei sicher ein ernstzunehmendes Problem, das aber auch mit einer Ehe nicht automatisch gelöst wäre, wie Giglmayr hinwies: "Manchmal stirbt ja der Partner und es gibt auch bei Älteren immer mehr Singles." Niemand sollte ein einsames Leben führen müssen.
Alltägliche Probleme könne er selbst mit Kollegen besprechen, so der Regens; es gebe Austausche darüber, was in der Pfarre und im Seminar läuft. "Viele Priester, so auch ich, haben eine geistliche Begleitung. Und mir war mein Team immer wichtig, ob in der Pfarre oder jetzt im Seminar", erzählte Giglmayr. Jesus habe gesagt, "dass wir nicht da sind, um bedient zu werden, sondern um zu dienen". Klerikale Macht habe er noch nie verspürt, so Giglmayr. "Da eher noch Ohnmacht. Ohne Team wäre so vieles unmöglich."

"Gegengeschlechtliches Korrektiv"

Diakon Hötzer, der auch als Ausbildungsleiter der Ständigen Diakone tätig ist, berichtete von unverheirateten Kandidaten, die forschen, ob sie die Berufung zum Diakon spüren oder zum Priester. Es gebe auch solche, die Priester werden wollten und vor der Weihe doch entschieden, dass sie Familie haben und als Diakon mit einer Partnerin ihr Leben bestreiten möchten. Eine kleine Gruppe wähle auch als Diakon die Ehelosigkeit und lege bei der Weihe das Zölibatsversprechen ab, teilte Hötzer mit.

Die Ehefrau eines Diakons sei "viel mehr als nur Stütze und Hilfe, wenn ich Dinge mit ihr teile, die ich nicht vertraulich behandeln muss". In einer guten Ehe gebe es durch das "Infragestellen dessen, was ich tue", Anstöße zur Reflexion des eigenen Wirkens. "Der Vorteil dabei ist das gegengeschlechtliche Korrektiv", sagte Hötzer. Mit Einsatz sei jegliches Leben zu bewältigen "und es gibt keine Form, die von allein funktioniert", betonte der Diakon. "Ob zölibatär oder nicht."

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Foto: Symbolbild


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Lesermeinungen

bernhard_k 13. Februar 2022: @frank.r

Alles klar!

Hier jedoch ging und geht es um die vorbildliche Lebensform "Zölibat".

frank.r 13. Februar 2022: @bernhard_k

Zitat: kathpedia.com
"Heute, nach der Abspaltung der orthodoxen Kirchen im Morgenländischen Schisma 1054 und der Kirchentrennung infolge der Reformation ab 1517, meint man mit dem Begriff Römisch-katholische Kirche im engeren Sinne alle Kirchen, die den Primat des Papstes, des Bischofs von Rom, anerkennen." Alles klar?

bernhard_k 13. Februar 2022: Es geht hier um den Zölibat - Definition "röm.-kath."

Zitat wiki: "Nach anderem, beispielsweise in Österreich vorherrschenden Sprachgebrauch wird die Gesamtheit 'katholische Kirche' genannt, 'römisch-katholische Kirche' hingegen eingeschränkt auf die lateinische Kirche verwendet und den anderen [...] Riten gegenübergestellt."


Die (bzw. "unsere") zölibatäre Lebensform ist selbstverständlich eine 'benchmark' für die anderen Teilkirchen. Der Zölibat ist ein höchst segensreiches und kraftvoll-authentisches Zeichen der ungeteilten Jesus-Nachfolge!

Wie man hier über Abschaffung oder Aufweichung nachdenken kann, ist mir völlig unverständlich.

Zyane 13. Februar 2022: @felis.catus

Möglicherweise hat @bernhard_k übersehen, dass unsere Teilkirche nur eine der 24 Teilkirchen der römisch-katholischen Kirche ist. Ich weiß das zwar, übersehe es bei meinen Gedanken aber oft. Und ich bin nicht lateinisch sondern römisch-katholisch.

felis.catus 12. Februar 2022: @bernhard_k

Was verstehen Sie unter unsere Kirche? Die gesamte Römisch-Katholische Kirche oder nur deren lateinische Teilkirche? Wenn Sie erstere damit meinen, macht Ihre Aussage keinen Sinn.

bernhard_k 12. Februar 2022: Definition Keuscheit

Keuschheit (lat.: castitas - Sittenreinheit) stellt die "geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die Person und folglich die innere Einheit des Menschen in seinem leiblichen und geistigen Sein" (KKK-2337) dar und ist somit eine Haupttugend des Christentums. Sie ist für alle Christen verpflichtet. Keuschheit ist nicht mit Enthaltsamkeit gleichzusetzen. Man soll sowohl als Zölibatärer (im Priester- oder Ordensstand) wie auch als Ehepartner keusch leben.

bernhard_k 12. Februar 2022: @felis.catus

Nun, unsere Kirche ist die 'benchmark' auf dem Gebiet der priesterlichen Lebensform! Die anderen Kirchen sind eingeladen, sich an uns - und an Jesu' Lebensform - zu orientieren! (Nicht umgekehrt.)

felis.catus 12. Februar 2022: @modernchrist

Das Zölibat ist nur in der lateinischen Teilkirche der Römisch-Katholischen Kirche Voraussetzung für die Priesterweihe, in den unierten Kirchen werden auch verheiratete Männer geweiht. Sind diese nur Priester zweiter Klasse?

modernchrist 12. Februar 2022: modernchrist

Würde der Zölibat freigestellt, so ergäbe sich auch folgendes Problem: Was ist radikale Nachfolge als Jünger Jesu mit der Bereitschaft, auch ans Kreuz als Märtyrer gehen zu können? Jesus lebte ehelos, trachtete nicht nach Verdienst und eigenen Kindern, nicht nach Befriedigung seiner verschiedenen Triebe. Auch die Apostel verzichteten jahrelang und auch danach bis zu Martyrium auf Ehe. Will ich wirklich ein "alter Christus" sein? Das ist der katholische Priester. Wer dies nicht fassen kann, der soll es nicht fassen! Besser weniger Priester, dafür aber heilige und christusförmige!

Stefan Fleischer 12. Februar 2022: @ bernhard_k

Ja, es ist eine Frage des Sprachempfindens.
Für mich gehört zur standesmässen Keuschheit gottgeweihter Personen normalerweise die Ehelosigkeit. Dass bei der Ehelosigkeit - auch von solchen Personen - der Keuschheit oft viel zu wenig Gewicht beigemessen wird, zeigt u.a. die Missbrauchskrise mit aller Deutlichkeit.

bernhard_k 11. Februar 2022: @Stefan Fleischer

Keuschheit gilt für alle (Ledige, Verheiratete, Priester, Ordensleute) gleichermaßen und ist somit kein Differenzkriterium.

"Ehelos" passt also für Priester. Und selbstverständlich bedeutet 'ehelos' gleichzeitig auch "kein Sex", denn der ist nur in der Ehe erlaubt.

Also nochmals: Keuschheit gilt für uns alle!

findus 11. Februar 2022:

Es kommt darauf an, wie man das Zölibat lockert. Man könnte werdenden Priestern dieses Versprechen nicht mehr abnehmen, bereits geweihte Priester blieben davon unberührt. Allerdings könnte man auch alle Priester davon entbinden. Heiraten wird sicher nur ein kleiner Teil, ich vermute, sehr viele Priester sind homosexuell.

felis.catus 11. Februar 2022: @Fink

"Das andere: Die Missbrauchsfälle haben gezeigt, das der Zölibat auch eine willkommene "Tarnung" für Homosexuelle sein kann. Wie kann ein Priesterseminar bzw. ein Regens solche "potentiellen Gefährder" ausschließen ?"
Ganz einfach, wenn man beobachtet was im Seminar vor sich geht und unerlaubte Dinge nicht als "Bubenstreiche" abtut.

felis.catus 11. Februar 2022:

Falls die Pflicht zum Zölibat füre Priester der lateinischen Teilkirche der Katholischen Kirche fällt, dann werden sicher nicht alle Priester heiraten. Ich denke, das werden eher manche jüngere tun. Die Homosexuellen unter den Priestern wollen eh keine Frau haben und die älteren sind vielleicht froh, wenn sie ihre Ruhe haben. Menschen sind eben verschieden.

bircha 11. Februar 2022: @Hope

Nach katholischen Verständnis können Mann und Frau erst nach ihrer Hochzeit miteinander verkehren. Allerdings habe ich bisher so etwas noch nicht einmal auf der Seite kath.net gelesen. Und womöglicherweise darf man das dort nicht einmal mehr sagen, dann wird dieser Beitrag nicht freigeschaltet und ich vielleicht gesperrt.



 



P.S. Info von der ADMIN: Das mit der SPERRE erfüllen wir gerne. Wer so einen Unsinn behauptet oder uns das unterstellt, der ist ein TROLL. So etwas wollen wir hier nicht! Au revoir!

MarinaH 11. Februar 2022: Mag sein, dass von den heutigen Priestern viele dennoch nicht heiraten würden,

da sie sich das zölibatäre Leben bewusst überlegt und ausgesucht haben. Priester, die wirklich den "priesterlichen Geist" haben und ganz "für Gott und die Menschen zur Verfügung stehen wollen" und die bereit sind Opfer zu bringen.

Ich denke aber, dass dann aber viele zukünftige Priester geben wird, die diesen Geist, diese Berufung eben nicht haben. Priester sein wird dann zum Job wie jeder andere auch.

Außerdem frage ich mich, wie dann in der Folge auch geschiedene Priester und Bischöfe glaubwürdig sein wollen.

Stefan Fleischer 11. Februar 2022: Es stört mich schon lange

dass z.B. in den Ordensgelübden der Begriff "Keuschheit" durch "Ehelosigkeit" ersetzt wurde. Das ist doch ganz und gar nicht das Gleiche. Der christliche Zölibat zuerst die Tugend der Keuschheit. Die Ehelosigkeit ist dann die Folge davon, und zwar die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, wie es auch dieses Gelübde der Keuschheit sein muss.
Natürlich muss man sich dabei bewusst sein, dass es auch den Begriff der «standesgemässen Keuschheit» gibt. Hier ins Detail zu gehen, würde zu weit führen. Aber wieder einmal zeigt sich, wie schnell eine «zeitgemässe» Sprache in eine «zeitgeistgemässe» abgleiten kann, wie eine beliebige Sprachregelung schnell einmal zu beliebigem Verhalten führt.
Ich glaube, auch das Problem des Pädophilie könnte besser in den Griff bekommen werden, wenn die Keuschheit wieder als Tugend erklärt und gepflegt, und nicht ein Tabu daraus gemacht würde.

SalvatoreMio 11. Februar 2022: Zölibat selbsterklärend?

@hope: eigentlich ist Zölibat selbsterklärend - eigentlich! Aber nichts ist mehr selbstverständlich, wie wir sehen und erleben! Ich möchte wohl wissen, wo noch eine Vereinigung von Mann und Frau wirklich erst nach der Trauung vollzogen wird.

Hope F. 11. Februar 2022: @Fink

Nach dem katholischen Verständnis findet die Vereinigung von Mann und Frau erst nach der Eheschließung statt. Folglich ist Zölibat selbsterklärend.

Fink 11. Februar 2022: Sollte man nicht besser von "sexueller Enthaltsamkeit" sprechen,

statt von "Ehelosigkeit" ? Eine gute Ehe führen, das ist heute bekanntlich keine Selbstverständlichkeit. Und teilweise wird "Ehe" gar nicht angestrebt. Aber auf Sex verzichten, das ist das eigentliche Zeichen (und Ärgernis für die Welt)!
Das andere: Die Missbrauchsfälle haben gezeigt, das der Zölibat auch eine willkommene "Tarnung" für Homosexuelle sein kann. Wie kann ein Priesterseminar bzw. ein Regens solche "potentiellen Gefährder" ausschließen ?

girsberg74 11. Februar 2022: Eine schöne Illustration verschiedener Sachlagen,

mehr nicht!

ottokar 11. Februar 2022: Nicht zu vergessen:

Während des 2.Vatikanischen Konzils hat bei der Diskussion über eine Zölibatsaufhebung ein hoher kirchlicher Würdenträger der deutschen Evangelischen Kirche eingewandt: "bei uns ist ein unverheirateter Pastor verdächtig homosexuell zu sein". Könnte es so nicht auch bei uns Katholiken laufen, wenn der Zölibat aufgehoben werden würde? Gerade jetzt nach den vielen homosexuellen Verfehlungen unserer Priester?

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