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Frankreich: Kampagne gegen unabhängige Schulen – viele davon sind katholisch

25. März 2022 in Jugend, 6 Lesermeinungen
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Eine Dachorganisation von Lehrer- und Elternverbänden fordert eine stärkere staatliche Kontrolle unabhängiger Schulen. Kritisches und wissenschaftliches Denken würden dort nicht ausreichend gefordert, behauptet die Organisation.


Paris (kath.net/LifeSiteNews/jg)

In Frankreich hat eine säkularistische Organisation eine Kampagne gegen die unabhängigen Schulen des Landes begonnen. Das CNAL („Comité national d´action laïque“, dt. „Nationalkomitee säkulare Aktion“) wirft ihnen vor, die vom Schulgesetz vorgesehenen Kernkompetenzen nicht ausreichend zu unterrichten und die „Werte der Republik“ zu missachten.

Die Empfehlungen, die das CNAL abgab, könnten die Eröffnung weiterer unabhängiger Schulen schwieriger machen, die Kontrolle durch die Behörden verstärken. Für lokale Behörden könnte es einfacher werden, diese Schulen zu schließen, falls ihr Lehrplan als nicht zufriedenstellend bewertet wird. Derzeit ist eine Schließung nur bei einem Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften möglich.


Die unabhängigen Schulen machen nur einen geringen Teil des Schulsystems aus. 80 Prozent der Schüler besuchen staatliche Schulen. Ungefähr ein Fünftel geht in Privatschulen die einen Vertrag mit den staatlichen Behörden haben. Der Staat übernimmt die Kosten für die Lehrer und gibt einen relativ detaillierten Lehrplan vor. Die meisten dieser Privatschulen sind katholische Schulen.

Unabhängige Schulen erhalten keine öffentlichen Mittel. Sie unterrichten nach ihrem eigenen Lehrplan und nach selbst gewählten pädagogischen Methoden. Laut Gesetz müssen sie bestimmte Kernfächer unterrichten. Derzeit werden ungefähr 85.000 der 12,5 Millionen Schüler in 1.800 unabhängigen Schulen unterrichtet. Ungefähr die Hälfte davon sind katholische Schulen.

Grundlage der Kritik von CNAL sind Berichte, deren Veröffentlichung die Organisation von den Behörden angefordert hat. Da die Behörden zunächst nicht bereit waren, die gewünschten Berichte zur Verfügung zu stellen, berief sich die Organisation auf ein Gesetz zur Informationsfreiheit. Die meisten der Berichte, die CNAL daraufhin erhielt, betrafen katholische Schulen. Berichte über jüdische oder islamische unabhängige Schulen wurden von den Behörden nicht herausgegeben. Die Behörden rechtfertigten dies damit, dass die Überprüfung dieser Schulen noch im Gange sei.

Laut CNAL wird in den unabhängigen Schulen zu wenig Wert auf „kritisches Denken“ und „wissenschaftliches Denken“ gelegt. Sie würden nicht klar zwischen Geschichte und Religion unterscheiden.

Der Bericht des CNAL enthielt keine Hinweise auf die überdurchschnittlichen Erfolge der Absolventen unabhängiger Schulen in ihrem späteren Bildungsweg.

Das CNAL ist eine Dachorganisation von Lehrer- und Elternvereinigungen des öffentlichen Schulsystems. Es möchte Frankreichs Konzept des Säkularismus verteidigen, das auch mit „Laizität“ übersetzt wird und eine strenge Trennung von Religion und Staat meint. Religion soll nach dieser Ansicht nur im Privatleben eine Rolle spielen dürfen. Das CNAL ist eine nichtstaatliche Organisation mit wenig direktem Einfluss, es ist aber gut mit linken Medien und Entscheidungsträgern vernetzt.

 

Foto: Symbolbild

 

 


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Lesermeinungen

in dubio 25. März 2022: 1.800 Schulen für 85.000 SchülerInnen

Selbst wer gegen staatliche Bevormundung ist, muß vielleicht doch bedenken, daß es sehr anspruchsvoll ist, an Schulen mit durchschnittlich weniger als 50 SchülerInnen einen qualifizierten Betrieb aufrecht zu erhalten.

Chris2 25. März 2022: (Sub)Kukturkampf

@Uwe Lay Der Unterschied zu vor 20 oder 30 Jahren ist, dass damals u.a. zwei vernünftige Strömungen konkurrierten: Vernünftige Atheisten umd vernünftige Christen/Katholiken, letztere mit der zusätzlichen Konstante Gott in der Rechnung. Heute sehe ich zumindest in D praktisch keine vernünftigen Atheisten mehr. Stattdessen dekadent-lähmende bis selbstzerstörerische Ideologien. Wer z.B. reichen FFF-Kindern nachrennt, die Musikerinnen nur deswegen ausladen, weil sie als Weiße aus Solidarität mit Schwarzen verfilzte Haare tragen, entlarvt mit dem abstrusen Geschwätz der "kukturellen Aneignung" nur seine eigene unsinnige Ideologiegesteuertheit. Solche Leute würden auch jeden Schwarzen in der Werbung verbieten lassen (so woe es bereits geschieht. Es lebe Uncle Ben!), nur um 2 Jahre später zu schreien: "Ihr Rassisten habt alle Schwarzen aus der Werbung verbannt!"

Chris2 25. März 2022: Ist es nicht genau umgekehrt?

Ich vermute, dass kritisches Denken eher in den kirchlichen Schulen gelehrt wird. Wenn man "kritisch" als nachplappern eines immer ideologischeren Mainstreams definiert, mag es stimmen...

SCHLEGL 25. März 2022: In Österreich

Ungefähr 70.000 Schülerinnen und Schüler besuchen in Österreich eine katholische Privatschule. Gemäß dem noch unter Dr. Bruno Kreisky abgeschlossenen Zusatzvertrag zum Konkordat, übernimmt der Staat die Personalkosten.
Selbstverständlich gelten die Lehrpläne für alle Fächer, sowohl in öffentlichen,als auch in Privatschulen.Sonst wäre nämlich ein Übertritt von einer öffentlichen in eine Privatschule ebenso unmöglich, wie umgekehrt. Außerdem muss etwa bei der Matura ein vergleichbarer Standard zwischen öffentlichen und privaten Schulen vorhanden sein.
Es ist richtig, das nicht wenige kirchenferne Personen ihre Kinder in katholische Schulen geben. Auch weil, besonders in Wien, in Elementarschulen der Ausländeranteil derart hoch ist, dass ein geregelter Deutschunterricht kaum mehr möglich ist! Man denke an das Buch der sozialistischen Lehrervertreterin "Kulturkampf im Klassenzimmer", wofür sie von ihren Genossen Ärger bekam. Das Problem aber wird von Stadtschulrat nicht gesehen und gelöst.

Uwe Lay 25. März 2022: Wo der Feind steht!

Seit der "Französischen Revolution" ist der Kampf wider die Katholische Kirche und die christliche Reigion ein Zentralanliegen der "progressiven Linken". Dieser Kampf wird nun fortgeführt. Schlimm ist es aber, wenn die Kirche nicht mehr weiß, wo ihr Feind steht.
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girsberg74 25. März 2022: Dagegen etwas zu tun, ist mir nicht möglich,

doch es ist gut, über diese Bestrebungen etwas zu wissen für die Gesprächführung hier, wo man kirchlichen Schulen nicht durchwegs wohlwollend sieht.

Vielleicht aber doch noch interessant, dass prononcierte Kritiker der Kirche zu einem großen Teil ihre Kinder gerade auf diese Schulen schicken.

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