kath.net katholische Nachrichten

Aktuelles | Chronik | Deutschland | Österreich | Schweiz | Kommentar | Interview | Weltkirche | Prolife | Familie | Jugend | Spirituelles | Kultur | Buchtipp


Schweiz: Pfarrer wird von Türstehern der Zutritt zu seiner eigenen Kirche verwehrt

25. April 2022 in Schweiz, 18 Lesermeinungen
Artikel versenden | Tippfehler melden


Vorangegangen waren fragwürdige Initiativen der Gemeindeverwaltung, für die der Priester zu konservativ ist. Das Schweizer duale Kirchensystem ist offensichtlich priesterfeindlich.


Gebenstorf/Aargau (kath.net/mk) In Gebenstorf im Schweizer Kanton Aargau kam es am Palmsonntag vor der katholischen Kirche zu einem Eklat, wie das Badener Tagblatt berichtet: Dem kirchenrechtlich eingesetzten Pfarrer, Pater Adam Serafin, der der polnischen Salvatorianer-Provinz angehört, wurde von zwei Türstehern einer Sicherheitsfirma der Zutritt zum Kirchengebäude verwehrt, als dieser dort die heilige Messe feiern wollte. Schließlich kam noch die Polizei hinzu und erstattete Anzeige wegen Missachtung eines Hausverbots.

Der Vorfall hat eine lange, traurige Vorgeschichte: Offiziell schwelt seit über einem Jahr ein Streit um Formalia bei Ergänzungswahlen zwischen einem Teil der „Kirchenpflege“ (das ist die nach dem Schweizer dualen System durch Wahl der Gemeindemitglieder eingesetzte Verwaltung der Kirchengemeinde) und ihrem Pfarrer, der in vielen alltäglichen Bereichen von der Laienverwaltung abhängig ist. So gibt diese etwa das Pfarrblatt heraus, in dem sie die Messen des unliebsamen Pfarrers zuletzt gar nicht mehr veröffentlichte; auch die bisher von diesem gespeiste Homepage wurde einfach vom Netz genommen.


In Wahrheit wehrt sich seit rund vier Jahren eine aus über hundert Gemeindemitgliedern bestehende Gruppe gegen den ihrer Meinung nach zu konservativen Kurs von Pater Adam – mit Rückdeckung des zuständigen Basler Bischofs Felix Gmür. Dieser hatte im Herbst 2020 den Einsatz von Pater Adam in seinem Bistum auf das Jahresende beschränkt. Der Entscheid war jedoch – nach einer Beschwerde des Priesters – von Rom wieder aufgehoben worden, ein Rechtsmittel des Bischofs dagegen liegt beim höchsten kirchlichen Gerichtshof. So weit, so verfahren.

Die nach Ansicht des Pfarrers rechtswidrig gewählte Kirchenpflege beschloss unlängst  mehrheitlich, dass Pater Adam seine Tätigkeit für die Gemeinde mit Ende Februar beenden müsse. Dieser feierte aber – mit Unterstützung des zu ihm haltenden Kirchenpflege-Präsidenten Daniel Ric – in der Fastenzeit weiterhin Messen in den Pfarrkirchen. Am Samstag, den 2. April, eskalierte die angespannte Situation dann zum ersten Mal, als der Basler Bischofsvikar Valentine Koledoye persönlich im Dorf erschien und die laufende Vorabendmesse abbrach, wodurch es zu einem großen Tumult kam. Daraufhin beauftragte die Kirchenpflege für das kommende Wochenende einen Sicherheitsdienst, und dem Pater wurde schließlich der Zutritt verwehrt. Wie der Rechtsstreit weitergeht, ist unklar; offensichtlich ist allerdings, was das umstrittene Schweizer duale System in einer Pfarre anrichten kann.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

Tweet 




Lesermeinungen

lesa 27. April 2022: Durch Gebet die Pläne des Bösen vereiteln

"Nicht teamfähig" heisst oft, nicht gewillt, den demokratisierenden und gendermanipulativen Ansinnen auf Kosten des priesterlichen Auftrags nachzugeben und Kompromisse zu schließen. Letzeres ist Verrat. Aber wir müssen der Tatsache längst ins Augenblick, die der Herr einem mystisch begnadeten Priester gegenüber so formuliert hat: "Der Böse sinnt auf die Vernichtung der Priester und damit auf die Vernichtung meiner Braut, der Kirche. Meine Priester stehen an vorderster Front; wenn sie fallen, hat Meine Braut, die Kirche, keine Verteidiger mehr, und er, der Mich von Anbeginn an hasst, wird vorrücken, um ihren Sturz einzuleiten. Ich werde seine Pläne vereiteln" ... durch stellvertretendes Gebet, durch Anbetung.

stephanus2 26. April 2022: Ein Paradies auf Erden..

..hat Jesus eben nie versprochen, sondern das Paradies in der Ewigkeit, erreichbar durch Sein Sühneopfer, mit Seinem göttlichen Beistand in der Welt, durch Glauben und gute Werke und indem wir uns mindestens an die Gebote Gottes halten.
Der Vater der Lüge infiziert aber seit Jahr und Tag Menschen damit, ein Paradies auf Erden zu schaffen sei uns Menschen möglich,richtig und unbedingt notwendig, und lenkt alle Aufmerksamkeit aufs Diesseits sowie schrecklicherweise Hass auf diejenigen Menschen, die jeweils beschuldigt werden, s i e stünden dem Guten im Wege : Z.B. Kapitalisten im Kommunismus, Gebildete (z.B. Lehrer und Professoren, China), Juden und sog. Untermenschen (bei den Nazis).Geschaffen wurde jeweils die Hölle.

Zeitzeuge 26. April 2022: Danke für die Info Winthir; es überrascht mich nicht, daß "Rom"

nichts gegen die Verantwortlichen wegen des Missbrauchs dieser Kirchensteuergelder unternommen hat!

Bischof Haas war diesen Gremiumsmitgliedern einfach
zu konservativ (conservare = bewahren, was eigentlich gem. 1 Tim 6,20 die Pflicht eines jeden Bischofs ist)!

Einen wirklich guten Tag wünsche ich Dir gerne!

winthir 26. April 2022: danke, Zeitzeuge, für die Erläuterungen! jetzt endlich hab' ich's kapiert :-)

In einem ähnlich gelagerten Fall hat Rom allerdings ganz anders reagiert:

Als die Kirchensteuergremien dem Bischof von Chur (Haas) die Gelder sperrten, ist Rom nicht gegen die Gremien vorgegangen, sondern hat für ihn das Erzbistum Liechtenstein geschaffen.

Chris2 26. April 2022: Paradies auf Erden?

@ Stefan Fleischer: Wohin die Versuche führen, ein diesseitiges Paradies zu erschaffen, haben die massenmörderischen Ideologien des 20. Jahrhunderts (National- und Sozialismus) oder z.B. auch die "Terreur" der französischen Revolution belegt, die ganze (katholisch gebliebene) Landstriche entvölkert hatte (Stichwort: Aufstand in der Vendée). Denn stets gilt: "Wir sind unser eigener Gott und haben als Einzige die allein gerechtmachende Wahrheit erkannt. Und willst Du nicht mein Bruder sein..."

Zeitzeuge 26. April 2022: Gute Frage, danke girsberg74:

Dann nochmal in ganz "einfacher Sprache":

Die schweiz. "Laienvertreter", welche die "Staatsgeldgeschenke" "verwalten" unterstehen, wie jeder Katholik,
natürlich auch dem katholischen Kirchenrecht und
seinen Bestimmungen, es sei denn, sie wollen gar
nicht mehr römisch-katholisch sein (wozu auch die Beachtung des Kirchenrechts gehört), dann allerdings sind sie Apostaten und schliessen sich
dadurch selber aus der Kirchengemeinschaft aus.

Dieses müßte vom Ortsbischof und ggfls. vom
Vatikan bestätigt werden.

girsberg74 25. April 2022: Sie sprechen von "Kirche", der Geld geschenkt wird !

[@winthir „nochmal, und in einfachen Worten. (betr. Schweiz)“]

Bitte erklären Sie, wer oder was im Sinne Ihrer Vorstellungen „Kirche“ sei. Ihre Argumentation ist sonst ohne festen Grund.

Stefan Fleischer 25. April 2022: Man kann eben nicht

jede höhere (göttliche) Autorität über Bord werfen und dann glauben, man baue so an einer gerechten und friedlichen Welt.
«Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht, die Kenntnis des Heiligen ist Einsicht.» (Spr 9,10) Wo solches fehlt, lacht sich der Widersacher ins Fäustchen.

winthir 25. April 2022: nochmal, und in einfachen Worten. (betr. Schweiz)

Die Kirchensteuer ist ein einseitiges "Geschenk" der staatlichen Stellen an die Kirchen.

Die Kirche kann das Geschenk annehmen - oder auch nicht.

Mehr hat die Kirche da nicht mitzureden und hat da schon gar nichts zu bestimmen - CIC hin, CIC her.

Zeitzeuge 25. April 2022: Entschuldigung: Aber ein "Privileg" in kirchklichen Dingen, das dem CIC

widerspricht (vgl. c. 532 und c. 537 CIC) ist m.E.
theologisch betrachtet (wie sollte die Kirche
Christi anders betrachtet werden!) unhaltbar und
Missbrauch (der Pfarrer zum "Befehlsempfänger"
der Laien degradiert, also quasi vom verantwortlichen Hirten zum "Erfüllungsgehilfen" dieser Laien
missbraucht, widerspricht dem Kirchenrecht und
im Endeffekt der jure divino bestehenden hierarchischen Verfassung der kath. Kirche.

si enim fallor, sum 25. April 2022: Folgen der Irrlehren

In der Schweiz scheint sich die Idee durchzusetzen, dass die katholische Kirche denjenigen gehört, die die Religionssteuer bezahlen. Dies ist eine sehr irdische und materialistische Vorstellung.

Ich finde, dass jeder, der meint, die katholische Kirche solle aufhören, katholisch zu sein, ernsthaft in Erwägung ziehen sollte, Mitglied einer protestantischen Kirche zu werden, anstatt die katholische Kirche von innen heraus zu sprengen.

Was den Zeitgeist betrifft, niemand hatte weniger mit dem Zeitgeist zu tun als die Frühchristen.
Die Apokalypse macht dies zum Beispiel im Sendeschreiben an die 7 Gemeinden indirekt deutlich. Außerdem weist die Häresie der Nikolaiten, von der in der Botschaft an die Pergamongemeinde die Rede ist, Ähnlichkeiten mit einigen Vorschlägen auf, die Sexualmoral und den priesterlichen Zölibat in der katholischen Kirche vollständig zu ändern und abzuschaffen.

winthir 25. April 2022: Das Schweizer Kirchensteuersystem kann nicht an den CIC "angepaßt"werden,

da dies ein den Kirchen gewährtes Privileg(!) der staatlichen Organe ist, Kirchensteuern erheben zu können.

Kirchensteuern erheben zu dürfen, ist also allein eine Entscheidung der staatlichen Organe.

Im übrigen gibt es für die 27 Kantone jeweils unterschiedliche Regelungen (manchmal auch von Gemeinde zu Gemeinde). Siehe Tabellen im link.

Und: Willst Du keine Kirchensteuer zahlen, ziehe um in den Kanton Waadt. Dort gibt's nämlich überhaupt keine.

de.wikipedia.org/wiki/Kirchensteuer_(Schweiz)?msclkid=3dfe77e1c4b411ec9c826d72c351562d

Adamo 25. April 2022: In meiner Nachbarpfarrei waren die Katholiken auch nicht mit ihrem Pfarrer einverstanden.

Sie meckerten ständig an ihm herum.

Das Ergebnis war:
Ihr Pfarrer bekam eine andere Pfarrei zugewiesen und die Pfarrei hat bis heute keinen eigenen
Priester mehr.

Die Kirchgänger müssen fortan in eine andere Pfarrei zum Gottesdienst gehen.

Zeitzeuge 25. April 2022: Ist dieses Schweizer System eigentlich vom Vatikan genehmigt worden?

Denn gem. c. 532 CIC ist der Pfarrer für die
Vermögensverwaltung verantwortlich und der
Verwaltungsrat (bei uns gab es schon vor dem
Konzil einen entsprechenden "Kirchenvorstand")
soll dem Pfarrer helfen (!) bei der Vermögens-
verwaltung, nicht mehr und nicht weniger!

Lt. dem unten verlinkten Artikel sollen die
schweizerischen Laienvertreter in den sog.
"Landeskirchen" die Kirchensteuermittel erhalten
und verwalten, ist das vereinbar mit c. 537 CIC?

Daß dann über diese Finanzverwaltung auch Druck
um mit der Kirchenlehre nicht übereinstimmende
Ansichten durchzusetzen oder missliebige Priester
abzusetzen ausgeübt wird, steht ebenfalls in dem
Artikel.

Das ist aber dann nicht mehr katholisch!

Das Schweizer System müßte dringend den

Grundsätzen des CIC angepaßt werden, dann

sollte m.E. eher auf Kirchensteuermittel

verzichtet werden um Missbräuche zu vermeiden!

Die Kirche ist schließlich eine übernatürliche,
gottgewollte Heilsanstalt und kein weltlicher
Verein!

www.katholisch.de/artikel/22220-schweiz-frauen-wollen-durch-finanzen-druck-auf-kirche-ausueben

SalvatoreMio 25. April 2022: Was ist "teamfähig"?

@Philosophus: ganz Recht! Am Verhalten der Verantwortlichen einer solchen Kirchengemeinde sieht man, dass deren Katholisch-Sein zu einem Nichts zusammengeschrumpft ist. --- @winthir: Ein Priester sollte teamfähig sein, doch was heißt das heutzutage? Das ist nicht nur "nett sein, zuhören und auf Wünsche eingehen können". In Deutschland heißt das oftmals bereits: "Wenn Du Dich nicht offen bekennst zu "OutInChurch" (mit allen Folgen), wenn Du die Sakramentenspendung genau nimmst und über Anderes stellst, so bist Du nicht "teamfähig", und hast am Ende nicht mal in Deinem Bischof einen väterlichen Fürsprecher.

landpfarrer 25. April 2022:

Der Bischofsvikar ist quasi als Pfarradministrator vom Bischof eingesetzt und mit der Seelsorge beauftragt.
der polnische Priester war nie Pfarrer dort sondern maximal Pfarradministrator. Das auch nur zusammewn mit einem Ständigen Diakon und es war vertraglich abgemacht, dass auch der Priester gehen müsse, wenn der Diakon die Pfarrei wechselt, dies weil der Bischof ihm die alleinige Pfarrverantwortung nicht zutraut. Daran hat der Priester sich nicht gehalten.
Der Bischof hat ihm die Seelsorge entzogen in jenen Pfarreien, dagegen hat der Priester in Rom geklagt, ihm wurde (meines Wissens teilweise) recht gegeben, dagegen hat der Bischof geklagt. Die Sache ist noch hängig in der höheren Instanz.
der Bischof verlangt, von der Polnischen Salvatorianerprovinz, den Priester zurückzurufen. Diese weigert sich das zu tun.

Philosophus 25. April 2022: Abbruch einer Heiligen Messe?

Wer einen in persona Christi zelebrierenden Priester stört und aus der Kirche wirft, versucht ja Christus selbst aus der Kirche zu werfen. Dass ein Bischofsvikar so etwas getan hat, ist wirklich skandalös und grenzt an Blasphemie!

winthir 25. April 2022: ich habe mal eine kleine "Presseschau" gemacht.

Der wesentliche Vorwurf scheint zu sein, daß er nicht "teamfähig" sei. Der Diakon hat gekündigt, Ehrenamtliche hören auf.

Vorher war er Jugendseelsorger, und wurde von den Jugendlichen geschätzt.

Das Grundproblem scheint mir die höchst unterschiedliche Sozialisation zu sein.

Ein Priester kommt in eine Struktur, die ihm aus Polen total unbekannt ist.

Um selbst Kommentare verfassen zu können nützen sie bitte die Desktop-Version.


© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz