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Die texanischen Methodisten zerbrechen ihre Einheit – Dissens zu Abtreibung und Homosexualität

8. Dezember 2022 in Aktuelles, 5 Lesermeinungen
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Nahezu 75 Prozent (!) der texanischen methodistischen Gemeinden haben sich zur Trennung von der United Methodist Church entschieden, weil diese in Bezug auf Abtreibung, Homosexualität und andere Themen von der Bibel abweicht.


Lubbock (kath.net/pl) Am Ende ihrer Toleranz für Gemeinden, die sich nicht an die biblische Lehre halten wollen, sind viele Gläubige der United Methodist Church angelangt. Jahrelange Streitthemen sind hauptsächlich die offizielle Haltung gegenüber Abtreibung und die Frage der kirchlichen Einsegnung der „Homo-Ehe“. Etwa 75 Prozent (!) der methodistischen Gemeinden werden zum Ende des Jahres die United Methodist Church verlassen, 145 von 200 Kirchengemeinden gehen. Die regionale “Northwest Texas Annual Conference of United Methodist Churches” wird sich nach diesem Aderlass vermutlich auflösen. Darüber berichtet „LifeSiteNews“.

Im zwar mitfühlenden, aber mit einseitigen Sympathien für die bibeluntreuen Methodisten behafteten Bericht in der Online-Zeitung „Texas Tribune“ wird die Verantwortung für die Spaltung allein jenen Gemeinden aufgebürdet, die sich nach Jahren des versuchten Dialoges nun zum schmerzhaften Austritt entschieden haben. Die Spaltung werde „von konservativeren Kirchenmitgliedern organisiert“, sei Endpunkt eines „Machtkampfs“ gegen die „integrativere Haltung“ der United Methodist Church. Diese Spaltung werde wahrscheinlich „die fortschreitende Polarisierung in Amerika“ weit intensivieren, so weitet der Beitrag im „Texas Tribune“ seine völlig einseitigen Schuldzuweisen zuungunsten der bibeltreuen Christen aus.


Feststellen muss man allerdings: Einige Pastoren der United Methodist Church unterstützen Abtreibungen, also die Tötung ungeborener Kinder entgegen jeder christlichen Einsicht und Lehre. Beispielsweise veröffentlichte die UMC-Frauenorganisation „United Methodist Women“ letztes Jahr eine Erklärung, in der sie das texanische Herzschlaggesetz kritisierten, das Tausende von ungeborenen Babys vor der Abtreibung bewahrt hat. Die Gruppe versprach, sogar dafür zu „beten“, dass Abtreibungen in Texas wieder legal werden, berichtete „LifeSiteNews“. Die United Methodist Church verurteilt das Töten ungeborener Babys nicht als Sünde. Stattdessen beschreibt in einer Stellungnahme die Abtreibung als ein „komplexes“ Thema. Wörtlich heißt es dort: „Unser Glaube an die Heiligkeit des ungeborenen menschlichen Lebens lässt uns zögern, die Abtreibung zu billigen. Aber wir sind gleichermaßen verpflichtet, die Heiligkeit des Lebens und des Wohlergehens der Mutter und des ungeborenen Kindes zu respektieren.“

Viele der austretenden Gemeinden werden sich nach Einschätzung des „Texas Tribune“ wahrscheinlich der konservativeren Global Methodist Church anschließen. Es steht zu erwarten, dass sich noch deutlich mehr Gemeinden dieser Abtrennung anschließen werden, es ist bereits von einer weltweiten Spaltung die Rede (vgl.: „Stehen die Methodisten unmittelbar vor weltweitem Schisma?“, siehe Link).

Auch die Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland steht bereits mitten in dieser Spaltung, man hofft dabei auf eine respektvolle Trennung statt auf endlosen Streit (siehe Link).

Die methodistische Bewegung wurde von John Wesley, seinem Bruder Charles und einigen Freunden Ende des 18. Jahrhunderts in Oxford/England gegründet und breitete sich von da international aus. Sie ist auf protestantischem Gedankengut gewachsen, John Wesley schätzte aber auch das Buch des Augustinerpaters Thomas a Kempis (+1471) über die Nachfolge Christi. Aus dem deutschen Protestantismus wirkte neben den Schriften Martin Luthers auch das Gedankengut der Herrnhuter Brüdergemeinde [Stichwort: „Herrenhuter Losungen“] auf die junge methodistsche Bewegung. Die heutigen Methodisten sind im deutschsprachigen Raum sowie im internationalen Raum ökumenisch gut vernetzt und anerkannt.

 


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Lesermeinungen

antony 8. Dezember 2022: @ winthir: Neulich in London war ich erstaunt über die Anglikaner.

Auf der einen Seite geht einem das Herz auf, wenn man dem Evensong in Westminster Abbey oder St. Paul's beiwohnt. Die anglikanische Messe unterscheidet sich wenig von unserer. Es gibt Veranstaltungsreihen, die wirklich gut zu sein scheinen. Auf der anderen Seite kommt einen auf Schritt und Tritt LGBTQ-Ideologie entgegen.
Zwei Strömungen, die man bei uns selten unter einem Dach findet. Obwohl Homosexuelle häufig eine hohe Affinität zu "smells and bells", also prachtvoller sinnenfälliger Liturgie mit Weihrauch und allem drum und dran, haben.

antony 8. Dezember 2022: Die Methodisten in Deutschland haben sich auf einen brüchigen Kompromiss...

... geeinigt: Homosexuelle Paare werden grundsätzlich gesegnet, aber kein Pastor wird dazu gezwungen. Homosexuelle werden grundsätzlich auch ordiniert, aber keine Gemeinde muss einen hs. Pastor anstellen.
Da eine method. Gemeinde ohnehin jeden Pastor ablehnen kann und kein Pastor zu Segenshandlungen gezwungen werden kann, sind die "Zugeständnisse" an die Konservativen keine Zugeständnisse, sondern Selbstverständlichkeiten.
Ich bin heute am Schaukasten der hiesigen Methodisten vorbeigegangen, wo eine "Queere Adventsandacht" angekündigt wird. Ich habe schmerzhaft mit den Menschen in der Gemeinde mitgefühlt, die gottgewollte Sexualität für eine Sache zwischen einem Mann und einer Frau, die miteinander verheiratet sind, halten. Die werden nun zunehmend heimatlos. Als Katholik kann man sich eine glaubenstreue Kirche suchen. Als Methodist wird das in Deutschland kaum noch gehen.

Chris2 8. Dezember 2022: @SpatzInDerHand

... weswegen man ja nicht so ohne weiteres sagen kann: "Kommt doch einfach zu uns". Zumindest in diesem Pontifikat trotz des Missbrauchsskandals wohl eher noch nicht...

winthir 8. Dezember 2022:

Die Anglikaner haben ja vor längerer Zeit einen ähnlichen Prozeß durchgemacht.

SpatzInDerHand 8. Dezember 2022: Tja... wollen wir hoffen, dass uns das nicht auch noch bevorsteht! :(

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