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Die heilige Theresia vom Kinde Jesu, Schutzpatronin der Missionen. Liebe - der ‚Motor‘ der Mission

7. Juni 2023 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Franziskus: die Heilige Eucharistie, Sakrament der Liebe, möge uns auf diesem Weg himmlische Speise sein. Apostolisches Schreiben zum Jahrestag der Geburt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Wüste zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war! Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben“ (Lk 15,4-7).

„Die Kirche braucht angesichts der vielen Mittel, Methoden und Strukturen, die manchmal vom Wesentlichen ablenken, Herzen wie das von Theresia, Herzen, die zur Liebe anziehen und uns näher zu Gott bringen“: zwanzigste Generalaudienz 2023.

Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Thema „Die Leidenschaft für die Evangelisierung: der apostolische Eifer des Gläubigen“ fort. Die sechzehnte Katechese widmete der Papst der Person der heiligen Theresia vom Kinde Jesus.

Franziskus blickte diesmal auf die heilige Theresia vom Kinde Jesus: „hier vor uns stehen die Reliquien der heiligen Theresia vom Kinde Jesu, der Weltpatronin der Missionen. Es ist schön, dass dies geschieht, während wir über die Leidenschaft für die Evangelisierung und den apostolischen Eifer nachdenken. Lassen wir uns also heute vom Zeugnis der heiligen Theresia helfen. Sie wurde vor 150 Jahren geboren, und zu diesem Jahrestag möchte ich ihr ein Apostolisches Schreiben widmen“.

Sie werde als Patronin der Missionen verehrt, obwohl sie selbst nie in der Mission gewesen sei. Schon im Alter von knapp vierzehn Jahren habe sie begriffen, dass sie ihren Egoismus und ihr Selbstmitleid überwinden müsse, um in ihrem Herzen Raum zu schaffen für die Liebe, die sich den anderen zuwendet.

Mit dieser Gesinnung sei sie in den Karmel eingetreten und habe dort ein kontemplatives Leben geführt, das in ihr den geistlichen Eifer für das Heil der Seelen umso mehr entzündet habe. Sie wollte „Jesus trösten, seine Liebe zu den Menschenseelen teilen und durch Gebet, Opfer und Leiden dazu beitragen, dass er auch von denen geliebt werde, die bisher noch nicht zu ihm gefunden hatten“.


All ihre Schwierigkeiten habe sie im fürbittenden Gebet für die Missionare aufgeopfert, aber auch für die Bekehrung der Sünder auf. Theresia von Lisieux zeige uns durch ihr Beispiel, dass die Liebe der „Motor“ der Mission sei und dass jeder dort, wo er lebe, zu einem Werkzeug der Liebe Gottes werden könne, die alle an sich ziehen wolle.

„Nun frage ich mich“, so der Papst, „woher all dieser Eifer, diese missionarische Kraft und diese Freude an der Fürbitte kämen? Zwei Begebenheiten, die sich ereigneten, bevor Theresia ins Kloster eingetreten sei, würden helfen dies zu verstehen.

Die erste betreffe den Tag, der ihr Leben verändert habe, Weihnachten 1886, als Gott ein Wunder in ihrem Herzen gewirkt habe. Theresia sollte bald 14 Jahre alt werden: „als jüngstes Kind wurde sie zu Hause von allen verhätschelt. Als ihr sehr müder Vater von der Mitternachtsmesse zurückkehrte, hatte er jedoch keine Lust, der Bescherung seiner Tochter beizuwohnen und sagte: ‚Gott sei Dank ist es das letzte Jahr!‘“. Theresia, die von Natur aus sehr sensibel sei und leicht zu Tränen neige, „war verletzt, ging auf ihr Zimmer und weinte. Aber sie unterdrückte ihre Tränen schnell, jubelte ihrem Vater zu“. In jener Nacht, in der Jesus sich durch die Liebe schwach gemacht habe, sei sie im Geiste stark geworden: „in wenigen Augenblicken war sie aus dem Gefängnis ihres Egoismus und ihres Selbstmitleids ausgebrochen. Sie begann zu spüren, dass ‚die Liebe in ihr Herz einzog, mit dem Bedürfnis, sich selbst zu vergessen‘“ (vgl. Manuskript A, 133-134).

Von da an wende sie ihren Eifer den anderen zu, damit sie zu Gott finden, und anstatt für sich selbst Trost zu suchen, mache sie es sich zur Aufgabe, „Jesus zu trösten, ihn bei den Seelen beliebt zu machen“, denn - wie die Kirchenlehrerin Theresia festgestellt habe - „Jesus ist krank vor Liebe, und [...] die Krankheit der Liebe kann nur durch Liebe geheilt werden“ (Brief an Marie Guérin, Juli 1890).

Das sei also das Ziel ihres Alltags: „Jesus zur Liebe machen“ (Brief an Céline, 15. Oktober 1889), für die anderen Fürsprache halten. Sie schreibe: „ich möchte Seelen retten und mich selbst für sie vergessen: Ich möchte sie auch nach meinem Tod retten“ (Brief an Pater Roullan, 19. März 1897). Mehrmals habe sie gesegt: „ich werde meinen Himmel damit verbringen, auf der Erde Gutes zu tun“.

Ein zweites Beispiel. Ihr Eifer, der dem Beispiel Jesu, des guten Hirten, gefolgt sei, habe vor allem den Sündern gegolten, den „Fernstehenden“. Theresia erfahre von einem Verbrecher, der wegen grausamer Verbrechen zum Tode verurteilt worden sei, Enrico Pranzini: „er wurde des brutalen Mordes an drei Menschen für schuldig befunden und ist für die Guillotine bestimmt, will aber nicht den Trost des Glaubens annehmen “. Theresia nehme sich ihn zu Herzen und tue alles, was sie könne: „sie betet auf jede Weise für seine Bekehrung, damit er, den sie mit brüderlichem Mitgefühl ‚armer Wicht Pranzini‘ nennt, ein kleines Zeichen der Reue zeigt und der Barmherzigkeit Gottes Platz macht, auf die Theresia blind vertraut. Die Hinrichtung findet statt“. Am nächsten Tag lese Theresia in der Zeitung, dass Pranzini, kurz bevor er seinen Kopf auf das Schafott gelegt habe, „sich plötzlich, von einer unmittelbaren Eingebung ergriffen, umdreht, ein Kruzifix ergreift, das ihm der Priester überreicht, und die heiligen Wunden Jesu dreimal küsst“.

Die Heilige kommentiere: „da ging seine Seele hin, um das barmherzige Urteil dessen zu empfangen, der erklärt hat, dass im Himmel über einen einzigen Sünder, der Buße tut, mehr Freude herrschen wird als über neunundneunzig Gerechte, die keiner Buße bedürfen“ (Manuskript A, 135).

Hier liege die Kraft der Fürbitte, die von der Nächstenliebe bewegt werde, hier sei der Motor der Mission. Die Missionare, deren Patronin Theresia sei, „sind in der Tat nicht nur diejenigen, die einen weiten Weg gehen, neue Sprachen lernen, gute Werke tun und gut verkünden können. Missionar ist jeder, der dort, wo er ist, als Werkzeug der Liebe Gottes lebt; es ist jeder, der alles tut, damit durch sein Zeugnis, sein Gebet, seine Fürsprache Jesus vorübergeht“. Das sei der apostolische Eifer, der, das sollte immer bedacht werden, niemals durch Proselytismus oder Zwang wirke, sondern durch Anziehung: „man wird nicht Christ, weil man von jemandem gezwungen wird, sondern weil man von der Liebe berührt wird. Die Kirche braucht angesichts der vielen Mittel, Methoden und Strukturen, die manchmal vom Wesentlichen ablenken, Herzen wie das von Theresia, Herzen, die zur Liebe anziehen und uns näher zu Gott bringen. Bitten wir die Heilige um die Gnade, unseren Egoismus zu überwinden, und um die Leidenschaft, für Jesus einzutreten, damit er erkannt und geliebt wird“.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ein herzliches Willkommen den Pilgern deutscher Sprache. Die heilige Theresia von Lisieux lädt uns ein, dem Herrn auf dem kleinen Weg nachzufolgen, indem wir uns in all unserem Tun von der Nächstenliebe leiten lassen. Die Heilige Eucharistie, Sakrament der Liebe, möge uns auf diesem Weg himmlische Speise sein.

 


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