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1. August 2023 in Weltkirche, 9 Lesermeinungen
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Syro-malabarische Kirche seit Jahren uneins über zur Zelebrationsrichtung in der Liturgie
Neu Delhi/Kosice (kath.net/KAP) Der slowakische Erzbischof Cyril Vasil soll im Auftrag von Papst Franziskus den seit Jahren andauernden Liturgiestreit in der syro-malabarischen Kirche in Indien lösen. Franziskus ernannte den 58-jährigen Ordinarius der griechisch-katholischen Eparchie Kosice (Kaschau) am Wochenbeginn zum Päpstlichen Delegaten mit persönlichen Vollmachten für die Katholiken der Syrisch-Malabarischen Kirche in Indien und insbesondere der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly im Bundesstaat Kerala, wie die syro-malabarische Kirche und auch Vasil selbst mitteilten. Vasil bleibt Eparch von Kosice, wird aber schon in den kommenden Tagen einen mehrwöchigen Aufenthalt in Indien antreten.
Im Mittelpunkt der schon seit Jahrzehnten andauernden inneren Auseinandersetzungen in der syro-malabarischen Kirche steht die Frage, ob der Priester die Eucharistie mit dem Gesicht zum Volk gewandt zelebrieren soll oder dem nach Osten ausgerichteten Altar zugewandt. 2021 beschloss die Synode der Kirche die umgehende Umsetzung eines schon 1999 beratenen Kompromisses, demzufolge der Priester bis zum Hochgebet mit dem Gesicht zur Gemeinde am Altar steht, sich dann umdreht und erst zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuwendet.
Papst Franziskus billigte die Lösung und Kardinal George Alencherry, Großerzbischof der mit Rom unierten syro-malabarischen Kirche, führte den einheitlichen Modus ein. Eine Gruppe von Priestern und Laien, zu der auch der seit Mitte 2019 für die Verwaltung der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly zuständige Vikar des Großerzbischofs, Erzbischof Antony Kariyil, gehörte, lehnt den Kompromiss jedoch ab. Im August 2022 wurde Kariyil emeritiert und Rom ernannte Erzbischof Andrews Thazhath zum Apostolischen Administrator der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly.
Auf Apostel Thoas zurückgeführt
Die Erzdiözese Ernakulam-Angamal ist die größte Eparchie der Syrisch-Malabarischen Kirche, die mit ihren nach Schätzungen zwischen vier bis fünf Millionen Gläubigen nach der griechisch-katholischen Kirche in Ostmitteleuropa die größte mit dem Papst verbundene orientalische Kirche darstellt. Sie beruft sich auf das Wirken des Apostels Thomas und bewahrt das ost-antiochenische, sogenannte chaldäische liturgische Erbe.
Der vom Papst nun zum Delegaten ernannte Erzbischof Vasil war von 2009 bis 2020 Sekretär der vatikanischen Kongregation für die Ostkirchen. Die Betrauung mit der Funktion des Delegaten habe im vorliegenden Fall nichts mit der ehrenvollen Aufgabe eines Repräsentanten des Heiligen Vaters etwa bei einem Jubiläum zu tun, sondern mit dem Auftrag, "ein konkretes Problem einer der Ortskirchen zu lösen, das das persönliche Eingreifen des Heiligen Vaters erfordert", erklärte Vasil in einer Stellungnahme für das slowakische Kirchenportal "tkkbs". Die Aufgabe sei ein "Zeichen des Vertrauens, aber auch eine große Verantwortung".
Er habe die syro-malabarischen Kirche im Rahmen seiner Tätigkeit in der Ostkirchenkongregation mehrmals besucht und sich ihr schon im Rahmen seines vorangegangenen akademischen Wirkens gewidmet, so Vasil weiter. Jetzt gehe es zunächst darum, die Probleme vor allem in der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly an Ort und Stelle näher kennenzulernen. Erst nach diesem ersten Besuch werde er besser beurteilen können, "welche weiteren Schritte zur Durchsetzung des Beschlusses der Bischofssynode der Syrisch-Malabarischen Kirche erforderlich sind und ob zur Erreichung dies Ziels allenfalls weitere Besuche unausweichlich sind".
Copyright 2023 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
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Archivfoto: Katholiken des syro-malabarischen Ritus
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Chris2 2. August 2023: Das wäre doch mal eine interessante Lösung
für eine würdigere Zelebration des Novus Ordo in Deutschland. Wer den Leuten nicht ins Gesicht schauen muss, wird weit weniger abgelenkt, wie ich es selbst als Ministrant erlebt habe. Als Kind saßen wir übrigens noch 90° versetzt, was kaum ablenkte, heute sitzen Priester und Ministranten immer häufiger sogar vor dem Hochaltar und drehen dem HERRN den (auch verlängerten) Rücken zu, obwohl ER im Tabernakel ja auch schon während des Wortgottesdienstes mit Leib und Blut anwesend ist.
Erik 2. August 2023: Irritiert
Warum schickt Rom einen Europäner nach Indien um was in Ordnung zu bringen? Also so rein Koöonialgeschichtlich : in your face
Karlmaria 2. August 2023: Ich war ja oft in der Lage wo ich froh war wenn überhaupt was stattgefunden hat
Gerade in Indien gibt es ja eine ziemlich extreme Diaspora. Diese mit Rom verbundenen Christen um die es hier geht sind ja ganz im Süden. In Nordindien gibt es nur ein paar Überbleibsel der Kolonialzeit und die sind dann natürlich anglikanisch. All die anderen Kirchen gibt es natürlich auch aber noch weniger. Unter solchen Voraussetzungen habe ich gelernt mit dem zufrieden zu sein was es gibt. Deshalb fehlt mir auch das Verständnis für so einen Streit. Zum Beispiel den mit Rom verbundenen griechisch katholischen Ritus der Ukraine habe ich einmal mit Ikonenwand und einmal ohne Ikonenwand mitgemacht. Die Mindestvoraussetzung wie mir gesagt wurde ist eine Ikone von Jesus Christus und eine von Maria. Diese Ikonen waren früher in Wigratzbad immer vorne neben dem Kreuz weil der frühere Direktor Monsignore Gläser ein Freund dieser Liturgie war!
Stefan Fleischer 2. August 2023: Aus meiner laienhaften Sicht
ist mir nicht ganz klar, weshalb die Zelebration «Ad Orientem» und die Zelebration «versus populum» ein Streitpunkt sein soll. Das sind doch – nach meinem Empfinden – zwei ganz verschiedene Probleme. Bei «versum populum» geht es um die Frage, ob es richtig ist, wenn der Priester in der Heiligen Liturgie ganz oder teilweise dem Volk gegenüber steht. Wäre es nicht sinnvoller, wenn die ganze Gemeinde, als ein einziges Volk Gottes, «dieses heilige und lebendige Opfer darbringen würde. Das «ad Orientem» wirft die Frage auf, wie wichtig es dabei ist, dass in Richtung der aufgehenden Sonne, welche dabei für Christus steht, gefeiert wird. Meine Frage ist, ob wir die aufgehende Sonne nicht problemlos mit dem Kreuz ersetzen könnten. Das würde ebenso Gott ins Zentrum stellen und uns daran erinnern, «In keinem anderen Zeichen ist Heil». «Versus cruzem» würde uns bewusst machen, dass wir alle, Priester wie Laien, uns zur Eucharistie, zur Danksagung für das Erlösungswerk zusammen gefunden haben.
SCHLEGL 2. August 2023: @Richelius
Bishop Cyril ist ausgewiesener Fachmann für orientalisches Kirchenrecht, das er in Rom studiert hat.
Außerdem gehört er dem Jesuitenorden an und ist als orientalischer Bischof des byzantinischen Ritus nicht direkt in die Spannungen um die altorientalischen Riten involviert.
Daneben ist er gewöhnt, fast ausschließlich ad orientem zu zelebrieren. Papst Franziskus hat ihn bei seinem Besuch in Presov genauer kennen gelernt.
Unten sehen Sie die Liturgie in Presov mit dem Papst.
www.youtube.com/watch?v=hWUMvMdYngo
Richelius 2. August 2023:
Warum schickt Rom einen byzantinischen Diözesanbischof um ein Liturgieproblem der Ostsyrer zu lösen? Da gäbe es doch naheliegendere Bischöfe.
lakota 2. August 2023: @Lukas80
Umgekehrt ist es mir bis heute unangenehm, dem Priester ins Gesicht zu sehen, wenn er den Leib und das Blut Christi zu sich nimmt. Da ist mir, als würde ich zwei Liebende beobachten.
Daher senke ich immer den Kopf und schließe die Augen (auch um mich selbst auf die Hl.Kommunion vorzubereiten).
SCHLEGL 2. August 2023: Art orientem?
In den allermeisten Fällen wird der byzantinischen Ritus, dem Bischof Cyril angehört in Richtung Osten gefeiert. Allerdings gibt es auch genügend Material auf youtube, wobei byzantinische Liturgien "versus populum" gefeiert werden.(Beispiel unten aus Rumänien, gut zu sehen,ab 1h 44min).
Ebenso hat Patriarch Bartholomaios im Kloster Sumeila zelebriert,wie auch der Erzbischof von Athen
(https://www.youtube.com/watch?v=lWyDhEjjxFo) ab 1h 14min gut zu sehen. Niemand hat dort ein THEATER deshalb gemacht!
Unter (https://www.youtube.com/watch?v=DeSd5b2gN6E) sieht man eine syro-malabarische Liturgie,ad orientem gefeiert, wie es dort immer üblich war. In der Regel sollte dies auch so bleiben.
www.youtube.com/watch?v=A6d9oukT3lo
Lukas80 2. August 2023: Ex oriente lux
Ich kann den Syro-Malabaren nur raten und für sie hoffen, dass sie die Ostung beibehalten und die entsprechende Gebetsrichtung vollziehen.
Nichts war mir selbst während des Zelebrierens einer Messe unangenehmer als die Stellung zur Gemeinde hin, die sich mir logisch nie erschlossen hat und in meinen Augen einen ganz unguten Klerikalismus begünstigt. Es ist unangenehm und unangemessen. Es wirkt theatralisch. Es fördert den Wortschwall, dem wir in der Liturgie ausgesetzt sind.
Im Gebet euch allen verbunden!
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