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"Beichtvater Putins" wird russisch-orthodoxer Bischof auf der Krim

22. Oktober 2023 in Weltkirche, 3 Lesermeinungen
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Metropolit Tichon (Schewkunow) gilt als einer der einflussreichsten Bischöfe des Moskauer Patriarchats - Auch Oberhaupt der russischen Kirche in Afrika, Metropolit Leonid (Gorbatschow), abgesetzt


Moskau (kath.net/KAP) Das russisch-orthodoxe Moskauer Patriarchat hat bekanntgegeben, dass Metropolit Tichon (Schewkunow) vom Synod zum neuen Bischof der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim ernannt wurde. Er war bisher Bischof von Pskow und folgt auf der Krim auf Metropolit Lazar (Schwets), der in den Ruhestand versetzt wurde, wie aus der Mitteilung vom Mittwoch hervorgeht. Der 65-jährige Tichon gilt als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, in russischen Medien wird er als "Beichtvater Putins" bezeichnet.

Der bisherige Metropolit von Pskow zählt zu den angesehensten und einflussreichsten Bischöfen im Moskauer Patriarchat. Bekannt ist, dass der konservative Kirchenmann Putin in historischen und kulturellen Fragen berät und ihn auch auf Reisen begleitet hat.
Tichon begann seine "geistliche Karriere" mit dem Eintritt in das Höhlenkloster von Pskow, später ging er ins Moskauer Sretensky-Kloster. 2015 wurde er zum Bischof geweiht, 2018 mit der Leitung der Diözese Pskow betraut, zugleich stand er auch dem Kloster in Pskow als Abt vor.

Kurz nach der Selbstständigkeitserklärung der mit Moskau verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) nach Kriegsbeginn im Frühjahr 2022 nahm der Synod des Moskauer Patriarchats Anfang Juni 2022 bereits die Krim-Diözesen der ukrainischen Kirche direkt in die russische Kirche auf. Offiziell hatten die Bischöfe der drei orthodoxen Diözesen der Krim den Synod um Aufnahme in die Russisch-orthodoxe Kirche ersucht. Entsprechend dem in solchen Fällen üblichen Vorgehen in besetzten Gebieten, entsprach das oberste Leitungsgremium unter dem Vorsitz von Patriarch Kyrill dann diesem Ersuchen. Das Moskauer Patriarchat nahm auch gleich eine jurisdiktionelle Umwandlung der Krim vor. Die Krim wurde zu einer eigenen Metropolie, die bis zuletzt von Metropolit Lazar von Simferopol und der Krim geleitet wurde.


Der ukrainische Religionswissenschaftler Oleksandr Sagan sieht in der jetzigen Umbesetzung auf der Krim einen "brillanten Schachzug" von Metropolit Kyrill. Er entledige sich auf diese Weise eines gefährlichen innerkirchlichen Konkurrenten. Je näher die Ukraine der Krim rücke, umso mehr Probleme werde auch die Russisch-orthodoxe Kirche vor Ort bekommen und umso weniger Zeit und Energie habe Tichon für innerkirchliche Machtspiele. Freilich könnte sich Kyrill auch verschätzen und Metropolit Tichon gehe gestärkt aus seiner neuen Funktion hervor, so Sagan laut einem Bericht auf dem ukrainischen Internet-Portal "risu".

Neue Kirchenleitung für Afrika

Noch eine weitere wichtige Personalentscheidung teilte das Moskauer Patriarchat am Mittwoch mit. Das Oberhaupt des russisch-orthodoxen Exarchats von Afrika, Metropolit Leonid (Gorbatschow) von Klin, wurde von seinen Aufgaben als "Patriarchalexarch" entbunden. Er bleibt aber kommissarischer Leiter der russisch-orthodoxen Diözese von Jerewan und Armenien. Die genauen Gründe für die jetzige Amtsenthebung des 54-jährigen Metropoliten sind unklar. Im Protokoll der Sitzung des Heiligen Synods heißt es nur, Leonid habe die Gründe erläutert, die ihn daran hinderten, die Aufgaben des Exarchen von Afrika zu erfüllen. Für seine geleistete Arbeit habe man ihm gedankt.

An der Spitze der russischen Orthodoxie in Afrika steht künftig Bischof Konstantin (Ostrowski) von Zaraisk. Der 46-Jährige wurde 2012 zum Bischof geweiht.

Das Moskauer Patriarchat gründete seit Dezember 2021 nach eigenen Angaben mehr als 200 Gemeinden in 25 afrikanischen Ländern. Hintergrund der noch sehr jungen eigenständigen russischen kirchlichen Präsenz in Afrika ist der Konflikt um die Anerkennung der 2018 gegründeten eigenständigen "Orthodoxen Kirche der Ukraine". Das Moskauer Patriarchat kündigte die kirchliche Gemeinschaft mit dem Patriarchat Konstantinopel und allen anderen orthodoxen Kirchen auf, die diese anerkennen. Dazu zählt auch das Patriarchat von Alexandrien, zu dessen Zuständigkeitsbereich traditionell ganz Afrika gehört.

Moskau gründete im Dezember 2021 ein eigenes Exarchat für Afrika und breitet sich seither verstärkt auf dem Kontinent aus. Sehr zum Missfallen des Patriarchats von Alexandrien. Dieses beschloss u.a. im vergangenen November in einer kirchenrechtlich umstrittenen Entscheidung, Metropolit Leonid "wegen einer Reihe von kanonischen Vergehen" abzusetzen und die "kirchlich-politischen Theorien über die Seelsorge der russischen Welt in der ganzen Welt auf der Grundlage der Nationalität" zu verurteilen. Zugleich beschloss Alexandrien seinerseits den Abbruch der kirchlichen Gemeinschaft mit Moskau und seinem Patriarchen Kyrill I.

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Lesermeinungen

SCHLEGL 23. Oktober 2023: @Werner Wunder 2.Versuch

Warum so beleidigt? Ich habe also als "Oberlehrer" (ich war tatsächlich 42 Jahre lang AHS Lehrer und zum Schluss OStR.) auf Ihren Fehler hingewiesen. Der Buchstabe "ч" wird im Russischen und im Ukrainischen (ich kann beides) eindeutig als " tsch" ausgesprochen. Die Transkription ist immer problematisch. Aber Sie haben von der Redaktion eine Korrektur verlangt, deshalb habe ich mich als einer der Seelsorger der ukrainisch griechisch katholischen Kirche korrigierend eingeschaltet.
Übrigens heiße ich SCHLEGL und nicht Schlegel,1 Vokal im Familiennamen genügt.
Also nicht beleidigt sein wenn man dann korrigiert wird, wenn man zuvor andere (die Redaktion) korrigieren will.

SCHLEGL 22. Oktober 2023: @Werner Wunder

Леонид Горбачев митрополит-
Irrtum! Können Sie Russisch? Der 6. Buchstabe im Familiennamen dieses Bischofs ist ein "ч",welches zurecht mit "tsch" wiedergegebenen wird. Es genügt nicht in Wikipedia eine Transkription anzuschauen, man muss schon die Originalsprache und die Originalbuchstaben kennen.

SCHLEGL 22. Oktober 2023: Putinisten unter sich

Es ist doch ganz klar, dass es Kyrill und seinem Genossen im Bischofsamt nicht um den Glauben und die Sakramente geht. Vielmehr geht es darum, die russische Expansion, besonders in Afrika, voranzutreiben. Da hatte der Patriarch von Alexandria und ganz Afrika natürlich nicht mitgespielt, deswegen sind die Russen auf kirchenrechtlich verbrecherische Weise in seine Diözesen eingedrungen. Man hat den orthodoxen Priestern ein Auto und hohe Gehälter versprochen, wenn sie zu Moskau wechseln. Konstantinopel hat diese Vorgänge bereits verurteilt. Deshalb ist es zweckmäßig sich mit ökumenischen Kontakten zur russisch-orthodoxen Kirche, wo immer sie sich befindet, zurückzuhalten!

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