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Expertin: Heilung nach Abtreibung braucht Selbstvergebung

10. Dezember 2023 in Prolife, 3 Lesermeinungen
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Verein "Rachels Weinberg" bietet Betroffenen geschützten Ort für Heilung und Aufarbeitung - Leiterin Schneidenbach: Vielen ist Ursache ihres Leidens unklar, da Abtreibung als Tabu gilt


Wien (kath.net/KAP) Abtreibungen hinterlassen bei vielen Beteiligten Wunden, die teils erst viel später aufbrechen und einer "Heilung" bedürfen: Darauf hat die Österreich-Leiterin von "Rachels Weinberg", Claudia Schneidenbach, am Donnerstag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress hingewiesen. Die aus den USA stammende, in 80 Ländern tätige christliche Organisation lädt mehrmals pro Jahr zu Einkehr-Wochenenden zur Heilung tiefer Wunden und Aufarbeitung oft traumatischer Erfahrungen eines Schwangerschaftsabbruchs. Vor allem gehe es dabei darum, eine positive Beziehung zum abgetriebenen Kind aufzubauen und sich selbst zu vergeben, so die diplomierte Lebens- und Sozialberaterin.

Den Bedarf nach "innerer Heilung" nach Abtreibung hatten zuletzt auch Österreichs Bischöfe in einer Erklärung zum 50. Jahrestag der Fristenregelung angesprochen. Zwei Drittel der Frauen, die eine Abtreibung vornehmen ließen, würden diese Entscheidung als Verletzung der eigenen Überzeugungen erleben und hätten sich bei entsprechender Unterstützung für statt gegen ihr Kind entschieden. Ihr stilles Leid nach dem gewaltsamen Verlust ihres Kindes werde jedoch häufig tabuisiert und zumal lange verdrängt, so die Bischöfe. Laut Schneidenbach sind nicht nur Frauen betroffen: Auch Männer, Großeltern und sogenannte "Abtreibungsüberlebende", zu denen auch Geschwisterkinder zählen, müssten mit Folgen leben. Und nicht nur diese: "Es gibt bei dem Thema keine unbeteiligten Dritten", so die Expertin.


Gesellschaftlich totgeschwiegen werde, wie drastisch diese Belastungen sein könnten. Viele Betroffene entwickelten laut Schneidenbach posttraumatische Belastungsstörungen, mit Symptomen von Flashbacks, tiefsitzender Traurigkeit, Selbstzweifeln und Selbsthass über emotionale Kälte, Beziehungs- und Essstörungen bis hin zu Süchten und Suizidgedanken. Bei Frauen seien auch körperliche Folgen wie Blutungen, Entzündungen, Unfruchtbarkeit oder erhöhtes Risiko für Fehl- und Frühgeburten denkbar. "Betroffene leiden oft über Jahre hinweg und wissen gar nicht, was der Grund ist. Das kommt daher, dass Abtreibung normalerweise weder von Ärzten und Therapeuten noch von der Gesellschaft als Ursache erwähnt wird", so die "Rachels Weinberg"-Leiterin.

Bei den Wochenenden von "Rachels Weinberg", die von einem ehrenamtlichen Team aus geschulten Mitarbeitern, einem Priester und einem Therapeuten begleitet werden, geht es zunächst um die geistliche Ebene. "Vermittelt wird den Teilnehmenden, dass Gott sie liebt und nicht verurteilt. Wer das erfährt, kann auch sich selbst und anderen vergeben", erklärte Schneidenbach. Behandelt wird auch die je eigene Lebensgeschichte, geschehe doch Abtreibung "nie im luftleeren Raum". Ziel ist schließlich der Aufbau einer neuen, von Liebe und Dankbarkeit geprägten Beziehung zum verstorbenen Kind, das wieder als Mensch gesehen wird. Viele Frauen seien nämlich im Schmerz gefangen, sagte Schneidenbach: "Quasi als Selbstbestrafung verharren sie darin und haben Angst, sie könnten sonst ihr Kind vergessen." Ein Gedenkgottesdienst beschließt die drei Tage.

"Rachels Weinberg" wird in einer katholischen und in einer überkonfessionellen christlichen Version angeboten. Religiosität wird für die Teilnahme nicht vorausgesetzt, "aber man muss grundsätzlich bereit sein, sich darauf einzulassen", betonte Schneidenbach. Rund 200 Personen haben seit 2011, als der private, durch Spenden finanzierte Verein in Österreich startete, an den Wochenenden teilgenommen. Die Rückmeldungen seien äußerst positiv. "Viele sagen, sie hätten hier ein neues Leben begonnen, und es wirkt auch in ihre Beziehungen und Familien hinein", so dessen Leiterin. (Info: www.rachelsweinberg.at)

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Lesermeinungen

Chris2 10. Dezember 2023: Ein sehr ergreifendes Denkmal zum Thema

Das Bild des getöteten Kindes, das seinen verzweifelten Eltern die Hand zur Versöhnung reicht (s. Link), kann sicherlich so manchen Eltern Trost spenden. Und denken wir daran: Es gibt keine Schuld auf dieser Welt, die Gott nicht von Herzen verzeihen möchte, wenn wir sie nur bereuen und in der Beichte bekennen, damit wir im direkten Auftrag Christi die objektive Lossprechung unserer Sünden durch den Priester erhalten.
Natürlich müssen wir bei Sünden entstandenen Schaden auch möglichst wiedergutmachen, vor allem, wenn andere schwer zu Schaden gekommen sind. In diesem Fall könnte es z.B. stellvertretend durch Gebet oder Spenden für Schwangere und ihre Kinder oder durch Gebet vor Abtreibungskliniken geschehen.

kath.net/news/73393

Karlmaria 10. Dezember 2023: Die abgetriebenen Kinder sind jetzt bei Gott im Himmel

Wie jeder der im Himmel ist haben auch diese Kinder allen alles vergeben. Natürlich auch denen die sie abgetrieben haben. Das Kind im Himmel kann das mit der Vergebung schon was die Menschen auf der Erde erst noch lernen müssen. Die Mütter können also eine private Bitte an ihr Kind machen für sie zu beten. Nach den Tod wird das Kind dann wenn die Mutter in den Himmel kommt auf seine Mutter zukommen und sie Mama nennen!

Mariat 10. Dezember 2023: Gelobt sei Jesus Christus!

Ja, die gesundheitlichen und geistigen Erkrankungen des Körpers und der Seele der Betroffenen, wurden oft unterschätzt.
Es ist äußerst wichtig, dass auch im Bußsakrament die Vergebung empfangen wird.
Dem Kindlein einen Namen geben gehört auch dazu.
Danke allen die in "Rachels Weinberg" mitarbeiten.

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