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Machen wir uns auf den Weg wie ein Blatt zu werden, das dem Willen des Herrn ausgeliefert ist!

27. April 2024 in Jugend, 1 Lesermeinung
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Ich hab einen neuen Traum für mein Leben: So unscheinbar und klein zu werden wie ein Blatt, das vom Wind des Herrn getragen wird. Die Jugendkolumne von kath.net - Von Magdalena Preineder


Wien (kath.net)

Loslassen – dazu lädt uns der Herr immer wieder ein, jeden Tag, ja jeden Moment, aufs Neue. Vielleicht meinst du, das man doch gar nicht so oft loslassen müsse. Vielleicht ist es für dich auch gar nicht so schwer. Doch von mir kann ich dir erzählen, dass ich es immer wieder neu lernen muss – bin ich in dem einen Moment dazu bereit, sieht es im Nächsten schon wieder ganz anders aus. Ergreife ich im einen Moment die Freiheit der Kinder Gottes, strecke ich mich im Nächsten nach dem aus, was mich eigentlich gefangen hält: Die Welt und auch mein eigener Wille.

Während ich diese Zeilen niederschreibe, habe ich ein Bild vor Augen: Das Blatt eines Baumes, das langsam zu Boden segelt. Der Ast trägt es nicht mehr. So kommt es am Boden auf und dort liegt es. Dieses Blatt ist nun allem ausgeliefert – den Füßen der Menschen, die auf es treten werden, dem Hunger kleiner Tiere, Wind und Wetter, die es vielleicht in strömenden Regen tränken oder weiter fort tragen werden. Dieses Blatt hat keinen eigenen Willen – es liegt da. Letzten Endes ist Gott dafür zuständig, was mit diesem Blatt passieren wird. Er hat es geschaffen, es bereitet den Menschen Freude und eines Tages wird es vergehen.


So wie dieses Blatt sollen auch wir werden. Warum? Weil es nicht aus sich selbst heraus sein kann. Es hat keinen Willen, es ist dem Willen seines Schöpfers ausgeliefert. Was geschieht, entscheidet nicht es selbst, sondern der Herr. Es kann ja gar nicht anders als den Grund seiner Schöpfung zu erfüllen.

Ein Blatt – ich weiß, es hat kein Bewusstsein und doch zeigt es uns die Radikalität mit der die Schöpfung auf ihren Schöpfer hin geordnet ist. Und wir, die wir ein Bewusstsein haben, mögen das erst recht sein – weil wir uns dafür entscheiden können.

Wir können uns dafür entscheiden mit Gott zu leben und ihm die Ehre zu geben. Wir können uns dafür entscheiden unseren Willen an den Herrn zu übergeben – ihn machen zu lassen, was er möchte.

Du kannst dich entscheiden wie ein Blatt zu werden, das den Ast verlässt, der es bis eben getragen hat. Vielleicht klingt das jetzt nicht wie das erstrebenswerteste Lebensziel – und doch, denk noch einmal darüber nach: Dieses Blatt ist seinem Schöpfer ausgeliefert, es existiert in schonungsloser Abhängigkeit. Dem, was ihm widerfährt, kann es nichts entgegensetzen. Ob es am Boden liegt oder von einem vor Freude strahlenden Kind aufgehoben wird, obliegt nicht ihm selbst. Dieses Blatt existiert einfach für das, was Gott sagt und bestimmt, für das, wofür Gott es vorgesehen hat. Es mag auf den ersten Blick nur einen kleinen Beitrag zu unserer Freude leisten – wenn überhaupt. Doch jetzt stell dir einmal vor, alle Bäume wären das ganze Jahr über kahl oder kein Kind könnte mehr bunte, heruntergefallene Blätter in die Luft werfen – und plötzlich sieht man, wie groß der Beitrag des Blattes an der Schönheit der Schöpfung und der Freude der Menschen ist und wie dieses kleine Blatt auf den Herrn verweist.

Und das sollte doch unser Ziel sein: Klein zu sein vor dem Herrn und so vollständig auf ihn zu verweisen. Alle Sicherheiten des Lebens, um die wir uns krallen, so weit loszulassen, dass der Wind Gottes uns dorthin führen kann, wo wir sein sollen. Dort sollen wir ihn preisen, ihn verherrlichen – unabhängig davon, ob auf uns herumgetrampelt wird oder wir voll Freude empfangen werden. Was dieses kleine Blatt uns lehrt, ist das Loslassen unserer eigenen Pläne und Vorstellungen zugunsten des Willen Gottes. Möge er ohne Wenn und Aber über uns verfügen können!

Ich weiß nicht, wie’s dir geht, aber ich hab einen neuen Traum für mein Leben: So unscheinbar und klein zu werden wie ein Blatt, das vom Wind des Herrn getragen wird. Ich möchte so sehr von ihm abhängig sein wie es ein Blatt ist – meiner selbst entzogen, meinen Willen dem seinen vollkommenen Willen ganz und gar übergeben.  Ich möchte ganz sein sein, so wie das Blatt, das der Herr sprießen und dann vergehen lässt, wie es ihm beliebt.

Ja, solch ein Blatt kann uns die Demut lehren, in der der Herr immer mehr in und durch uns leben kann.  Ja, solch ein Blatt lehrt uns, vollkommen auf ihn zu verweisen – loszulassen und die Abhängigkeit von ihm anzunehmen und selbst zu erwählen, unseren oft so verkrümmten Willen für seinen aufzugeben.

Deshalb habe ich heute eine ungewöhnliche Aufforderung an dich: Machen wir uns auf den Weg wie ein Blatt zu werden, das dem Willen des Herrn ausgeliefert ist! Ganz sein, ganz für ihn. Möge er über uns verfügen und wir alles loslassen, was das noch verhindert.


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Lesermeinungen

Wirt1929 28. April 2024: fallen lassen

Wie ein Blatt fallen lassen fällt uns sehr schwer. Das mag ein Grund sein, mehr Demut zuzulassen. Oft ertappt man sich dabei etwas demütiger zu sein und uns vom Geist Gottes wehen zu lassen, sich aber dagegen anstemmt, weil uns wieder mal etwas quer liegt. Die jugendliche Gelassenheit und Zuversicht spricht aus dem Text und macht Mut zu versuchen, sich wie ein Blatt fallen zu lassen. Dank an die jugendliche Verfasserin eines Altsemesters.

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