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28. Mai 2024 in Aktuelles, 4 Lesermeinungen
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Kiewer Bischof Sus weiht am 1. Juni Siluan Gall zum Priester - Der Neupriester vereint in seiner Biografie Elemente der evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirche
Wien (kath.net/KAP) Am kommenden Samstag, 1. Juni, wird im Wiener Stephansdom Siluan Gall zum Priester geweiht. Er gehört der griechisch-katholischen Kirche an. Es ist das erste Mal in der 665-jährigen Geschichte des Stephansdoms, dass eine Priesterweihe im byzantinischen Ritus gefeiert wird, wie die Erzdiözese Wien am Montag mitteilte. Mit Gall geht auch aus dem 1758 gegründeten Wiener Priesterseminar erstmals ein "Byzantiner" hervor. Die Weihe spendet ihm Stepan Sus, Bischof der Kurie des Großerzbischofs der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche in Kiew.
Siluan Gall wurde 1973 in Deutschland geboren. Als Nachkomme von aus Russland am Ende des Zweiten Weltkrieges vertriebenen Deutschen wurde er in der evangelischen Kirche getauft und konfirmiert. Sein beruflicher Weg begann als Krankenpfleger. Er arbeitete 20 Jahre lang in verschiedenen Krankenhäusern und einem Hospiz.
Einerseits fühlte sich Gall schon in jungen Jahren zur Orthodoxie hingezogen, deren Spiritualität und Liturgie ihn faszinierten. Ebenso fühlte er sich als Westeuropäer aber auch in der Katholischen Kirche zu Hause. Zur geistlichen Heimat wurde ihm schließlich die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche. Diese folgt in ihrer Liturgie, Theologie und Spiritualität der byzantinischen Tradition und steht zugleich in voller Kirchengemeinschaft mit dem Papst.
Gall trat ins Waldviertler Prämonstratenserstift Geras ein, wo der 2023 verstorbene Abt Michael Karl Proházka ein byzantinisches Zentrum errichtet hatte. Seit 2015 studierte er in Wien Theologie und lebte als Gast im Priesterseminar. Nach dem Ende seiner zeitlichen Gelübde wechselte er 2019 von den Prämonstratensern in Geras zu den Priesteramtskandidaten der Erzdiözese Wien.
Byzantinische Priesterweihe
Das Sakrament der Priesterweihe wird im byzantinischen Ritus während einer Eucharistiefeier in großer Schlichtheit gefeiert. Der zentrale Ritus der Handauflegung beinhaltet die Herabrufung des Heiligen Geistes. Im Anschluss erfolgt die Versiegelung mit dem Kreuzzeichen sowie die Bekleidung mit den entsprechenden Gewändern. Dies erfolgt nach Beendigung des Cherubim-Hymnus und der Übertragung der vorbereiteten Gaben auf den Altar, am Übergang vom "Wortgottesdienst" zur "Eucharistiefeier".
Im Anschluss segnet der Bischof den Weihekandidaten, der dann dreimal um den Altar geführt wird. Nachdem er den Treueid abgelegt, und sich dreimal vor dem Altar niedergeworfen hat, beugt er das Haupt über dem Altar. Der Bischof legt die Enden des Omophorions (der bischöflichen Stola, vergleichbar dem Pallium der römisch-katholischen Metropoliten) auf sein Haupt, darauf seine Hände und spricht ein Gebet. Im weiteren Verlauf der Liturgie überreicht der Bischof dem neuen Priester der Reihe nach alle Teile des Priestergewandes. Dazu gehören das Sticharion (Albe), das Epitrachelion (Stola), der Gürtel, das Phelonion (Kasel) und schließlich das Liturgikon, das ostkirchliche Pendant zum Messbuch.
Bei der Überreichung der Gewänder erfolgt durch den weihenden Bischof eine mehrmalige lautstarke Rezitation des Wortes "Axios", was in der deutschen Übersetzung "Er ist würdig" bedeutet. Diese Rezitation wird von der Gemeinde durch den Ruf "Axios!" wiederholt. Danach nimmt der neugeweihte Priester seinen Platz als Gleichrangiger unter den anderen Priestern ein.
Katholisches Ostkirchenordinariat
Die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche, der Gall angehört, ist die mit Abstand größte byzantinische katholische Ostkirche in Österreich. Es gibt zudem auch Gemeinden der Rumänischen, Slowakischen und Melkitischen Griechisch-katholischen Kirche sowie vereinzelt Gläubige der Griechisch-katholischen Kirche in Ungarn, der Griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine).
Zu den byzantinischen katholischen Ostkirchen kommen in Österreich auch noch einige orientalische katholische Ostkirchen. Sie alle sind im Ordinariat für die katholischen Ostkirchen zusammengefasst, das rund 20.000 Gläubige umfasst. Dem Ordinariat gehören derzeit rund 80 Priester an. Es gibt die Zentralpfarre St. Barbara in Wien und rund 35 Seelsorgestellen, verteilt auf ganz Österreich. Der jeweilige Erzbischof von Wien - also derzeit Kardinal Christoph Schönborn - steht den katholischen Ostkirchen als Ordinarius vor. Er trägt damit die bischöfliche Letztverantwortung. Generalvikar des Ordinariats ist Erzpriester Yuriy Kolasa.
Eine Kirche, zwei Riten
Alle Gottesdienste der katholischen Ostkirchen stehen auch den Katholiken des lateinischen Ritus offen. Ein Teil der Priester der katholischen Ostkirchen in Österreich hat zudem auch die Erlaubnis, aus seelsorglichen Gründen die Sakramente im lateinischen Ritus zu feiern und zu spenden.
Schon seit seiner Diakonenweihe 2022 nimmt auch Siluan Gall eine Sonderstellung ein. Er gehört als griechisch-katholischer Geistlicher dem Klerus der römisch-katholischen Erzdiözese Wien an. Gegenwärtig ist er im Pfarrverband Leiser Berge tätig. Im lateinischen Ritus hat er als Diakon unter anderem die Aufgabe, Taufen zu spenden, zu predigen und Eheschließungen vorzustehen. Im byzantinischen Ritus ist er als Diakon nicht befugt, Taufen und Eheschließungen vorzunehmen, da dies dort dem Priester vorbehalten ist.
Nach seiner Priesterweihe wird Gall ein Jahr in einem griechisch-katholischen Kloster, dem Holy Resurrection Monastery in Wisconsin, verbringen. Hier wird er seine Ausbildung im byzantinischen Ritus abschließen und sich im ostkirchlichen Mönchtum vertiefen. Im Anschluss daran kehrt er nach Wien zurück, um in den Dienst der Erzdiözese zu treten.
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ThomasR 30. Mai 2024: @Richelius
es gibt mehrere Fälle ind er Schweiz daß ostkatholische nichtzölibatäre Priester (oft rumänischer Herkunft) inzwischen römisch-katholische Pfarren leiten
Ich kenne persönlich einen ostkatholisch aufgewachsenen und in der katholischen Ostkirche (in der Ukraine) geweihten Pfarrvikar einer westkatholischen Pfarre (leider darf nich mehr heiraten, da er es vor Diakonatweihe nicht getan hat)- hat alle Formalitäten über seinen derzeitigen Ortsbischof erledigt (ob sein Bischof sich nach Rom wenden mußte ist mir nicht bekannt
Richelius 29. Mai 2024:
@ ThomasR: Wenn Priester der Ostkirchen die lat. Liturgie regelmäßig feiern wollen brauchen sie eine Erlaubnis aus Rom. (Gilt auch umgekehrt für lat. Priester und für Diakone)
Kardinal Schönborn hat schon vor Jahrzehnten byz. Priester zum Helfen in lat. Pfarren geschickt. Ich glaube, Rom hat dann neue Fälle untersagt.
@Karlmaria: Eigentlich ist es in den Ostkirchen so, daß sich alle Menschen durch Beten und Fasten auf den Empfang der Hl. Kommunion vorbereiten. Das gab‘s bei uns früher auch und erodiert leider auch in den Ostkirchen. Das ist keinesfalls eine Besonderheit der verheirateten Priester. Das betrifft eigentlich alle.
Karlmaria 29. Mai 2024: Das Geschlechtliche hält schon sehr vom Gebet ab
Das sage ich als einer der auch mal eine geschlechtlich aktive Zeit gehabt hat. Es gibt da im Neuen Testament 1Kor7 entziehet euch einander nicht außer eine Zeit lang damit ihr zum Beten Ruhe habt mit beider Einverständnis. Nun sollte eigentlich ein Priester immer zum Beten Ruhe haben. Die verheirateten Priester der Ostkirche müssen auch eine längere Prozedur durchmachen mit Beten und Fasten um die nötige Reinheit zur Göttlichen Liturgie zu haben. Das geht mit der täglichen Heiligen Messe schon aus Zeitgründen gar nicht. Aus der täglichen Heiligen Messe folgt dann zwangsläufig der Zölibat schon wegen der Zeit die für die Vorbereitung gar nicht da ist. Ostkirchliche Priester müssten da ja dann immer Beten und Fasten und kämen überhaupt nicht mehr dazu ihre Ehe zu leben. All das ist natürlich kein Problem für den der weiß dass es sowieso besser ist nicht ehelich zu werden. Ich sehe das auch nicht immer so aber habe zum Glück einen Beichtvater der mir das immer wieder sagt!
ThomasR 29. Mai 2024: ostkatholische Priester
sind nicht zum Zölibat verpflichtet
(dürfen vor Empfang der Diakonatweihe eine Frau und keinen Mann! heiraten- die für die Westkirche zerstörerische LGBTQ Bewegung ist in den Ostkirchen verboten)
deshalb auch eine sinnvolle Alternative zur Aufhebung des Zölibatesin der Westkirche.
Ostkatholische Priester sind keine minderwertige Priester, sie dürfen auch die neue Messe nach dem Messbuch Paul VI unter Zustimmung des jeweiligen Bischof Ordinarius lesen und westkatholische Pfarren leiten (tritt bereits öfter in der Schweiz vor)
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