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Erinnern (re-cordari). Messe zum Gedenken an die 2024 verstorbenen Kardinäle und Bischöfe

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Franziskus: Das Gedächtnis des Herrn hütet die gesamte Geschichte: Er ist ihr barmherziger Richter und reich an Erbarmen. In diesem Glauben beten wir für die Kardinäle und Bischöfe, die in den vergangenen zwölf Monaten verstorben sind


Rom (kath.net) Am Vormittag des 5. November 2024 hat Papst Franziskus am Altar der Kathedra in der Vatikanischen Basilika der Messe zum Gedenken an die 123 im Laufe des Jahres verstorbenen Kardinäle und Bischöfe vorgestanden.

Im Folgenden veröffentlichen wir die Predigt, die der Papst nach der Verkündigung des Evangeliums gehalten hat:

»Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!« (Lk 23,42). Dies sind die letzten Worte, die an den Herrn gerichtet werden, von einem der beiden, die mit ihm gekreuzigt worden sind. Es ist kein Jünger, der sie ausspricht, keiner von denen, die Jesus auf den Straßen von Galiläa gefolgt sind und mit ihm beim letzten Abendmahl das Brot geteilt haben. Der Mann, der sich an den Herrn wendet, ist vielmehr ein Übeltäter. Einer, der ihm erst am Ende seines Lebens begegnet; einer, dessen Namen wir nicht kennen.

Die letzten Atemzüge dieses Fremden werden im Evangelium jedoch zu einem Dialog voller Wahrheit. Während Jesus »sich unter die Abtrünnigen rechnen ließ« (Jes 53,12), wie Jesaja prophezeit hatte, erhebt sich eine unerwartete Stimme, die sagt: »Wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan« (Lk 23,41). Genauso ist es. Dieser Verurteilte steht für uns alle; wir können ihm unseren Namen geben. Vor allem aber können wir uns seine Bitte zu eigen machen: „Jesus, erinnere dich an mich“. Lass mich in deinem Gedächtnis lebendig bleiben.


Lasst uns über diese Tätigkeit nachdenken: erinnern. Erinnern (re-cordari) bedeutet, „etwas wieder zum Herzen (cor) zu bringen“, es wieder ins Herz zu legen. Jener Mann, der mit Jesus gekreuzigt worden war, verwandelt einen heftigen Schmerz in ein Gebet: „Bring mich in dein Herz, Jesus“. Er erbittet dies nicht mit gequälter Stimme, mit der eines Verlierers, sondern mit hoffnungsvollem Tonfall. Dies ist alles, was sich der Übeltäter wünscht, der als Jünger der letzten Stunde stirbt: Er sucht nach einem gastfreundlichen Herzen. Das ist alles, was für ihn zählt, jetzt, da er nackt im Angesicht des Todes steht. Und der Herr hört dem Gebet des Sünders zu, bis zum Schluss, so wie immer. Das Herz Christi, das vom Schmerz durchbohrt ist, öffnet sich, um die Welt zu retten: Während es stirbt, schenkt es der Stimme der Sterbenden Gehör. Jesus stirbt mit uns, weil er für uns stirbt.

Auf das Flehen des schuldigen Gekreuzigten antwortet der unschuldige Gekreuzigte: »Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein« (Lk 23,43). Das Erinnern Jesu ist wirksam, weil es reich an Barmherzigkeit ist. Während das Leben des Menschen untergeht, lässt Gottes Liebe aus dem Tod Freiheit hervorbrechen. Da wird der Verurteilte erlöst; der Fremde wird zum Gefährten; eine kurze Begegnung am Kreuz wird für immer im Frieden fortbestehen. (…)

Jesus erinnert sich an die, die neben ihm gekreuzigt worden sind. Seine Fürsorge bis zum letzten Atemzug bringt uns zum Nachdenken: Es gibt nämlich unterschiedliche Weisen, sich an Menschen und Dinge zu erinnern. Man kann sich an Schuld erinnern, kann sich an offene Rechnungen erinnern, kann sich an Freunde und Feinde erinnern. Wie behalten wir die Menschen in unseren Herzen? Wie erinnern wir uns an diejenigen, die im Laufe des Lebens an uns vorüberziehen?

Liebe Brüder und Schwestern, die Menschen aller Zeiten können dadurch, dass sie sich an das Herz Gottes wenden, auf das Heil hoffen, auch wenn sie „in den Augen der Toren gestorben schienen“ (vgl. Weish 3,2). Das Gedächtnis des Herrn hütet nämlich die gesamte Geschichte: Er ist ihr barmherziger Richter und reich an Erbarmen. (…)

In diesem Glauben beten wir für die Kardinäle und Bischöfe, die in den vergangenen zwölf Monaten verstorben sind. Heute wird unser Gedenken zur Fürsprache für diese unsere Brüder. Als auserwählte Glieder des Volkes Gottes sind sie auf den Tod Christi getauft worden (vgl. Röm 6,3), um mit ihm aufzuerstehen. Sie sind Hirten und Vorbilder für die Herde des Herrn gewesen (vgl. 1 Petr 5,3): Mögen sie nun an seinem Tisch sitzen, nachdem sie auf Erden das Brot des Lebens gebrochen haben. Sie haben die Kirche geliebt: Beten wir, dass sie die Gemeinschaft der Heiligen in Ewigkeit genießen können. Wir erwarten mit fester Hoffnung, dass wir im Paradies mit ihnen in die Freude eingehen dürfen. Jesus, denk an mich!


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