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26. November 2024 in Kommentar, 5 Lesermeinungen
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"Traurig ist eigentlich nicht sein letztes Interview oder Buch, sondern die Tatsache, dass es kein eloquent bischöfliches Gegengewicht gibt." Gastkommentar von Dr. Lukas Matuschek
Brühl (kath.net) Ein kurzer Angriff an Professor Magnus Striet. Traurig ist eigentlich nicht sein letztes Interview oder Buch, sondern die Tatsache, dass es kein eloquent bischöfliches Gegengewicht gibt. Oder dass das deutsche Schwergewicht der Theologie schon vor bald zwei Jahren von uns gegangen ist. Trotzdem bleibt die Chance durch diesen Streit unseren Herrn besser zu verstehen.
Ich überspitze im Folgenden. Ich werde nicht auf alle Fehler oder die volle Argumentation von Striet eingehen. Es soll ein Versuch sein ins Herz der Sache zu treffen und die Fallstricke offenzulegen. Damit die Wahrheit umso mehr strahlen kann.
Erst die These von Striet. Gott ist absolut frei. Sühnetod/Erlösung/Soteriologie widersprächen dieser Freiheit, weil Gott nicht gezwungen werden sollte, etwas zu tun. Stattdessen würde der Freie Gott auf Risiko gehen um mit uns in Kontakt zu treten, ohne Zwang sozusagen aus eigenem freiem Antrieb.
Klassisch stellt Striet die Frage, ob der Kreuzestod nötig war. Wahrscheinlich hätte ein Tropfen Blut ausgereicht. Der Wert des Blutes Jesu übersteigt unsere Schuld bei Weitem. Reicht auch noch weniger? Die Frage bleibt hypothetisch. Denn Gott liebt und gibt deshalb alles im Überfluss und geht tatsächlich volles Risiko ein.
In klassischer Sicht ist der Gedanke Striets also weder neu noch allzu häretisch. Auch wenn seine Formulierung maximal provoziert.
Was ist dann der Stolperstein? Ist Striet ein falscher Theologe? Nichts so sehr würde ich meinen, denn er versucht Gott zu verstehen in seinem Attribut der absoluten Freiheit, Souveränität in der alten Sprache der Kirchenväter.
Striet überzeichnet aber diese Eigenschaft Gottes und verschleiert damit die größere Herrlichkeit seines Antlitzes. Nicht Freiheit hat Jesus offenbart, nicht auf Gerechtigkeit bestanden, sondern Liebe gelebt. Er ist ewiger Vater. Frei aber gebunden. Barmherzig und voller rettender Güte. Liebend bis zum Kreuz und darüber hinaus.
Spätestens seit dem Kreuz, eigentlich schon seit der Ursünde, wahrscheinlich sogar vom Anbeginn der Schöpfung an, ist uns ein Zugehen auf Gott aus unserer eigenen Freiheit allein nicht möglich. Nicht zur Freiheit sind wir berufen. Nicht aus freiem Willen kommen wir in den Himmel, also in Beziehung zu Ihm. Sondern aus Liebe. Und der Preis der Liebe ist groß. Liebe setzt Ganzhingabe voraus. Wenn wir wirklich lieben, muss alles sterben was in uns nicht liebt. Und das tut weh, ob hier oder im Fegefeuer.
Frei gehen wir in die Hölle, in die absolute Unabhängigkeit unseres menschlichen Herzens. In Gottes Herz, in den Himmel, kommen wir rettend geliebt und demütig liebend.
Der Autor Dr. Lukas Matuschek (33) ist Ehemann und dreifacher Vater. Er lebt im Erzbistum Köln.
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SalvatoreMio 26. November 2024: Das Geheimnis der Liebe -
Wahre Liebe ist gewiss unergründlich und geht über Logik und Verstand weit hinaus. Das können Menschen oftmals bejahen. Unsere menschliche Liebe kann aber gewiss nicht so tief und weit wie die Liebe Gottes sein. Außerdem muss das, was Gott uns bei der Vollendung - am Ende aller Tage - zuteil werden lassen will, so unsagbar wunderbar sein, dass es mit irdischen Mitteln nicht beschreibbar ist. Dafür aber müssen wir "passend, fit" gemacht werden, die großen Übeltäter eingeschlossen, die sich am Ende doch noch für Gott entschieden haben. Das Leiden Christi am Kreuz bringt dieses sein Liebeswerk einzigartig deutlich zum Ausdruck. Darum kann ich nur mit Paulus einstimmen:"Er war gehorsam bis zum Tod am Kreuz... damit alle ... ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu (Philipper 2,5 ff).
modernchrist 26. November 2024: "ob der Kreuzestod nötig war"
Unter den Kategorien von Freiheit und auch von Liebe ist m.E. die Frage Striets nach dem Nötigsein unsinnig: Ist in einer Familie das 7. Kind, das unterwegs ist, nötig? Ist die Lebens-Hingabe einer krebskranken Frau nötig, die für ihr Ungeborenes auf Therapie bis zur Geburt verzichtet? Ist die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe nötig? War das Kommen des Gottessohnes nötig? Ein Prinzip Gottes ist offenbar das Prinzip "Überfluss", wie Ratzinger es schon 1968 in seiner "Einführung ins Christentum" nannte. Er liebt und schenkt im Überfluss. Demütige und dankbare Annahme ist unser Part, wie Maria!
gebsy 26. November 2024: Die Vaterunserbitte
"DEIN WILLE GESCHEHE"
ist mir in einem neuen Licht aufgestahlt:
WIE im Himmel - da kann der Mensch keinen Einfluss nehmen ...
SO auf Erden - da mit "Erde" das Universum gemeint ist, ist auch hier der Mensch nicht massgebend ...
SalvatoreMio 26. November 2024: Josef oder Jesus1
@matthieu: die Josefs-Geschichten aus dem AT passen auch hierher und sind sehr bedeutsam. Vermutlich aber meinen Sie hier gar keinen Josef, sondern haben sich lediglich verschrieben?
matthieu 26. November 2024: Treffend
ist ewiger Vater. Frei aber gebunden"- sehr treffend. Ein Vater tut so etwas , aus Liebe. Ja, was wäre denn gewesen, wenn Josef auf seiner Freiheit bestanden hätte? Es ist gut, zu wissen, wem man folgt.
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