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Du bist die Stimme Christi in der Welt

vor 5 Tagen in Spirituelles, 2 Lesermeinungen
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Gottes Wort verinnerlichen, um es weiterzuschenken - Von Jesús Higueras, Pfarrer der Erzdiözese Madrid


Madrid (kath.net)

Christus in der Welt lebendig werden zu lassen, ist die Berufung jedes Christen. Das gelingt jedoch nur, wenn wir Ihm zunächst in uns Raum gegeben und sein Wort verinnerlicht haben, damit Er durch uns zu den Menschen unserer Umgebung sprechen kann.

Wenn jemand in ein Museum oder in eine Ausstellung geht, kann er zwei Typen von Führern antreffen. Der eine erzählt, wie ein Papagei, ziemlich lustlos alles, was man über den Raum, das Gemälde oder das Möbelstück erwähnen muss. Der andere hingegen genießt die Führungen. Er wiederholt nicht einfach, was er in seinen Unterlagen gelesen hat, weil er überzeugt ist, dass er über etwas sehr Schönes und Außergewöhnliches spricht.

Doch das alles ist nicht vergleichbar mit der Schönheit dessen, was wir weitergeben sollen.

Die Jünger von Emmaus verstanden zu hören, und deshalb kehrten sie später eilends zurück, um von der Auferstehung des Herrn zu erzählen. Das vernommene Wort erfüllt die Seele mit Kraft. Der Psalm sagt: .Du machtest mich stark wie einen Wildstier, mit frischem Öl bin ich überschüttet.“ (Ps 92,11) Das Wort hat eine außerordentliche Macht, und es ist gut, dass wir uns davon überzeugen, so wie viele Personen, denen wir im Evangelium begegnen, überzeugt waren, allen voran die Apostel. Erinnere dich an Petrus: „Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.“ (Lk 5,5) Aber auch an den römischen Hauptmann, dem ein Wort Jesu genügte, auf dass sein Knecht gesund würde.

Mit Worten der Schrift: Wie der Regen und der Schnee, die auf die Erde fallen, nicht zum Himmel zurückkehren, ohne vorher den Boden befruchtet und mit Leben erfüllt zu haben, so ist es auch mit dem göttlichen Wort.

Wenn du in der Liebe wachsen willst, musst du aus dem Wort leben. Entweder ist ein Christ kreativ im Hören und versteht es, seiner apostolischen Arbeit neuen Glanz zu verleihen, oder er kommt als Apostel zum Stillstand. Er wird unfruchtbar werden. Wenn er sich nicht vom Wort durchtränken lässt, wenn ihm nicht das, was er gehört hat, durch Kopf und Herz geht, wird er Dinge wiederholen, die ihm bekannt vorkommen, aber es wird ihnen an Tiefe fehlen.

Die Leute merken ganz genau, ob das, was du vermitteln willst, aus dem Herzen kommt oder eine verkratzte Schallplatte mit schönen, aber oberflächlichen Aussagen ist!


Der heilige Dominikus, der Gründer des Dominikanerordens, schlug den Mönchen folgendes Motto vor: contemplata aliis tradere (die Dinge, die wir betrachtet haben, an die anderen weitergeben). Wir können nicht verkünden, was wir nicht betrachtet haben.
In „Evangelii Gaudium" widmet Papst Franziskus viele Seiten der Kunst der Predigt und „zieht den Priestern die Schrauben an“. Denn oft reden wir Priester recht langweilig daher und rechtfertigen uns danach mit der Entschuldigung, dass die Predigt nicht das Wichtigste in der Messe ist. Aber der Moment, wo das Interesse der Leute geweckt wird und sie die Anziehungskraft Gottes spüren, ist normalerweise die Predigt. Überlege, ob du nicht schon von Bekannten gehört hast - oder es sogar selbst gesagt hast: „In diese Pfarrei gehe ich nicht, weil der Priester langweilig ist.“

Wir befinden uns auf dem „freien Markt" der Optionen für den eigenen Lebensweg. Wenn wir Christen daher nicht attraktiv sind, wenn wir uns nicht bemühen, vorbereitet zu sein, aus dem Herzen, aus unseren persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen im Umgang mit Gott heraus zu sprechen, werden wir es nicht erreichen, dass sich die Leute der Gnade des Heiligen Geistes öffnen. Wenn wir Christen langweilig sind, wenn wir traurig durch das Leben gehen, wenn wir ein finsteres Gesicht machen, werden die Leute weder zur Kirche gehen noch eine mögliche Hingabe in Betracht ziehen.

Hast du nicht auch schon einmal gedacht, dass wir das beste Angebot überhaupt für die Gesellschaft haben, aber die schlechtesten Verkäufer sind? Der heilige Dominikus betete jedes Mal vor dem Beginn seiner Predigt: „Mein Gott, strafe dieses Volk nicht wegen meiner Sünden.“ Er bat Gott, das Volk, an das er sich richten würde, trotz seiner persönlichen Schwerfälligkeit im Reden nicht zur Langeweile zu verdammen. Er selbst sollte seine Worte salben, damit sie den Menschen zu Herzen gingen und ihr Leben beeinflussten.

Eine der schönsten Aussagen, die ich über Maria gelesen habe, hat Benedikt XVI. geschrieben: Maria machte aus dem Wort ihr Haus, und sie selbst wurde zu einem Haus des Wortes. Genau das ist uns Christen aufgetragen, damit Christus in uns bleiben und Quelle des Lebens für die anderen Menschen sein kann.

Wenn doch die Leute aufgrund unserer Worte zu Christus sagen könnten, was die zwei von Emmaus sagten: „Bleibe bei uns." Einmal wurde ein berühmter Prediger, ein Zeitgenosse des heiligen Jean-Marie Vianney, gefragt: „Welchen Unterschied gibt es zwischen Ihren Predigten und denen des Pfarrers von Ars?“ Worauf er sagte: „Wenn ich mit meiner Predigt fertig bin, sprechen die Leute sehr gut von Gott. Aber wenn der Pfarrer von Ars predigt, sprechen die Leute mit Gott.“

Wir sprechen nicht, um zu belehren, sondern um die Menschen zu bewegen, mit dem Herrn zu sprechen. Das gilt für die Priester und für alle anderen Christen. Ich rate dir, in deinem Inneren den Heiligen Geist anzurufen, wenn du vorhast, zu deinen Familienangehörigen, Bekannten und Arbeitskollegen über Gott zu sprechen: Herr, sei du der Hauptakteur, der die Herzen umformt.
Unsere Liebe zum Wort verlangt, dass wir die Überlieferung der Kirche und des Lehramtes kennen. Natürlich können wir einwenden, dass es heutzutage wenig in Mode ist, von Lehre zu sprechen, da sie in dieser dem Relativismus ergebenen Gesellschaft eine schlechte Presse hat. Aber es handelt sich um die ausgelegte Offenbarung Jesu Christi. Lass dich nicht von Modeströmungen leiten, sondern gewöhne dich daran, wie Jesus von Nazaret gegen den Strom zu schwimmen. Es gilt, ohne Scheu vom Credo, von der Hölle, vom Fegefeuer, vom Himmel, von der Gemeinschaft der Heiligen, vom Wert des Sakraments der Buße oder des Sakraments der Ehe zu sprechen.

Vergiss nicht, dass dir das wunderbare Werkzeug des Katechismus der Katholischen Kirche zur Verfügung steht, der ein wesentliches Instrument ist, um sich immer neu mit der christlichen Lehre zu beschäftigen, und die Grundlage, um Christus zu verkünden.

Fliehe die Extreme: Entweder ein „Ketzerhammer" zu sein, der ständig Sünden verurteilt und jedem unsympathisch wird, weil er alle Welt beschimpft; oder aber jemand, der aufgrund einer falsch verstandenen Barmherzigkeit alle Verhaltensweisen rechtfertigt. Der Apostel weist darauf hin, dass viele Antichristen kommen werden, die die gesunde Lehre ändern wollen, und mahnt, im Glauben fest zu bleiben. Diese Leidenschaft zu verkündigen, hat als einziges Ziel, dass das Wort in jedem Menschen Fleisch wird. Das Wort ist in Maria Fleisch geworden und will weiter das Fleisch, die Geschichte und das Leben der Menschen annehmen.

Selbst wenn du viele Jahre ein intensives Glaubensleben geführt hast, darfst du dennoch nicht müde werden, Bücher, Publikationen, Vorträge oder Artikel zu suchen, die dich besser vorbereiten. Der Christ muss ein großer Leser sein.
Was ist der Schlüssel für den Erfolg jedes Apostolats? Das Gebet, das persönliche Gespräch mit Jesus. Wie in Emmaus. Und dann die aufrichtige Freundschaft, der persönliche Umgang von Person zu Person, bei dem man alle erforderliche Zeit zuhört.
Man muss jedem Menschen größtes Interesse und Liebe entgegenbringen. Und wenn es darum geht, Jesus zu verkündigen, genügt es nicht, eine Rede zu halten, sondern wir müssen Sorge tragen, dass sich das, was wir verkünden, in Werken zeigt. Deine Freunde sollen wissen, dass du immer bereit und in schwierigen Momenten treu bist.

Ich empfehle dir, jedes Verlangen, im Mittelpunkt zu stehen, von dir zu weisen, damit deine Absicht so lauter wie möglich ist. Nur so kannst du im gegebenen Augenblick ein Wort verkünden, das Leben ist. Der heilige Augustinus nannte Johannes die Stimme und Christus das Wort.

Die Stimme erklingt, aber sobald der Inhalt gesagt ist, verschwindet sie. Der Christ ist die Stimme Christi. Wichtig ist, was die Stimme vermittelt. Es gibt Worte, die das Leben verändern, doch zuerst bilden sie sich im Geist und dann erst erklingen sie durch die Stimme. Der Christ ist die Lautstärke der Stimme Christi, sein Mikrofon. Niemand sagt: Wie gut spricht dieses Mikrofon! Es genügt, dass es an das Netz angeschlossen ist und das Gesagte nicht verzerrt. Wir sind die Stimme und Jesus ist das Wort.
Auf dem Weg nach Emmaus erklärt der Herr voller Liebe die Heilige Schrift, und daraufhin bitten ihn die Jünger, bei ihnen zu bleiben. Was er ihnen erzählt hat, hat sie so begeistert, dass sie ihn nicht mehr gehen lassen wollen. Bitte Gott, dass sich jeder, der dich hört, entschließt, für immer bei Jesus zu bleiben.

Jesus Higueras, Auszug aus Neubeginn in Emmaus von Jesus Higueras. Damaris Verlag (Seiten 128-133). Siehe auch Besprechung Seite 19.

Der Autor ist Pfarrer in der Diözese Madrid.


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Lesermeinungen

gebsy vor 5 Tagen: Authentizität

Die griechischen Kirchenväter übersetzten Authentizität mit dem lateinischen Begriff Auctoritas, der in der deutschen Sprache als Autorschaft oder Autorität erhalten ist. Zu den Grundlagen hermeneutischer Exegese (Textinterpretation) gehört die Frage nach der Absicht des Autors (mens auctoris) sowie der Begriff einer authentischen Interpretation, die von abwegigen oder ketzerischen, nicht-authentischen Auslegungen zu unterscheiden ist.

de.wikipedia.org/wiki/Authentizit%C3%A4t

Stefan Fleischer vor 5 Tagen: Ach, wenn wir nur mehr daran denken würden,

was unsere Ahnen noch wussten:
"Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über!"

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