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Nuntius ermutigt zu „Gebet, eifrige Bibellektüre, freudige und fromme Teilnahme an Eucharistie“

vor 2 Tagen in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Erzbischof Eterović: „Im Gnadenjahr 2025 wollen wir die Gegenwart des Herrn Jesus und Seines Geistes in unserem persönlichen, familiären und sozialen Leben entdecken.“


Berlin (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt von Nuntius Erzbischof Dr. Nicola Eterović am 3. Sonntag im Jahreskreis in der Apostolischen Nuntiatur Berlin, 26. Januar 2025 in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung – Neh 8,2-4.5-6.8-10; Ps 19; 1 Kor 12,12-31; Lk 1,1-4; 4,14-21

„Heute hat sich das Schriftwort erfüllt“ (Lk 4,21).

Liebe Brüder und Schwestern!

An diesem dritten Sonntag im Jahreskreis folgen wir dem Herrn Jesus, der „erfüllt von der Kraft des Geistes nach Galiläa zurückkehrte“ (Lk 4,14). Er erreichte Nazareth, „wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge“ (Lk 4,16). Dort stand Jesus auf und las folgenden Abschnitt aus der Schriftrolle des Propheten Jesaja vor (vgl. Jes 61,1-2):
„Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lk 4,18-19).

Sonntag des Wortes Gottes

Wir verweilen beim vom Herrn Jesus gelesenen Text und bei dessen Bedeutung, wobei wir bedenken, dass der Heilige Vater Franziskus den Dritten Sonntag im Jahreskreis zum Sonntag des Wortes Gottes bestimmt hat. Wir wissen, dass das Wort Gottes eine vielfache Bedeutung hat. Gott spricht beispielsweise durch die Schöpfung, mittels des Gewissens oder durch das Zeugnis von aufrechten und frommen Personen. Er tut es jedoch auf besondere Weise mittels der Bibel, der Heiligen Schrift, die 73 kanonisch von der Katholischen Kirche anerkannte Bücher enthält, 46 des Alten und 27 Bücher des Neuen Testamentes. Man muss sich jedoch bewusst bleiben, dass das Christentum keine Buchreligion ist, sondern eine, die sich auf die Person Jesu Christi gründet, auf das Wort, das in der Fülle der Zeit Fleisch geworden ist. Hier gilt zu betonen, „das Christentum ist die Religion des Wortes Gottes, nicht eines schriftlichen, stummen Wortes, sondern des menschgewordenen, lebendigen Wortes. Daher muß die Schrift als Wort Gottes verkündigt, gehört, gelesen, aufgenommen und gelebt werden, und zwar in der Spur der apostolischen Überlieferung, mit der es untrennbar verknüpft ist“ (Benedikt XVI, Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini, Nr. 7).


Angesichts dieser Feststellung bleibt festzuhalten, dass sich Jesus auf die Bücher des Alten Testamentes bezieht, wenn er sagt: „Heute hat sich das Schriftwort erfüllt“ (Lk 4,21). Es handelt sich um die heiligen Bücher des jüdischen Volkes, die Jesus gut gekannt hat. Diese Bücher, die wir Altes Testament nennen, waren für ihn heilig, weswegen sie auch für uns heilig sind. Sie sind daher integraler Bestandteil der von der Katholischen Kirche anerkannten Bibel. Mit seinem Leben und Wirken hat Jesus die Offenbarung Gottes zur Fülle gebracht, „jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war - jetzt aber seinen Heiligen offenbart wurde“ (Kol 1,26). Seine Lehre findet sich in den Büchern des Neuen Testamentes: den vier Evangelien von Markus, Matthäus, Lukas und Johannes; der Apostelgeschichte, den Briefen der Apostel und der Apokalypse. Aus diesen Büchern können wir die Person und die Sendung des Herrn Jesus erfassen. Denken wir an die berühmte Wendung des heiligen Hieronymus: „Die Schriften nicht kennen heißt Christus kennen“ (Comme“ntariorum in Isaiam libri, Prol.: PL 24,17B).

Der eben verkündete Abschnitt aus dem Lukasevangelium unterstreicht die Einheit der Schrift, wie auch die christliche Weise, sie auszulegen: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ (Lk 4,21). Jesus Christus ist die Fülle der Offenbarung Gottes, wovon wir wertvolle Vorwegnahmen im Alten Testament haben. ER aber ist der Schlüssel für die Lektüre der ganzen Schrift, nicht nur des Neuen, sondern auch des Alten Testamentes. Neben der Stelle aus dem heutigen Evangelium erinnern wir beispielsweise an die Worte des Herrn Jesus an die beiden Emmausjünger, mit denen er zeigen wollte, dass Sein Ostergeheimnis schon im Alten Testament angekündigt worden war: „Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht“ (Lk 24,27).

„Ein Gnadenjahr des Herrn ausrufen“ (Lk 4,19).

Kehren wir kurz zu dem von Jesus in der Synagoge von Nazareth vorgetragenen Zitat aus dem Buch des Propheten Jesaja. Es beginnt mit der Aussage: „Der Geist des Herrn ruht auf mir“ (Lk 4,18). Halten wir uns das Wort Jesu vor Augen: „Heute hat sich das Schriftwort erfüllt“, so lässt sich leicht daraus schließen, dass sich Jesus bewusst war, bereits den Heiligen Geist empfangen zu haben und unter seiner Führung zu handeln. Er war vom Heiligen Geist empfangen (vgl. Lk 1,35), empfing den Geist bei der Taufe im Jordan (vgl. Mk 1,10); Jesus wurde „vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden“ (Mt 4,1). Die Gegenwart des Geistes wird im Leben Jesu und in seinen Werken der Heilung von Krankheiten oder der Befreiung von bösen Geistern immer deutlicher. Jesus hat seinen Jüngern die Gabe des Heiligen Geistes verheißen (vgl. Joh 7,37-39). Und er hat ihn nach seiner Auferstehung gesandt (vgl. Lk 24,49). Gottvater hat seinen Eingeborenen Sohn mit dem Heiligen Geist gesalbt und fähig gemacht, die mit seiner Person und seinen Werken als Messias verbundenen Erwartungen zu erfüllen: den Armen eine frohe Botschaft zu bringen, den Gefangenen die Entlassung zu verkünden, den Blinden das Augenlicht und die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen. Als Johannes der Täufer seine Jünger zu Jesus schickte, ließt er sie, um Zweifel über ihn zu zerstreuen, fragen: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3), woraufhin Jesus mit den Worten des Propheten Jesaja, die er zu erfüllen im Begriff war, antwortete: „Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“ (Mt 11,4-6).

Liebe Brüder und Schwestern, das Wort Gottes, das wir gehört haben, hat in diesem Heiligen Jahr 2025 eine besondere Bedeutung. Es handelt sich wahrhaft um ein Gnadenjahr, das Jesaja angekündigt und Jesus in Tat umgesetzt hat. Durch die Güte und Barmherzigkeit von Gott, dem Vater, Sohn und Heiligem Geist hat der Heilige Vater Franziskus dieses Jubiläumsjahr in der Liturgie der Geburt unseres Herrn Jesus Christus eröffnet, indem er die Heilige Pforte in der Petersbasilika in Rom aufstieß. Es handelt sich um eine symbolische Handlung, die jeden von uns aufruft und dazu ermuntert, gut in dieser Gnadenzeit als praktizierende Christen zu leben. Das hat vor allem einen spirituellen Vorrang: in dieser gesegneten Zeit wollen wir die Gegenwart des Herrn Jesus und Seines Geistes in unserem persönlichen, familiären und sozialen Leben entdecken. Wir wollen dies vor allem tun durch das Gebet, die eifrige Lektüre der Bibel, die freudige und fromme Teilnahme an der Feier der Eucharistie an den Sonn- und Feiertagen, durch die Ablässe nach den Vorgaben der Kirche für die zeitlichen Sündenstrafen der Lebenden und der Toten und mit Taten der Liebe.

In der Treue zu Jesus Christus hat Papst Franziskus vor allem jene mit politischer Macht ermahnt, in diesem Heiligen Jahr Werke mit großer humanitärer und sozialer Wirkung zu tun: 1. „Eine Reduzierung, wenn nicht überhaupt an einen gänzlichen Erlass der internationalen Schulden zu denken, die auf dem Geschick vieler Nationen lasten“; 2. „Eine feste Verpflichtung zur Förderung der Achtung der Würde des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, damit jeder Mensch sein Leben lieben und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken kann, mit der Sehnsucht nach Entwicklung und Glück für sich und seine Kinder“; 3. „Einen festen Prozentsatz des Rüstungsetats für die Einrichtung eines Weltfonds verwenden, der den Hunger endgültig beseitigen und in den ärmsten Ländern Bildungsmaßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ermöglichen soll, die dem Klimawandel entgegenwirken“ (Botschaft zum 58. Weltfriedenstag 2025, Nr. 11).

Indem wir dem Beispiel der seligen Jungfrau Maria folgen, denn sie „bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19), wollen auch wir uns, liebe Brüder und Schwestern, die Aufforderung von Papst Franziskus zu Herzen nehmen und im Gebet und in der Unterstützung der Verantwortlichen des öffentlichen Lebens auf nationaler und internationaler Ebene bei der Verwirklichung dieser noblen Absichten mitwirken, damit wir in dieser Welt, die voller Gewalt, Kriegen, Ungerechtigkeiten aller Art ist, die Kraft des Wortes Gottes erfassen können, das immer lebendig und aktuell ist und in der Kraft des Heiligen Geistes dazu befähigt, wahrhaft für uns und die Menschheit „ein Gnadenjahr des Herrn“ auszurufen (Lk 4,18-19). Amen.

Archivfoto Nuntius Eterović  (c) Apostolische Nuntiatur Berlin


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Lesermeinungen

gebsy vor 33 Stunden: A M E N

"Das hat vor allem einen spirituellen Vorrang: in dieser gesegneten Zeit wollen wir die Gegenwart des Herrn Jesus und Seines Geistes in unserem persönlichen, familiären und sozialen Leben entdecken."
Eine Wirklichkeit, die hoffen läßt ...

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