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vor 24 Stunden in Weltkirche, 1 Lesermeinung
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Papst Franziskus möchte "einige maßgebliche Aspekte der missionarischen christlichen Identität in Erinnerung rufen, damit wir uns vom Geist Gottes leiten lassen können und vor heiligem Eifer für eine neue Zeit der Evangelisierung der Kirche brennen"
Vatikan (kath.net) kath.net dokumentiert die Botschaft von Papst Franziskus zum Weltmissionssonntag 2025 mit dem Titel "Missionare der Hoffnung unter den Völkern" in voller Länge:
Liebe Brüder und Schwestern!
Für den Weltmissionssonntag im Jubiläumsjahr 2025, dessen zentrale Botschaft die Hoffnung ist (vgl. Bulle Spes non confundit, 1), habe ich dieses Motto gewählt: „Missionare der Hoffnung unter den Völkern“. Es erinnert den einzelnen Christen und die Kirche, die Gemeinschaft der Getauften, an die grundlegende Berufung, in der Nachfolge Christi Boten und Bauleute der Hoffnung zu sein. Ich wünsche allen eine Zeit der Gnade mit dem treuen Gott, der uns im auferstandenen Christus »zu einer lebendigen Hoffnung« neu gezeugt hat (vgl. 1 Petr 1,3-4); und ich möchte einige maßgebliche Aspekte der missionarischen christlichen Identität in Erinnerung rufen, damit wir uns vom Geist Gottes leiten lassen können und vor heiligem Eifer für eine neue Zeit der Evangelisierung der Kirche brennen, die gesandt ist, die Hoffnung in einer Welt wieder neu zu beleben, über der dunkle Schatten liegen (vgl. Enzyklika Fratelli tutti, 9-55).
1. In den Spuren Christi, der unsere Hoffnung ist
Während wir das – nach dem Jahr 2000 – erste Ordentliche Jubiläum des dritten Jahrtausends feiern, richten wir unseren Blick auf Christus, der die Mitte der Geschichte ist, »derselbe gestern und heute und in Ewigkeit« (Hebr 13,8). Er verkündete in der Synagoge von Nazaret die Erfüllung der Heiligen Schrift im „Heute“ seiner geschichtlichen Gegenwart. So offenbarte er sich als der, der vom Vater mit der Salbung des Heiligen Geistes gesandt wurde, die Frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden und ein »Gnadenjahr des Herrn« für die ganze Menschheit auszurufen (vgl. Lk 4,16-21).
In diesem geheimnisvollen „Heute“, das bis zum Ende der Welt andauert, erfüllt sich in Christus das Heil für alle, besonders für diejenigen, deren einzige Hoffnung Gott ist. In seinem irdischen Leben ist er umhergezogen und hat Gutes getan und alle geheilt (vgl. Apg 10,38) und den Bedürftigen und dem Volk die Hoffnung auf Gott neu geschenkt. Außerdem erlebte er die ganze menschliche Schwachheit, außer die der Sünde, und durchlebte auch schwierige Momente, die zur Verzweiflung hätten führen können, wie die Todesangst von Getsemani und am Kreuz. Jesus jedoch vertraute alles Gott, dem Vater, an und gehorchte mit vollem Vertrauen seinem Heilsplan für die Menschheit, der ein Plan des Friedens für eine Zukunft voller Hoffnung ist (vgl. Jer 29,11). So wurde er zum göttlichen Missionar der Hoffnung, zum obersten Vorbild all derer, die im Laufe der Jahrhunderte den von Gott empfangenen Auftrag auch unter extremen Herausforderungen erfüllen.
Durch seine Jünger, die zu allen Völkern gesandt und von ihm auf geheimnisvolle Weise begleitet werden, setzt Jesus, der Herr, seinen Dienst der Hoffnung für die Menschheit fort. Noch immer beugt er sich über jeden armen, geplagten, verzweifelten und vom Bösen heimgesuchten Menschen, um »auf seine Wunden das Öl des Trostes und den Wein der Hoffnung zu gießen« (vgl. Präfation „Gesù buon Samaritano“). Im Gehorsam gegenüber ihrem Herrn und Meister und mit demselben Geist des Dienens führt die Kirche, die Gemeinschaft der missionarischen Jünger Christi, diese Sendung fort, indem sie inmitten der Völker für alle da ist. Obwohl sie sich einerseits Verfolgungen, Bedrängnissen und Schwierigkeiten und andererseits ihren eigenen Unzulänglichkeiten und Fehlern aufgrund der Schwäche ihrer einzelnen Glieder stellen muss, wird sie beständig von der Liebe Christi angetrieben, vereint mit ihm auf diesem missionarischen Weg weiterzugehen und wie er und mit ihm den Schrei der Menschheit, ja das Seufzen der ganzen Schöpfung in Erwartung der endgültigen Erlösung in sich aufzunehmen. Das ist die Kirche, die der Herr von jeher und für immer dazu berufen hat, seiner Spur zu folgen: »nicht eine statische Kirche, [sondern] eine missionarische Kirche, die mit dem Herrn auf den Straßen der Welt unterwegs ist« (Predigt bei der Abschlussmesse der Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, 27. Oktober 2024).
Lassen wir uns also dazu anregen, uns in der Nachfolge Jesu, unseres Herrn, auf den Weg zu machen, um mit ihm und in ihm Zeichen und Boten der Hoffnung für alle zu werden, an allen Orten und unter allen Umständen, die Gott uns erleben lässt. Mögen alle Getauften als missionarische Jünger Christi seine Hoffnung in jedem Winkel der Erde aufleuchten lassen!
2. Die Christen, Boten und Bauleute der Hoffnung für die Völker
In der Nachfolge Christi, des Herrn, sind die Christen gerufen, die Frohe Botschaft weiterzugeben, indem sie die konkreten Lebensbedingungen derer, denen sie begegnen, teilen und so zu Boten und Bauleuten der Hoffnung werden. Denn die »Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände« (Gaudium et spes 1).
Diese berühmte Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils, die das Empfinden und die Haltung der christlichen Gemeinschaften zu allen Zeiten zum Ausdruck bringt, ist weiterhin eine Inspiration für ihre Mitglieder und hilft ihnen, gemeinsam mit ihren Brüdern und Schwestern in der Welt zu wandeln. Ich denke dabei besonders an euch Missionare und Missionarinnen ad gentes, die ihr dem göttlichen Ruf folgend zu anderen Völkern gegangen seid, um die Liebe Gottes in Christus bekannt zu machen. Ich danke euch von Herzen! Euer Leben ist eine konkrete Antwort auf den Auftrag des auferstandenen Christus, der seine Jünger ausgesandt hat, allen Völkern das Evangelium zu verkünden (vgl. Mt 28,18-20). Damit erinnert ihr an die universale Berufung der Getauften, durch die Kraft des Geistes und das tägliche Engagement für die Völker zu Missionaren der großen Hoffnung zu werden, die uns von Jesus, dem Herrn, geschenkt wurde.
Der Horizont dieser Hoffnung geht über das vergängliche Irdische hinaus und öffnet sich für das Göttliche, das wir bereits in der Gegenwart verkosten. Wie der heilige Paul VI. in Erinnerung rief, ist in der Tat das Heil in Christus, das die Kirche allen als Geschenk der Barmherzigkeit Gottes anbietet, nicht nur »ein diesseitiges Heil nach dem Maß der materiellen Bedürfnisse oder auch der geistigen, die […] sich mit den zeitlichen Wünschen, Hoffnungen, Geschäften und Kämpfen gänzlich decken, sondern um ein Heil, das alle Grenzen übersteigt, um sich dann in einer Gemeinschaft mit dem einen Absoluten, mit Gott, zu vollenden: ein transzendentes, eschatologisches Heil, das seinen Anfang gewiss schon in diesem Leben hat, aber sich erst in der Ewigkeit vollendet« (Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi, 27).
Von einer solch großen Hoffnung beseelt, können die christlichen Gemeinschaften Zeichen einer neuen Menschlichkeit sein, in einer Welt, die in den höchst „entwickelten“ Gebieten ernsthafte Symptome einer Krise des Menschlichen zeigt: ein weit verbreitetes Gefühl der Verlorenheit, Einsamkeit und Vernachlässigung der Älteren sowie Schwierigkeiten, bei denen, die nebenan leben, auf Hilfsbereitschaft zu treffen. In den technologisch fortschrittlichsten Ländern gibt es immer weniger Nähe: Wir sind alle miteinander vernetzt, aber wir stehen nicht miteinander in Beziehung. Übertriebenes Streben nach Effizienz, eine Fixierung auf das Materielle und ehrgeizige Ziele führen dazu, dass wir egozentrisch und unfähig zur Nächstenliebe werden. Das in Gemeinschaft gelebte Evangelium kann uns wieder zu einem heilen, gesunden und erlösten Menschsein verhelfen.
Deshalb erneuere ich die Einladung, die in der Verkündigungsbulle des Jubiläums(Nr. 7-15) aufgezeigten Handlungsmöglichkeiten in die Tat umzusetzen, mit besonderem Augenmerk auf die Ärmsten und Schwächsten, die Kranken, die Älteren und diejenigen, die von der materialistischen und konsumorientierten Gesellschaft ausgeschlossen sind. Und es nach Gottes Art zu tun: mit Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit und indem man eine persönliche Beziehung zu den Brüdern und Schwestern in ihrer konkreten Situation pflegt (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 127-128). Oft sind sie es dann, die uns lehren, wie ein Leben in Hoffnung möglich ist. Und durch den persönlichen Kontakt werden wir in die Lage versetzt, die Liebe des mitfühlenden Herzens des Herrn weiterzugeben. Wir werden dann erfahren, dass das »Herz Christi [...] der lebendige Kern der ersten Verkündigung« ist (Enzyklika Dilexit nos, 32). Aus dieser Quelle schöpfend kann man die von Gott empfangene Hoffnung (vgl. 1 Petr 1,21) in aller Einfachheit weitergeben und anderen denselben Trost spenden, mit dem wir von Gott getröstet werden (vgl. 2 Kor 1,3-4). Im menschlichen und göttlichen Herzen Jesu will Gott zum Herzen eines jeden Menschen sprechen und alle zu seiner Liebe bewegen. »Wir sind gesandt, diese Mission fortzusetzen: Zeichen sein für das Herz Christi und die Liebe des Vaters, indem wir die ganze Welt umfangen« (Ansprache an die Teilnehmer der Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke, 3. Juni 2023).
3. Die Mission der Hoffnung erneuern
Angesichts der aktuellen Dringlichkeit einer Mission der Hoffnung sind die Jünger Christi als erste dazu aufgerufen, sich zu bilden, um „Handwerker“ der Hoffnung und Erneuerer einer oft zerstreuten und unglücklichen Menschheit zu werden.
Dazu ist es notwendig, dass wir in uns die österliche Spiritualität erneuern, die wir in jeder Eucharistiefeier und besonders im Ostertriduum, der Mitte und dem Höhepunkt des liturgischen Jahres, miterleben. Wir werden in das Erlösungsgeheimnis des Todes und der Auferstehung Christi hineingetauft, in das Osterfest des Herrn, das den ewigen Frühling der Geschichte markiert. Wir sind also „Frühlingsmenschen“, mit einem Blick voller Hoffnung, den wir mit allen teilen wollen, denn in Christus »glauben und wissen [wir], dass der Tod und der Hass nicht die letzten Worte« über das menschliche Leben sind (vgl. Katechese, 23. August 2017). Deshalb schöpfen wir aus den österlichen Geheimnissen, die in den liturgischen Feiern und Sakramenten wirksam werden, beständig die Kraft des Heiligen Geistes – mit Eifer, Entschlossenheit und Geduld –, um auf dem weiten Feld der Evangelisierung der Welt zu arbeiten. »Der auferstandene und verherrlichte Christus ist die tiefe Quelle unserer Hoffnung, und wir werden nicht ohne seine Hilfe sein, um die Mission zu erfüllen, die er uns anvertraut« (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 275). In ihm leben und bezeugen wir die heilige Hoffnung, die »eine Gabe und eine Aufgabe für jeden Christen ist« (DieHoffnung ist ein Licht in der Nacht, Vatikanstadt 2024, 7).
Die Missionare der Hoffnung sind Männer und Frauen des Gebets, denn »der Mensch, der hofft, ist ein Mensch, der betet«, wie der ehrwürdige Kardinal Van Thuan betonte, der in der langen Zeit der Bedrängnis im Gefängnis dank der Kraft, die er aus dem beharrlichen Gebet und der Eucharistie empfing, die Hoffnung lebendig hielt (vgl. F.X. Nguyen Van Thuan, Il cammino della speranza, Roma 2001, Nr. 963). Vergessen wir nicht, dass das Gebet die erste missionarische Handlung und gleichzeitig »die erste Kraft der Hoffnung« ist (Katechese, 20. Mai 2020).
Lasst uns daher die Mission der Hoffnung vom Gebet her erneuern, vor allem vom Gebet mit dem Wort Gottes und insbesondere den Psalmen, die eine große Symphonie des Gebets bilden, deren Komponist der Heilige Geist ist (vgl. Katechese, 19. Juni 2024). Die Psalmen lehren uns, auch in widrigen Umständen zu hoffen, die Zeichen der Hoffnung zu erkennen und den beständigen „missionarischen“ Wunsch zu hegen, dass Gott von allen Völkern gepriesen werde (vgl. Ps 41,12; 67,4). Indem wir beten, halten wir den Funken der Hoffnung, den Gott in uns entzündet hat, am Brennen, auf dass er zu einem großen Feuer werde, das alle um uns herum erleuchtet und erwärmt, auch durch konkrete Handlungen und Gesten, zu denen dieses Gebet anregt.
Schließlich ist die Verkündigung des Evangeliums immer ein gemeinschaftlicher Prozess, so wie auch die christliche Hoffnung einen gemeinschaftlichen Charakter hat (vgl. Benedikt XVI., Enzyklika Spe Salvi, 14). Dieser Prozess endet nicht mit der ersten Verkündigung und der Taufe, sondern setzt sich in der Bildung der christlichen Gemeinschaften fort, indem jeder Getaufte auf dem Weg des Evangeliums begleitet wird. In der modernen Gesellschaft ist die Zugehörigkeit zur Kirche nie etwas, das man ein für alle Mal erworben hat. Deshalb ist das missionarische Wirken der Weitergabe und Bildung eines reifen Glaubens an Christus das »Paradigma für alles Wirken der Kirche« (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 15), ein Wirken, das die Einheit von Gebet und Handeln erfordert. Ich weise noch einmal nachdrücklich auf diese missionarische Synodalität der Kirche hin sowie auf den Dienst der Päpstlichen Missionswerke zur Förderung der missionarischen Verantwortung der Getauften und zur Unterstützung der neuen Teilkirchen. Und ich ermutige euch alle, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen, mit eurem Lebenszeugnis und Gebet, mit euren Opfern und eurer Großzügigkeit aktiv an der gemeinsamen Mission der Verkündigung des Evangeliums teilzunehmen. Herzlichen Dank dafür!
Liebe Schwestern und Brüder, wenden wir uns an Maria, die Mutter Jesu Christi, der unsere Hoffnung ist. Ihr vertrauen wir unseren Wunsch für dieses Jubiläum und für die kommenden Jahre an: »Möge das Licht der christlichen Hoffnung jeden Menschen erreichen, als eine Botschaft der Liebe Gottes, die sich an alle richtet! Und möge die Kirche in allen Teilen der Welt eine treue Zeugin dieser Botschaft sein!« (Bulle Spes non confundit, 6).
Rom, Sankt Johannes im Lateran, 25. Januar 2025, Fest der Bekehrung des Apostels Paulus.
FRANZISKUS
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gebsy vor 18 Stunden: "Öl des Trostes und Wein der Hoffnung"
"Übertriebenes Streben nach Effizienz, eine Fixierung auf das Materielle und ehrgeizige Ziele führen dazu, dass wir egozentrisch und unfähig zur Nächstenliebe werden. Das in Gemeinschaft gelebte Evangelium kann uns wieder zu einem heilen, gesunden und erlösten Menschsein verhelfen."
Ohne helfende Liebe Gottes ist das nicht machbar.
Öl und Wein sind geistliches Wirken des Heiligen Geistes unter den Menschen guten Willens.
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