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vor 5 Tagen in Aktuelles, 2 Lesermeinungen
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Außenpolitischer Kopf des Vatikans analysiert in Interview die Lage Europas in einer radikal veränderten Welt: "Europa hat derzeit gute Antikörper, um Krisen und Herausforderungen zu widerstehen. Aber das größere Problem sind Ideen für die Zukunft"
Rom (kath.net/KAP) Europa leidet in der aktuellen Weltlage nach Ansicht von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an einer grundlegenden konzeptionellen Schwäche. In einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der italienischen Zeitung "Eco di Bergamo" sagte der außenpolitische Kopf des Vatikans: "Europa hat derzeit gute Antikörper, um Krisen und Herausforderungen zu widerstehen. Aber das größere Problem sind Ideen für die Zukunft, um den internationalen Konkurrenten entschlossen etwas entgegensetzen zu können."
Als Hauptursache für die gegenwärtige konzeptionelle Schwäche Europas machte der Chefdiplomat des Papstes Probleme des Kontinents mit der eigenen Geschichte aus. "Europa hat eine tiefe, teilweise auch berechtigte, Angst vor der eigenen Vergangenheit", so Parolin. Es gebe aber neben vielen dunklen Episoden "noch viel mehr helle Momente" in Europas Geschichte.
Um die großen und langfristigen Herausforderungen der Gegenwart in den Bereichen Kultur, Migration und Handel zu bestehen, müsse Europa wieder sich selbst finden. Nur so könne es in den derzeitigen geopolitischen Herausforderungen eine zentrale Rolle spielen.
Parolin erinnerte daran, dass die Staaten Europas beim Ringen um eine europäische Verfassung die Idee verworfen hätten, explizit an die jüdisch-christlichen Wurzeln anzuknüpfen. Stattdessen habe man sich für eine bloße Erwähnung des kulturellen, humanistischen und religiösen Erbes entschieden.
Dies habe unter den beteiligten Völkern das Bewusstsein für die Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Projekt der Integration und den Sinn für eine europäische Identität geschwächt. Anstatt Europa von tiefen gemeinsamen Fundamenten und Wurzeln her aufzubauen, habe man sich für einen veränderbaren Wertekonsens entschieden. Zukunft könne aber nur auf Vergangenheit aufgebaut werden.
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Archivfoto: Kardinal Parolin spricht bei UN-Vollversammlung (c) VaticanMedia
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tieviekath vor 4 Tagen: Europa ohne Wurzeln
Ein spontaner Einfall: Kann es sein, dass es in den Denkanstößen von Kardinal Parolin Schnittmengen mit der Kritik des amerikanischen Vizepräsidenten an Europa/Deutschland gibt, bei dem es auch um (fehlende, schwach gewordene) Werte ging? Da könnte sich eine sehr interessante Diskussion ergeben.
Stefan Fleischer vor 5 Tagen: Europa ohne Wurzeln
Unsere Kirche muss aufpassen, dass sie nicht plötzlich ebenfalls ohne Wurzeln dasteht, wenn sie immer weniger Gott ins Spiel bringt, immer weniger Gott ins Zentrum von allem stellt, immer mehr «ihre Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus setzt». (vgl. 1.Kor 15,19)
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