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vor 7 Tagen in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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„Die Fastenzeit bietet uns die ganz eigene Möglichkeit, diesen Weg der Umkehr einzuschlagen, vor allem im Sakrament der Versöhnung.“
Berlin (kath.net/pl) kath.net dokumentiert die Predigt von Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović am 6. April 2025, 5. Fastensonntag (Passionssonntag), in der Apostolischen Nuntiatur Berlin in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung – Jes 43,16-21; Ps 126; Phil 3,8-14; Joh 8,1-11
„Geh und sündige von jetzt an nicht mehr“ (Joh 8,11).
Liebe Brüder und Schwestern!
In der ersten Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja gibt es eine wunderbare Wendung, die für die Verheißung von JHWH über die Zukunft Seines Volkes steht. Dieser kurze und inhaltsreiche Ausdruck sagt: „Siehe, nun mache ich etwas Neues“ (Jes 43,19). Der inspirierte Prophet, der im 7. Jahrhundert vor Christus gelebt und die Erniedrigung der Babylonischen Gefangenschaft miterlebt hat, kündigt die Rückkehr des jüdischen Volkes aus der Knechtschaft Babylons nach Jerusalem und Israel an. Über dieses göttliche Handeln, das eine Art neuer Exodus ist, freut sich das von Gott geformte Volk (vgl. Jes 43,21), doch auch das Land und die wilden Tiere, die Schakale und Strauße preisen Gott, weil sich die Wüste mit Wasser und die Steppe mit Flüssen füllen wird, um Sein erwähltes Volk zu tränken (vgl. Jes 43,20).
Mit seinem Leben und durch seine Werke hat der Herr Jesus die für die Menschen des Alten Testamentes undenkbar scheinende Möglichkeit geschaffen, den Willen von JHWH zu erfüllen und Neues zu schaffen. Dies geschieht durch Ihn, den Eingeborenen Sohn des himmlischen Vaters. Eine dieser neuen Dinge, die uns erstaunen, finden wir im Abschnitt des Johannesevangeliums beschrieben. Dieser lässt uns die handelnden Personen des heutigen Evangeliums wiederentdecken und uns auf sie konzentrieren.
„Sie wollten ihn auf die Probe stellen“ (Joh 8,6).
Mit diesem Satz beschreibt der Evangelist Johannes das Verhalten der Pharisäer und Schriftgelehrten, denn „sie wollten ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen“ (Joh 8,6). Sie waren daher nicht wirklich am Schicksal der Frau interessiert, die beim Ehebruch ertappt worden war, sondern sie und ihr schlechtes Verhalten diente ihnen dazu, Jesus festnehmen lassen zu wollen. Es war eine heimtückische Probe, die von langer Hand vorbereitet war, denn die Ankläger beziehen sich auf das Gesetz des Mose, der geboten hatte, „solche Frauen zu steinigen“ (Joh 8,5). Die Schriftgelehrten und Pharisäer richten ihre Frage direkt an Jesus. Angesichts jener Sünderin, die öffentlich beschuldigt wurde, konnten sie ebenfalls öffentlich fragen: „Was sagst du?“ (Joh 8,5). Sie waren überzeugt, Jesus würde ihnen in die Falle gehen. Denn hätte er die Frau verurteilt, wäre seine Mission gescheitert, die sich auf Barmherzigkeit gründet. Auch seine Gegner kannten die Lehre von der Barmherzigkeit des Herrn Jesus gut, die unter anderem in folgenden Sätzen zum Ausdruck kommt: „Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten“ (Joh 12,47); „Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“ (Mt 9,12-13). Wenn er andererseits zu nachsichtig mit der Frau umging, handelte er gegen das Gesetz des Mose, weswegen er bei den Autoritäten des Volkes Israel angeklagt werden konnte.
Die Reaktion der Schriftgelehrten und Pharisäer auf die weisen Worte des Herrn Jesus: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie“ (Joh 8,7), mit denen er der Frau, der ein Todesurteil durch Steinigen drohte, das Leben gerettet hat, zeigt erneut ihre böse Absichten. Ihre Herzen blieben bei der Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes verschlossen, und sie gingen fort „einer nach dem anderen, zuerst die Ältesten“ (Joh 8,9). Sie würden aber eine weitere Intrige gegen Jesus spinnen und mit aller Kraft nach einer Gelegenheit suchen, ihn anzuklagen und zu verurteilen.
„Keiner, Herr“ (Joh 8,11).
Mit diesen beiden Worten antwortete die Frau auf die Frage Jesu: „Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?“ (Joh 8,10). Auf diese Weise begann der Herr das Gespräch mit der Ehebrecherin. Bis jetzt nämlich war sie lediglich das Diskussionsobjekt, wie auf ihren Fall hin die Vorschriften des Gesetzes anzuwenden seien. Niemand hatte sie nach ihrer Meinung gefragt. Die Ankläger machten sich nicht einmal die Mühe, nach dem Namen jenes Mannes zu fragen, mit dem sie gesündigt hatte und der sie möglicherweise zur Sünde verführte. Das zeigt eine eher männlich-chauvinistische Gesellschaft, die den Mann entlastet, aber allein die Frau verurteilt.
Aus der Erzählung des Evangeliums können wir schließen, dass Jesus sich angesichts der Anklage der Schriftgelehrten und Pharisäer auf die Seite der beschuldigten Frau stellt. Denn sie stand vor ihm, erniedrigt und ohne Beistand, und war den Blicken von vielen Menschen ausgesetzt. Er reagierte jedoch nicht sofort, sondern er „bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde“ (Joh 8,6). Möglicherweise wollte er den Anklägern Zeit verschaffen, ihr Verhalten zu überdenken und nicht impulsiv und rein emotional zu handeln. Wie dem auch sei, die Worte Jesu an die Schriftgelehrten und Pharisäer: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie“ (Joh 8,7) lassen diese verwirrt und wehrlos zurück. Und alle zogen sich zurück, weil sie erkannten, dass auch sie Sünder waren. Die Alten machten den Anfang, denn sie hatten im Leben schon länger Zeit zu sündigen. Die Frau aber, die vor Jesus stand, wurde von der drohenden Todesstrafe freigesprochen. Doch der Herr Jesus wollte mehr: Er bietet ihr die Erlösung an. Mit diesem Verhalten finden wir das Neue, das Jesus an jedem Menschen tun will, der seine Stimme hört und bereit ist, sich zu bekehren und an das Evangelium zu glauben.
„Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr“ (Joh 8,11).
Das göttlich Neue drückt sich nicht allein in den barmherzigen Worten Jesu aus: „Auch ich verurteile dich nicht“, sondern vor allem in der Verheißung eines neuen Lebens: „Sündige von jetzt an nicht mehr“ (Joh 8,11). Diese Worte erinnern an die Worte Jesu im Haus des Pharisäers Simon zu jener Frau, die seine Füße mit ihren Tränen gewaschen und mit ihrem Haar abgetrocknet hatte: „Deine Sünden sind dir vergeben. … Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden“ (Lk 7,48.50). Der einzige, der die sündige Frau hätte verurteilen können, weil er als einziger im Tempel von Jerusalem ohne Sünde war, ist der Herr Jesus. Mit dieser Haltung aber hat er gezeigt, dass Gott „kein Gefallen am Tod des Schuldigen hat, sondern daran, dass ein Schuldiger sich abkehrt von seinem Weg und am Leben bleibt“ (Ez 33,11). Nach dieser Logik hat Jesus gehandelt und gelehrt: „Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder“ (Mt 9,13).
Liebe Brüder und Schwestern, die leibliche und geistliche Heilung der Ehebrecherin zeigt wiederum den Willen Gottes, Neues zu schaffen. Vollendet wird dieser Wille am Ende der Zeiten, denn „wir erwarten gemäß seiner Verheißung einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt“ (2 Petr 3,13). Diese Umgestaltung beginnt jedoch schon in dieser Welt, vor allem durch das Kommen unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus. Er lädt uns dazu ein, den alten sündigen Menschen abzulegen und ihm die Möglichkeit zu geben, in einem jeden von uns einen neuen Menschen zu schaffen, der nicht aus dem Blut geboren, nicht nach dem Willen des Fleisches, nicht nach dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren wird (vgl. Joh 1,13).
Die Fastenzeit bietet uns die ganz eigene Möglichkeit, diesen Weg der Umkehr einzuschlagen, vor allem im Sakrament der Versöhnung. Vertrauen wir diese Überlegungen der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter des Erlösers, damit Gott auch in uns und in Seiner Kirche mit dem Heiligen Geist, den uns der auferstandene Herr in Fülle schenkt, Neues schaffen möge. Amen.
Archivfoto Nuntius Eterović © DBK/Marko Orlovic
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gebsy vor 7 Tagen: "Geh und sündige von jetzt an nicht mehr"
stellt DIE Provokation dar, die unserer Erlöser MIT RECHT und aus LIEBE jedem Menschen ins Stammbuch schreibt.
W A R U M ?
Für jede Sünde jedes Menschen aller Zeiten IST die Schuld am Kreuz bezahlt.
Mir ist das "RECHT" auf meine Sünden genommen ...
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