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Franziskus gab in unveröffentlichtem Interview Einblicke in Psyche

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Papst in Gespräch mit Journalisten im Jahr 2019: Psychiaterin gab mir in Zeiten der Militärdiktatur Ratschläge, um Emotionen und Ängste zu verarbeiten


Buenos Aires (kath.net/KAP) Eine bisher unveröffentlichte Interview-Audioaufnahme von Papst Franziskus ist nach dem Tod des Pontifex in seinem Heimatland Argentinien vom TV-Kanal Telenoche gesendet worden. Franziskus spricht darin über seine mentale Gesundheit, seine Schlafgewohnheiten und eine Konsultation bei einer Psychiaterin während der Zeit der argentinischen Militärdiktatur. Das Interview führte der argentinische Journalist und Arzt Nelson Castro bereits 2019 im Rahmen seiner Recherchen für ein Buch über die Gesundheit der Päpste. Franziskus hatte jedoch verfügt, dass das Gespräch erst nach seinem Tod gesendet werden dürfe. Teile des Interviews veröffentlichte Castro 2021 in einer argentinischen Zeitung.

In dem rund 50-minütigen Gespräch, von dem Telenoche (Dienstagabend) bislang sechs Minuten öffentlich machte, sprach Franziskus unter anderem über die Tage rund um seine Wahl zum Papst im Jahr 2013. Von Angst oder Anspannung sei er dabei nicht geplagt gewesen, sagte er, vielmehr habe er großen Frieden gespürt.

Franziskus erinnerte sich, wie ihn während des Konklaves erste Hinweise auf eine mögliche Wahl erreichten, als einige Kardinäle begannen, ihm gezielt Fragen zu stellen. Dennoch habe er "die Siesta bestens geschlafen", habe den Rosenkranz gebetet und sei in einem Zustand innerer Ruhe gewesen. Nach seiner Wahl habe Kardinal Cláudio Hummes ihm ins Ohr geflüstert: "Vergiss die Armen nicht" - ein Moment, der ihn zur Wahl des Namens Franziskus inspirierte.


Auch über seine psychische Gesundheit kam Franziskus in der mit "Die Geheimnisse von Franziskus" titulierten Sendung sehr offen zu reden. Er betonte, keine Albträume zu haben und ohne Medikamente oder Schlaftabletten auszukommen. "Ich schlafe wie ein Baumstamm", sagte er. Der Pontifex erklärte, täglich um 21 Uhr zu Bett zu gehen, bis 22 Uhr zu lesen und sich dann um 4 Uhr morgens - meist drei Minuten vor dem Weckerklingeln - zu erheben.

Einmal - während der Militärdiktatur Argentiniens - habe er die Psychiatrie zu Rate gezogen. Als damaliger Provinzial der Jesuiten habe er in dieser gefährlichen Zeit Menschen versteckt und über Grenzen gebracht. "Es gab Dinge, mit denen ich nicht gut zurechtkommen konnte", so Franziskus. Eine Psychiaterin, die er nur als "die großartige Frau Dr. Rubel" bezeichnete, habe ihm mit "klaren Worten und Ratschlägen" geholfen, schwierige Emotionen und Ängste zu verarbeiten. - Auch in der zu Jahresbeginn 2025 veröffentlichten Papst-Autobiografie "Hoffe" hatte Franziskus über die Treffen mit der Psychiaterin berichtet.

Im Interview mit Nelson Castro reflektierte Franziskus zudem über persönliche Trauer und existenzielle Themen: "Traurigkeit habe ich oft empfunden - durch den Tod meiner Eltern, schwierige Zeiten, menschliches Leid." Besonders nahe seien ihm der Hunger leidender Kinder "in Ländern, die das Problem lösen könnten", sowie das Schicksal von Kindersoldaten und von einsamen alten Menschen gegangen.

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