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vor 24 Stunden in Weltkirche, 5 Lesermeinungen
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Konklaveteilnehmer: Papst Franziskus hatte zwar die missionarische Dimension gestärkt, aber „der unangenehmste Aspekt seines Pontifikats war, dass er seine Lehren in Bezug auf Doktrin und Moral nicht richtig formulierte oder mehrdeutig erschien“.
Singapur-Rom (kath.net) „Ich denke, Leo XIV. ist genau der Papst, den die Welt jetzt braucht. Franziskus hatte die missionarische Dimension der Kirche gestärkt und versuchte, das Evangelium der gesamten Menschheit zu bringen, auch den Sündern, den Ausgegrenzten und den Schwachen. Der unangenehmste Aspekt seines Pontifikats war meiner Meinung nach jedoch, dass er bei seinem Versuch, alle Menschen zu erreichen, seine Lehren in Bezug auf Doktrin und Moral nicht richtig formulierte oder vielmehr mehrdeutig erschien.“ Das erläuterte Kardinal William Goh Seng Chye im Interview mit Nico Spuntoni für die italienische Onlinezeitung „La Nuova Bussola Quotidiana“. Das Interview wurde kurz vor der Abreise des Kardinals aus Rom geführt. Spuntoni schildert im Einführungstext, dass mehrere Kardinäle der Onlinezeitung erzählt hätten, „dass einer der am meisten geschätzten Beiträge während des Präkonklaves der von Kardinal William Goh Seng Chye gewesen war.“ Dabei sei dies „keine Überraschung“ gewesen, „denn der Erzbischof von Singapur ist ein Hirte, der für seine klare Lehre, seinen pastoralen Eifer und sein liturgisches Feingefühl bekannt ist“.
Goh erläuterte: „Wenn wir uns über die Lehren der Kirche nicht im Klaren sind, ist es sehr schwierig, in Einheit zusammenzuarbeiten“, denn es gebe derzeit in der Kirche „in bestimmten Fragen wie Ehe, LGBTQ und Transgender eine interne Spaltung. Dies sind die Bereiche, die die Kirche gespalten haben, weil die Menschen sich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr ganz sicher waren, was das Richtige sei. Es hat Leute gegeben, die in die Kirche kamen und behaupteten: ‚Aber das hat der Papst gesagt‘. Aber wirklich inklusiv zu sein bedeutet zu sagen: ‚Ja, wir verstehen, dass du Schwierigkeiten hast. Du schaffst es nicht, das Evangelium zu leben. Wir werden dir helfen, wir werden dich begleiten. Es kann eine Weile dauern. Wir werden dir helfen, dich langsam in Jesus zu verlieben. Vielleicht wirst du es eines Tages verstehen.‘ Dies ist ein wichtiger Unterschied.“
Der Konklaveteilnehmer vertrat weiter, dass Papst Leo „als Augustiner …eine solide Grundlage in der Tradition und Spiritualität des Heiligen Augustinus“ habe, „andererseits hat er in Peru gearbeitet und kennt die Armut und das Leid aus erster Hand. Darüber hinaus ist er seit mehreren Jahren in Rom und kennt daher die Herausforderungen der Kurie. Darüber hinaus hat er als Generalprior seines Ordens bereits Führungsqualitäten bewiesen“. Bei seinen ersten Auftritten sei Leo „nüchtern und vorsichtig“ gewesen „mit dem, was er sagte und was er tat. Er scheint mir ein Mann zu sein, der sich der Tatsache bewusst ist, dass bestimmte Bemerkungen eines Papstes ernst genommen werden, und der deshalb Vorsicht und Umsicht walten lässt. Dies ist zu begrüßen, da es dazu beiträgt, dass die Leute nicht verwirrt werden. Daher bin ich der Meinung, dass er in der Lage sein wird, mehr Klarheit in die Lehre zu bringen, sodass es nicht zu Streitigkeiten zwischen der ‚Linken‘und der ‚Rechten‘ kommt. Er wird nicht mehrdeutig sein und die Interpretation des Gesagten nicht jedem selbst überlassen.“
Hinsichtlich der Probleme jener Gläubigen, die die Messe in der außerordentlichen Form wertschätzen, erläuterte Kardinal Goh: „Ich persönlich feiere die Tridentinische Messe nicht, habe aber nichts gegen diejenigen, die es tun.“ Er persönlich glaube, „dass es keinen Grund gibt, die Menschen, die die Tridentinische Messe bevorzugen, davon abzuhalten. Sie tun nichts Falsches oder Sündiges. Natürlich muss die Einheit der Kirche gewahrt werden, aber andererseits haben wir auch unterschiedliche Riten, wie zum Beispiel den syro-malabarischen. Wir können durchaus unterschiedliche Arten der Eucharistiefeier akzeptieren und deshalb bin ich der Meinung, dass wir diejenigen, die den tridentinischen Ritus bevorzugen, nicht unterdrücken sollten. Letztlich kommt es nicht auf den Ritus oder die Form der Feier an, sondern darauf, ob man Gott in seiner ganzen Tiefe begegnet.“
Mit Bezug auf die liturgische Situation in Singapur schildert Kardinal Goh: „In meinem Land haben wir eine kleine Gruppe von etwa 300 Leuten und das sind überwiegend junge Leute, oft Berufstätige. Manchmal frage ich sie: ‚Warum bevorzugen Sie diese Art der Feier?‘ Sie erzählen mir, dass sie nachdenklicher und kontemplativer sei und dass sie feststellen, dass es sie Gott näher bringe. Warum sollte ich sie aufhalten? Wenn sie die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils leugnen, ist das natürlich eine andere Geschichte – und dann sollten sie diszipliniert werden. Aber das ist nicht der Fall. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir diese Menschen nicht diskriminieren sollten. Schließlich ist es die Messe, die seit vielen Hunderten von Jahren gefeiert wird, nicht wahr?“
Erzbischof Goh war von Papst Benedikt XVI. 2012 zum Koadjutor von Singapur berufen worden und wenige Monate später zum Bischof geweiht. Papst Franziskus bestätigte ihn dann nach Emeritierung des vorigen Erzbischof als den neuen Erzbischof von Singapur. 2022 designierte Papst Franziskus Goh zum Kardinal, außerdem berief ihn Papst Franziskus in demselben Jahr auch zum Mitglied des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben.
Link zum „La Nuova Bussola“-Originalbeitrag: Inizio pontificato - Cardinale Goh: Leone potrà portare chiarezza sulla dottrina
Archivfoto Kardinal Goh © Erzbistum Signapur
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lesa vor 13 Stunden: Klärungsbedarf.
Danke für den Artikel!
Danke für den hilfreichen Artikel. Eine Differenzierung wäre noch wünschenswert: "Wenn sie die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils leugnen, ist das natürlich eine andere Geschichte – und dann sollten sie diszipliniert werden."
Es kommt darauf an, welche "Lehren des Vatikanum II“ dies betrifft. Vatikanum II war kein dogmatisches Konzil. Bestehende Zweideutigkeiten, die das Potential des Abweichens von der geoffenbarten Lehre in sich tragen müssen benannt werden dürfen. Sonst haben wir es mit einem Tabu zu tun, das der Wahrheit nicht gerecht wird.
modernchrist vor 15 Stunden: Was fehlte bei PF
war eine klare Sprache, bei der man nichts heruminterpretieren kann! Eine Weltkirche, ein solcher Global Player wie die katholische Kirche benötigt eindeutige Aussagen, keine pastoralen Schwurbeleien oder Aussagen aus dem Bauch heraus. Leo, als promovierter Kirchenrechtler, ebenso die neue Ordensfrau, auch Juristin, haben die Grundlagen zu glasklaren Aussagen! Das Recht muss immer eindeutig formuliert werden. Es gibt keine "rechtsfreien Räume", wie z.B. Bätzing meint. Oder wie Laienfunktionäre, die offen sagen, sie wollen alles - und O-Ton - auch noch ein paar Zentimeter darüber hinaus ausnutzen und ausprobieren. Um dann später frech zu sagen, das sei bereits bewährte Praxis!
ChemMJW vor 16 Stunden:
> „Ich glaube, Papst Leo wird mehr Klarheit in die Lehre bringen können“
Ja, hoffentlich wird sich der Papst nicht davor scheuen, Klartext zu reden.
Aber man muss auch zugeben, dass die Lehre nicht an Klarheit fehlt. Was vielen Würdenträgern fehlt ist der Mut, die Lehre unverwässert zu verkünden.
girsberg74 vor 23 Stunden: Er hat das Wichtigste gesagt ! ! !
lakota vor 24 Stunden: Ein Dank an Kardinal Goh
für diese klugen und guten Worte!
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