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vor 2 Tagen in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Nuntius Eterović im Pontifikalamt in Crostwitz (Dresden-Meißen): „Was Pilgerschaft bedeuten kann, wird deutlich, wenn wir mit dem eucharistischen Heiland durch die Straßen ziehen. Wir pilgern nicht allein, sondern der Herr Jesus geht mit uns.“
Berlin-Crostwitz (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt von Eterović im Pontifikalamt zum Fronleichnamsfest und der 800-Jahr-Feier der Kirche Hl. Apostel Simon und Juda in Crostwitz am 22. Juni 2025 in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung – Gen 14,18-20; Ps 110; 1 Kor 11,23-26; Lk 9, 11b-17
„O Wunder der Wunder! Es nähren vom Herrn sich Arme, Knechte und Niedere“
(Thomas von Aquin, Panis angelicus).
Exzellenz, verehrter Herr Bischof Timmerevers!
Liebe Brüder und Schwestern!
An diesem Sonntag feiern wir hier in Crostwitz nicht nur das 800-jährige Jubiläum der Errichtung der Pfarrei der heiligen Apostel Simon und Juda, wofür wir dem dreieinen Gott unseren Dank sagen, sondern wir begehen auch das Fronleichnamsfest, wo wir in ehrfürchtiger Feier den Leib und das Blut Jesu Christi anbeten und durch die Straßen dieser ehrwürdigen Gemeinde tragen werden, die schon im Jahre 1225 urkundlich erwähnt worden ist. Die übergroße Mehrheit der Bewohner ist bis heute katholischen Glaubens und spricht Obersorbisch. Als Vertreter des Heiligen Vaters Leo XIV. in der Bundesrepublik Deutschland übermittle ich die herzlichen Glückwünsche des Bischofs von Rom und Hirten der Universalkirche und seinen Dank für die Glaubenstreue von Generation zu Generation. Vor allem bin ich für Euer Gebet in Gemeinschaft mit Papst Leo XIV. für die Einheit der Kirche und für den Frieden auf dieser Erde, die tief von aller Gewalt und vielen Kriegen verwundet ist. Am Ende der Heiligen Messe erteile ich Euch gerne den Apostolischen Segen; Euch, die Ihr hier mitfeiert, aber auch all Euren Lieben, vor allem den Alten und den Kranken. Ich danke Herrn Pfarrer Měrćin Deleńk für die freundliche Einladung, dieser festlichen Eucharistie vorzustehen und sie mit Ihnen und Eurem verehrten Ortsbischof Mons. Heinrich Timmerevers zu feiern.
Wunder der Wunder
Wir wollen kurz bei dem Wunder der Wunder verweilen. Nach dem heiligen Thomas von Aquin, der den Hymnus panis angelicus fast zur gleichen Zeit geschrieben hat, wie Eure ehrwürdige Pfarrei gegründet wurde, ist die Eucharistie, der Leib und das Blut unseres Herrn Jesus, Nahrung der Armen, Knechte und Niederen. Das Himmelsbrot stärkt jene, die auf dem irdischen Pilgerweg sind. Wir alle sind unterwegs zum Ziel im Haus des himmlischen Vaters. Hierbei gibt es viele Herausforderungen und Schwierigkeiten. Jeder von uns kennt sie, viele haben sie in ihrem Leben unter den politischen Systemen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten erdulden müssen. Und dennoch sind sie in allen Zweifeln dem Glauben treu geblieben. Mehr noch, wie Abram wurden sie auch hier in Crostwitz durch „die heilige Gabe, das reine Opfer deines Hohenpriesters Melchísedek“ genährt (vgl. Gen 14,18 – Römischer Messkanon). Auf diese Weise gestärkt, konnten und können wir als Gläubige Pilger der Hoffnung in diesem Heiligen Jahr 2025 unser christlichen Leben gestalten, „denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“, wie uns der heilige Apostel Paulus in der heutigen zweiten Lesung sagt (1 Kor 11,26). Das Wunder der Wunder nährt uns in dieser Zeit an Leib und Seele!
„Gebt ihr ihnen zu essen“ (Lk 9,13).
Was Pilgerschaft bedeuten kann, wird deutlich, wenn wir mit dem eucharistischen Heiland durch die Straßen ziehen. Wir pilgern nicht allein, sondern der Herr Jesus geht mit uns. Er ist bei uns, wie er unterwegs mit den Jüngern nach Emmaus war. Auch wir sind wie die Emmausjünger oft unverständig und erkennen den Herrn Jesus erst spät, „als er das Brot brach“ (Lk 24,35). Manche von uns können gut verstehen, wenn wir das Lied Bleibe bei uns singen, wo es unter anderem heißt: „Weit war der Weg. Wir flohen fort vom Kreuz. Doch du, Verlorner, führtest uns bereits“ (2. Strophe). Wenn wir als Pilger der Hoffnung unterwegs sind, dann wollen wir im Leben wie im Sterben beim Herrn bleiben, wollen so anbeten, indem wir ihn durch Raum und Zeit tragen. Vielleicht denken einige Leute, dass Crostwitz oder die Oberlausitz ein arg abgelegener Ort und Landstrich ist, weit entfernt von den Zentren wie Dresden oder Berlin. Doch sie können gerade heute die gleiche Erfahrung machen wie die Zwölf, darunter auch Eure Pfarrpatrone, die heiligen Apostel Simon und Juda, die zum Herrn Jesus sagten, er solle die Leute wegschicken, um anderswo etwas zu essen zu finden oder zu übernachten, „denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort“ (Lk 9,12). Nach menschlichen Maßstäben war es mit Blick auf die vielen tausend Menschen, die um Jesus geschart waren, um seine Lehre zu hören, richtig, sie wegschicken zu wollen, denn sie hatten „nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische“. Doch der Heiland erteilt ihnen einen unmissverständlichen Auftrag: „Gebt ihr ihnen zu essen“ (Lk 9,13). Der Herr Jesus nimmt das Wenige an Brot und Fisch, gibt den Aposteln Anweisungen, die Menschen in Gruppen zu lagern (vgl. Lk 8, 14-15). Die Menschen dort sind also keine große anonyme Masse mehr, sondern sie werden als Gemeinschaften organisiert, die miteinander rasten und essen. Und wie beim Letzten Abendmahl oder mit den Emmausjüngern, so geschieht auch jetzt, dass Jesus das Brot – und hier auch die Fische – nimmt, den Lobpreis spricht und es bricht und den Jüngern gibt, damit sie die Menschen speisen. Das Wunder der Brotvermehrung nach dem Evangelisten Lukas wird fast lakonisch zusammengefasst: „Und alle aßen und wurden satt“ (Lk 9,17). Zwei Beobachtungen möchte ich herausstellen: zunächst ist es Jesus, der handelt, das Brot bricht und auch vermehrt. Er macht das einfache Brot zur Himmelsgabe, zum Brot der Engel, mit dem Menschen genährt werden. Doch die Jünger sind es, die diese himmlische Gabe austeilen (vgl. Lk 9,16). Sie sind die ersten Ausspender der Geheimnisse. An diesem abgelegenen Ort wurden die Jünger praktisch zu Priestern, die den Menschen die Kommunion reichten – die Gemeinschaft mit Jesus Christus. Wenn die Jünger beauftragt werden, den Leuten zu essen zu geben, so ist das auch ein caritativer Auftrag. Es sollen alle satt werden, nicht nur einige Privilegierte. Deswegen bilden die Gläubigen auch hier in Crostwitz seit Jahrhunderten eine Gemeinde, die sich auch um die „Armen, Knechte und Niederen“ kümmert. Die Hilfsbedürftigen unserer Zeit leben heute nicht nur nebenan, sondern wir wissen um die Not so vieler Menschen rings um den Erdenkreis. Und so möge jeder nach seinen Fähigkeiten auch für diese Menschen zum Pilger der Hoffnung werden, ein Pilger, der nicht nur selbst hofft, sondern anderen Hoffnung gibt.
„Es waren zwölf Körbe voll“ (Lk 9,17).
Nach dem Mahl wurden die nicht verzehrten Brotstücke eingesammelt. Nichts sollte umkommen und verderben. Um den hohen Wert von Lebensmitteln wussten die Menschen zur Zeit Jesu und zu allen Zeiten, die keinen Überfluss oder Konsumismus kannten. Das galt in der langen Tradition der Pfarrei in Crostwitz, wo es auch Hungerzeiten gegeben hat. Wenn diese Sorgfalt für die irdische Gabe des Brotes gilt, um wieviel mehr muss sie für das himmlische Brot gelten, das zu allen Zeiten der Geschichte der Kirche den Gläubigen gespendet werden konnte. Die Gläubigen früherer Zeiten haben viel auf sich genommen, um für Hostien und Wein zu sorgen, damit die Heilige Messe gefeiert werden konnte. Wenn wir heute die Eucharistie feiern und zur Kommunion gehen, dann reihen wir uns ein in die Geschichte der Glaubenden, die seit der Urkirche und in Crostwitz seit 800 Jahren betet: „Zum Altare Gottes will ich treten, zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf“ (vgl. Ps 42,4). Um zur Kommunion, zur Gemeinschaft mit Christus unter der Gestalt des Brotes zu gehen, setzt voraus, dass der Gläubige sein Gewissen prüft und vorher zur Beichte geht, das Sakrament der Versöhnung empfängt, um zwar als ein Armer, aber eben nicht als Verdorbener den Leib des Herrn zu empfangen. Denn wir sollen als Gläubige zu lauteren Zeugen seines Evangeliums werden. Bis zum heutigen Tag leben wir von den zwölf Körben von Brot, denn die Zahl Zwölf weist auf die Apostel und ihre Nachfolger bis zum heutigen Tag. Auf diese Weise verbindet sich die heutige Eucharistiefeier mit der wunderbaren Brotvermehrung damals und mit dem Letzten Abendmahl in Jerusalem, wo in Brot und Wein das Ostergeheimnis von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi gegenwärtig wird.
Liebe Schwestern und Brüder, die selige Jungfrau Maria flehen wir um ihre Fürsprache an, damit uns Gott immer dieses „Brot vom Himmel“ gibt, „das alle Erquickung in sich birgt“, denn „O Wunder der Wunder! Es nähren vom Herrn sich Arme, Knechte und Niedere“. Amen.
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Versusdeum vor 2 Tagen: "Universalkirche" und Dank für Glaubenstreue
von Generation zu Generation? Wie viele katholisch getaufte Christen sich hierzulande davon überhaupt noch angesprochen fühlen? Und wie viele "aktive" Laien und Priester sehen das sogar als Affront, als Aufforderung zum "Rückschritt"?
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