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Den tradierten Glauben demütig anbieten

vor 3 Tagen in Spirituelles, 8 Lesermeinungen
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Die Autorität Gottes ist Garant der Freiheit des Menschen. Wird der Glaube an Ihn als Quelle der Autorität geschwächt oder zerstört, werden wir nach einem anderen Herrn Ausschau halten. Ein Beitrag von Erzbischof Charles Chaput


Wien (kath.net/http://vision2000.at

Die Autorität Gottes ist Garant der Freiheit des Menschen. Wird der Glaube an Ihn als Quelle der Autorität geschwächt oder zerstört, werden wir nach einem anderen Herrn Ausschau halten. Das Leben verabscheut das Vakuum. Wenn Gott von der Bühne abtritt, weitet der Staat unweigerlich seine Rolle aus, um diesen Platz einzunehmen. Ohne den Gott der Bibel landen wir in einer Art verdeckter Form von Götzendienst. Und meist steckt Politik dahinter.

Aus diesem Grund ist alles, was von innen her den Glauben der Gemeinschaft schwächt, so schädlich – nicht nur für die Kirche, sondern für die Kultur der wahren Freiheit. Es gibt keine neue Paradigmen, keine neuen Prinzipien des Verstehens, keine Revolution des Denkens (…), die die Radikalität und die befreiende Schönheit des christlichen Menschenbildes auslöschen könnten.

Der Schlüssel zu diesem Menschenbild liegt in der Natur unserer Sexualität. Sie drückt sich aus in der Komplementarität von Mann und Frau, die auf neues Leben und gegenseitige Unterstützung ausgerichtet ist. Die menschliche Sexualität und die menschlichen Beziehungen haben eine gottgegebene Bestimmung. Diese ist Quelle wahrer Freiheit und Freude. Man kann sie nicht ändern, neu interpretieren oder medizinisch wegmachen.


Das ist die Wahrheit über das, was wir als leibliche Geschöpfe sind, egal, was unsere persönlichen Schwächen und Verirrungen auch sein mögen. Zu unserem eigenen und zum Heil der ganzen Gesellschaft müssen wir diese Wahrheit bezeugen, denn das Wesen unseres Menschseins hängt davon ab. Während die in Geduld und Liebe geäußerte Wahrheit eine Waffe darstellt, ist ihr Verschweigen eine Art Diebstahl. Barmherzigkeit ohne Wahrheit ist keine Barmherzigkeit.

Vorige Woche, als ich diese Gedanken niederschrieb, bekam ich ein E-Mail von Charles Camosy, einem Theologen und Ethiker an der Fordham University. Ich zitiere nur einen kleinen Teil. Dr. Camosy schrieb: „Wir stecken in einer zutiefst zerbrochenen, entfremdeten Kultur. Viele Leute, vor allem junge, halten verzweifelt Ausschau nach etwas, das ihnen Boden unter die Füße gibt und sie herausfordert. Nach einem Ort, den es zu entdecken gilt und der ihre wahre Identität ausdrückt. Wie soll die Kirche an ein kulturelles Zeitalter wie dieses herangehen?

Mit Zuversicht. Und großer Offenheit. Jenseits der Götzen der säkularen Linken und Rechten findet eine politische Neuordnung statt, die uns neue Möglichkeiten eröffnet, treu zu unseren Traditionen und Lehren zu stehen.

Viele Jugendliche halten Ausschau nach genau dieser Art von praktiziertem, traditionellem, reichhaltigem Gut, das die Kirche zu bieten hat. Einem, das nicht den politischen Ideen ihrer Großeltern verpflichtet ist…

Wie in früheren Zeiten sollte sich die Kirche voll Vertrauen auf diese zerbrochene Realität einlassen, mit ihrer mächtigen, attraktiven Botschaft der Liebe, der Gewaltlosigkeit und mit besonderer Sorge um die Verwundbaren – aber mit dem Ziel, den kulturell Heimatlosen eine Heimat zu bieten.

Es gibt Leute, die uns heute zum Rückzug auffordern. Zur Kapitulation: Wir sollten einen massiven Paradigmenwechsel durchfüh­ren. Ihnen sage ich respektvoll: Ihr habt die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Statt unsere Tradition zu verkürzen, nach Wegen Ausschau zu halten, unsere alte Lehre und die von Gott durch die Apostel und deren Nachfolger offenbarte Weisheit zu umgehen, ist jetzt eindeutig die Zeit, die uns aufruft, das Geschenk des überlieferten Glaubens begeistert anzunehmen und ihn demütig und liebevoll dieser Kultur anzubieten, die ihn so sehr braucht.“ Besser kann man es nicht sagen.
 


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Lesermeinungen

modernchrist vor 24 Stunden: Das ist es ganz besonders:

"das Geschenk des überlieferten Glaubens begeistert anzunehmen und ihn demütig und liebevoll dieser Kultur anzubieten"! Wie richtig schreibt dies der Erzbischof! Demütig, dh ohne eigene Interpretiererei und ohne Abstriche bei Inhalten, die angeblich "nicht anschlussfähig" sind. Beispiel Weihnachtsgeschichte: Ein zerstörerischer Wurm an der Wurzel des Glaubens ist die Aussage, dass Josef der biologische Vater Jesu sei. Alles in den Evangelien spricht dagegen! Aber wenn jemand schon am Anfang seine eigenen Theorien dreht, dann steht der Glaube bald auf tönernen Füssen! Daher ist der feste Glaube an die Wahrheit der Empfängnis des Gottessohnes ohne Zutun eines Mannes unerlässlich! Wir stehen bereits hier vor dem dreifaltigen Gott, der Maria zu Braut und Mutter macht. So ist die Weihnachtsgeschichte der Beginn jeder Neuevangelisation. (siehe das Büchlein "Maria und Josef, eine Liebesgeschichte. Dominus-Verlag, Augsburg)

SalvatoreMio vor 2 Tagen: Es braucht manchmal nur wenig zur Verbesserung!

@gebsy: Danke sehr! Es kursiert allgemein der Gedanke, den Glauben solle man nicht vor sich hertragen. Besser sei das Gebet im stillen Kämmerlein. Dabei gehen wir von Jesu Worten aus, die einen völlig anderen Hintergrund hatten als bei uns heute, denn es war selbstverständlich, zur Versammlung der Gemeinde in die Synagoge zu gehen. - Bei uns heute traut man sich nicht mehr, im Restaurant zu beten. Warum eigentlich nicht? - Man traut sich auch nicht zu einem Kreuzzeichen draußen an Berg. Warum eigentlich nicht? Macht man es, wird es ein anderer demnächst auch tun, wenn auch vielleicht noch etwas verschämt im Verborgenen. -Manche beten an einem Grab, aber ohne Kreuzzeichen. Warum eigentlich? Es ist das kostbarste Zeichen überhaupt! - Wir dürfen einander Mut machen!

lakota vor 3 Tagen: @gebsy

Ja, es kostet oft Überwindung, aber es wird immer leichter.
Wir haben einen Feldweg, den viele zum Spazierengehen nutzen, da stehen auch 2 Wegkreuze. Erst habe ich Jesus nur im Stillen gegrüßt, jetzt bin ich soweit, daß ich mich jedesmal bekreuzige und "Gelobt sei Jesus Christus" flüstere - auch wenn andere Leute vorbeigehen.

gebsy vor 3 Tagen: Kreuzzeichen

@Versusdeum - Tatsächlich ist das Kreuzzeichen in der Öffentlichkeit ein wahrgenommenes Zeugnis, welches nicht "automatisch" gegeben wird.
Persönliche Erfahrung: Je größer die Überwindung, um so nachhaltiger die Wirkung ...

Moorwen vor 3 Tagen: @ Versusdeum

Ja, Sie haben schon Recht, aber vielleicht tun wir das alles nicht wegen Mt 7,6.
Und wenn wir in Gespräche verwickelt werden, am Ende deren die Anderen merken, dass Blaise Pascal mit seiner Wette doch Recht haben könnte, werden wir der Missionierung bezichtigt (als ob Missionierung ein Verbrechen wäre).
Dann ist es doch besser, in der heutigen Welt klug wie die Schlange und lauter wie die Taube zu sein, und erst dann „Farbe“ bekennen, wenn die Empfänger (Freunden, Verwandten oder Kollegen) bereit zu empfangen sind.

Versusdeum vor 3 Tagen: @Stefan Fleischer

Wer bekennt denn noch seinen Glauben im Alltag, vor (andersdenkenden) Freunden, Verwandten oder gar Kollegen? Wie also sollten suchende (nicht nur jungen) Menschen ihn kennenlernen? Die Zeugen Jehovas stehen an der Straße und strenggläubige Muslime beten mit ihrem Teppich sogar auf dem Gehweg, während das Christentum absolut unsichtbar geworden ist und wir nicht einmal mehr verschämt ein Kreuzzeichen vor dem Essen in Kantine oder Restaurant machen - vielleicht gerade noch unauffällig ein kleines auf die Stirn.
"Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen." (Mt 10,32)

Moorwen vor 3 Tagen: auf der Suche nach Wahrheit

Die Wahrheit ist aber auch, dass viele Gläubige von der s.g. Konzilskirche zu den Traditionalisten abwandern - warum? Weil sie dort das finden, was sie in der Konzilskirche nicht (mehr) finden? Warum fragt sich die Amtskirche nicht, was die Ursache für die Abwanderung ist? – Weil sie die Ursachen selbst geschaffen hat! - die Einbindung der Laien in die Liturgie, der Zirkus mit/in den Narrenmessen, Messen für Haus- und Kuscheltiere u.a. Quatsch sind die Ursache.
Gläubige Katholiken sind verunsichert und entgeistert. Selbst zu einem lateinischem NOM (lateinisches Choralamt) in den Diözesankirchen kommen mehr (noch)Kirchgänger, als in die deutsche NOM-Messe.
Jungs melden sich zum Ministrantendienst immer seltener, weil Mädchen das auch machen dürfen. Hat jemand gehört, dass ein Gemeindepfarrer Kommunionhelfer sucht? Ich nicht. In vielen Gemeinden gibt es ständige Diakone oder emeritierte Priester, die bei der Kommunion aushelfen könnten. Warum gibt es also so viele Kommunionhelfer/innen?

Stefan Fleischer vor 3 Tagen: Diebstahl der Wahrheit

«ihr (der Wahrheit) Verschweigen eine Art Diebstahl»
Die Kirche, wir alle, müssen uns ganz bewusst hüten, dieses Spiel mitzuspielen. Nur die Wahrheit, die ganze Wahrheit, macht uns frei, frei für Gott zuerst und aus dieser Freiheit heraus frei für unsere Nächsten.

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