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vor 2 Tagen in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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Papst Leo XIV. über das Wechselspiel von Gastsein und Gastgebersein – eine sommerliche Einladung zur echten Begegnung. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) 16. Sonntag im Jahreskreis. Bei seinem letzten sonntäglichen Angelus vor der Rückkehr in den Vatikan hat Papst Leo XIV. von der Piazza della Libertà in Castel Gandolfo aus einen geistlichen Impuls gegeben, der Alltag und Evangelium eng miteinander verbindet. Unter dem Himmel des Albaner Sommers betrachtete er mit den zahlreichen Gläubigen die Lesungen des Tages: die Szene der Gastfreundschaft Abrahams (Gen 18,1–10) und die Begegnung Jesu mit Marta und Maria (Lk 10,38–42). Dabei entfaltete der Papst einen Gedanken der gegenseitigen Aufnahme, geistlich und existenziell verdichtet im italienischen Wort „ospite“, das zugleich Gastgeber und Gast bedeuten kann.
„Sowohl um Gastgeber zu sein als auch um bewirtet zu werden, braucht es Demut. Es erfordert Feingefühl, Aufmerksamkeit und Offenheit“ - „Unser Gott hat es zuerst verstanden, selbst zum Gast zu werden“, so der Papst mit Bezug auf das Bild der drei Männer bei den Eichen von Mamr. In ihnen „haben Abraham und Sara – ohne es zu wissen – den Herrn selbst empfangen“. Die Theologie der Gastfreundschaft, so Leo XIV., beginne nicht beim Menschen, sondern bei Gott: „Auch heute steht er vor unserer Tür und klopft an“ (vgl. Offb 3,20). Das Bild des klopfenden Christus sei nicht bloß moralisch zu verstehen, sondern mystisch: „Gott erbittet den Raum des Herzens, um selbst Wohnung zu nehmen und uns Wohnung zu bereiten“.
In dieser Dynamik offenbare sich, wie sehr Gottes Gegenwart an menschlicher Freiheit Anteil nehmen wolle, dies nicht als Zwang, sondern als Eingeladener. Das eucharistische Geheimnis ist für Leo XIV. in diesem Zusammenhang der höchste Ausdruck: „Jedes Mal, wenn wir die Einladung zum Abendmahl annehmen und am eucharistischen Tisch teilhaben, ist es Gott selbst, der kommt, um uns zu bedienen“. Der Papst zitierte dabei Lk 12,37, wo der Herr sich selbst zum dienenden Gastgeber macht: „Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen“.
Bei der Deutung der bekannten Szene mit den beiden Schwestern Maria und Marta, Freundinnen Jesu, erklärte der Papst: Marta wird nicht für ihren Eifer getadelt, doch es ist ein Eifer, der ihr die Tiefe der Begegnung zu rauben droht: „Sie ist so sehr mit den Dingen beschäftigt, dass sie riskiert, einen unvergesslichen Moment kaputtzumachen“. Jesus aber ruft sie zu etwas Höherem, jenseits bloßer Betriebsamkeit: „Gott ruft sie, aus sich selbst herauszugehen“. Maria dagegen verkörpert jene Haltung, die Leo XIV. immer wieder als „Verfügbarkeit des Herzens“ beschreibt: „Sie hat jedes Zeitgefühl verloren, weil sie von den Worten Jesu ergriffen ist“. Nicht Untätigkeit, sondern kontemplative Wachheit sei es, was Maria auszeichne, was dem Menschen oft fehle.
„Die Sommerzeit kann uns helfen, ‚zu entschleunigen‘ und mehr Maria als Marta zu ähneln“: In einer Zeit, in der auch der Sommer zur getakteten Konsumzeit werde, rief der Papst zu einer tieferen Umkehr der Herzen auf: „Wir brauchen etwas Ruhe und den Wunsch, mehr über die Kunst der Gastfreundschaft zu lernen. Die Urlaubsindustrie will uns alle möglichen Erfahrungen verkaufen, aber vielleicht nicht jene, nach der wir suchen“. Er forderte auf, den Sommer als Zeit echter, nicht käuflicher Begegnung zu leben: mit Gott, mit anderen, mit der Schöpfung. Die entscheidende Haltung sei: „Selbst ‚ospite‘ zu werden – Raum zu schaffen und auch, um ihn zu bitten. Willkommen zu heißen und sich aufnehmen zu lassen“. Wie bei Abraham und Sara könne auch im Alter, in Schwäche oder Stille durch offene Herzen noch „viel Leben empfangen“ werden.
Abschließend führte der Papst den Blick auf Maria, „die gastliche Mutter“, die in sich selbst Raum für den Ewigen geschaffen hat: „In ihr leuchtet unsere Berufung auf, die Berufung der Kirche, ein für alle offenes Haus zu bleiben“. Dabei schwang der bleibende Auftrag mit, der Papst Leo XIV. seit Beginn seines Pontifikats begleitet: die Kirche nicht nur als Institution des Gebens, sondern des Empfangens zu verstehen, als Raum, in dem Gott immer wieder neu einziehen will. So wurde der Angelus nicht nur zu einer katechetischen Auslegung des Tages, sondern zu einem stillen Ruf an die Herzen – mitten im Hochsomme, als sage Leo XIV.: Wage es, Raum zu schaffen. Und hab keine Angst, selbst Gast zu sein.
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gebsy vor 36 Stunden: Weil Gott unsere Nöte kennt,
drängt die Liebe zur zärtlichen Werbung, welche das Gewissen berührt, um IHN einzuladen.
Sich IHM zuzuwenden und das absolute Glück zu verkosten, macht UMKEHR fruchbar ...
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