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Die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils

vor 2 Tagen in Kommentar, 17 Lesermeinungen
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Wenn das Konzildokument «Sacrosanctum Concilium» „der Wille dieses Konzils war, dann liegt nach meiner Einschätzung die Umsetzung mancherorts ziemlich daneben.“ Gastkommentar von Stefan Fleischer


Grenchen (kath.net) Kürzlich bin ich wieder einmal auf das Konzilsdokument «Sacrosanctum Concilium», die Konstitution über die heilige Liturgie des Zweiten Vatikanischen Konzils, gestossen. Wenn das der Wille dieses Konzils war, dann liegt nach meiner Einschätzung die Umsetzung mancherorts ziemlich daneben. Hier einige Beispiele:

28    22.§ 1. Das Recht, die heilige Liturgie zu ordnen, steht einzig der Autorität der Kirche zu. Diese Autorität liegt beim Apostolischen Stuhl und nach Maßgabe des Rechtes beim Bischof.

29         § 2. Auch den rechtmäßig konstituierten, für bestimmte Gebiete zuständigen Bischofsvereinigungen verschiedener Art steht es auf Grund einer vom Recht gewährten Vollmacht zu, innerhalb festgelegter Grenzen die Liturgie zu ordnen.

30        § 3. Deshalb darf durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern.

37    28.    Bei den liturgischen Feiern soll jeder, sei er Liturge oder Gläubiger, in der Ausübung seiner Aufgabe nur das und all das tun, was ihm aus der Natur der Sache und gemäß den liturgischen Regeln zukommt.

51    6.§ 1. Der Gebrauch der lateinischen Sprache soll in den lateinischen Riten erhalten bleiben, soweit nicht Sonderrecht entgegensteht.

39    30.     die tätige Teilnahme zu fördern, soll man den Akklamationen des Volkes, den Antworten, dem Psalmengesang, den Antiphonen, den Liedern sowie den Handlungen und Gesten und den Körperhaltungen Sorge zuwenden. Auch das heilige Schweigen soll zu seiner Zeit eingehalten werden.

36    4. & 4. Die in der Liturgie gebrauchte muttersprachliche Übersetzung des lateinischen Textes muß von der obengenannten für das Gebiet zuständigen Autorität approbiert werden.

Zumindest in meiner Umgebung scheinen solch Aussagen zum Teil kaum noch ernst genommen zu werden. Meine Frage ist nun, was ist geschehen, dass diese Konstitution so missachtet wurde und wird? Ein entscheidender Grund dürfte der Fall Lefebvre gewesen sein. Der Erzbischof erkannt sehr genau, dass die Modernisten alles versuchen würden, um ihre relativistischen Vorstellungen durchzusetzen. Doch statt sich mit den antirelativistischen Kräften zu einer schlagkräftigen Phalanx zusammen zu schliessen um gemeinsam das Konzil als Ganzes im richtigen Geist und Sinn durchzusetzen, kämpfte er und seine Mitstreiter gegen alles, was nicht seiner Meinung entsprach. Damit aber bescherte er der Kirche einen Zweifrontenkrieg, gegen den Modernismus wie gegen einen sturen Konservatismus gleichzeitig. So gelang es dem Modernismus in vielen Punkten die Oberhand zu gewinnen.

Was wäre zu tun? Die Petrusbruderschaft hat den richtigen Weg eingeschlagen, den Gehorsam gegenüber der Kirche. Ob dies deutlich genug kommuniziert und gelebt wurde und wird, darüber kann man geteilter Meinung sein. 

Inzwischen aber hat sich der Ungehorsam immer weiter in unsere Kirche hinein gefressen. Für viele Katholiken, einfache Gläubige wie Amtsträger, ist er – oft auch als «vorauseilende Gehorsam» getarnt – zur «Tugend» geworden. Hier müsste ganz energisch angesetzt werden. «Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens. Wie es in allen Gemeinden der Heiligen üblich ist.» (1.Kor 14,33)

 


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Lesermeinungen

jabberwocky vor 21 Stunden: @Die Erinnerung

Warum soll sich @Hängematte für die Wahrheit entschuldigen? Es sollten vielmehr diejenigen mal in sich gehen, die immer wieder jegliche Andacht und Innerlichkeit zerstören. Außer dem „Vollgeorgelt“ werden im heiligsten Moment sind es beispielsweise auch diejenigen, die immer reden müssen: Vor der Messe bis zum Einzug und nach der Messe ab dem Auszug, und damit diejenigen stören, die beten.
Im Übrigen gehe ich vorwiegend in die Alte Messe, und dort gibt es bei uns tatsächlich stille Passagen, sogar im Hochamt.
Ich denke tatsächlich, daß der moderne Mensch häufig die innere Stille verloren hat und es nicht erträgt, wenn sich „nix rührt“.

Die Erinnerung vor 34 Stunden: Betsingmesse

„Kommunionlieder“ gab es auch bei uns früher während der sogenannten Betsingmesse, die durch die liturgische Bewegung nach 1922 gefördert wurde. Da gab es tatsächlich keine Ruhe während der Messe. Ich finde erstaunlich, daß sich hier keiner wirklich auszukennen scheint, wie es früher war.

@ Abaelardus

Die Erinnerung vor 34 Stunden: „Orgelübungen“ zur Kommunionausteilung

Was Sie schreiben, ist unqualifiziert und unverschämt.
Ich fordere Sie auf, sich zu entschuldigen!

@ Hängematte

Stefan Fleischer vor 2 Tagen: @ Triceratops

Herzlichen Dank für diese sehr wichtige Ergänzung. Ich habe diesen Artikel schlicht übersehen. Doch ohne sie ist der Art. 36 nur schwer verständlich.

Er enthält aber auch noch eine andere, wichtige Definition: «in den mit dem Volk gefeierten Messen.» Für mich ist das ein Hinweis, dass die sog. stillen Heiligen Messen nicht abgeschafft werden dürfen. Der Opfercharakter der Heiligen Liturgie gibt jeder einzelnen Eucharistiefeier einen spezifischen Wert und schenkt einen spezifischen Gnadenschatz. Insbesondere wenn wir an die früher sehr beliebten Messtipendien denken ist diese Praxis gerechtfertigt, Aber auch für die persönlicher Gottesbeziehung jeden Priesters (und auch für uns Laien) scheint sie mir sehr nützlich. Und damit kommen wir jenem Ideal früherer Generationen näher, dass in dieser Welt immer irgendwo eine Heilige Messe gefeiert wird, zur grösseren Ehre Gottes.

Triceratops vor 2 Tagen: Volle Zustimmung

(abgesehen davon, dass Ihnen beim Zusammenstellen des Textes ein bisschen die Nummern durcheinandergekommen zu sein scheinen. Zum Beispiel das mit dem Gebrauch der lateinischen Sprache ist nicht 51 6.§ 1., sondern 36 §1. Macht nichts, es kann ja jeder selber in den Konzilsdokumenten nachschauen :-)

Eine meiner Meinung nach ganz wichtige Ergänzung:
"54. Der Muttersprache darf im Sinne von Art. 36 dieser Konstitution in den mit dem Volk gefeierten Messen ein gebührender Raum zugeteilt werden, besonders in den Lesungen und im "Allgemeinen Gebet" sowie je nach den örtlichen Verhältnissen in den Teilen, die dem Volk zukommen. Es soll jedoch Vorsorge getroffen werden, dass die Christgläubigen die ihnen zukommenden Teile des Mess-Ordinariums auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können."

Die jüngsten Papstmessen (besonders die mit internationalem Kontext) sind meiner Meinung nach genau auf dem richtigen Weg (und zwar seit Mai oder so. Woran das wohl liegen mag?)

gebsy vor 2 Tagen: es wäre so einfach

"Deshalb darf durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern."
Damit wären alle Zweifel aus der Welt.

SalvatoreMio vor 2 Tagen: Zeit der Reinigung!?

@Stefan Fleischer! Ihr Vorwurf gilt im Grunde gewiss vielen Christen unter uns. Die wenigen Mahner waren "Ewiggestrige". Überwiegend sture und dickköpfige Priester hielten stand, wenn z. B. ein Brautpaar als Lesung den "Kleinen Prinzen" forderte. Oder welcher Priester wagt es, ein Brautpaar (samt Verwandten) zur Beichte einzuladen? (So etwas gibt es tatsächlich noch!) - Wahrscheinlich durchleben wir jetzt eine ZEIT der REINIGUNG und LÄUTERUNG. Hoffentlich wird etwas daraus!

SalvatoreMio vor 2 Tagen: Abwendung hin zu protestantischer Liturgie?

@Uwe Lay: bezogen auf Deutschland und die jüngste Zeit, kann ich Ihre Einschätzung nachempfinden. Aber wir sind Weltkirche, umgeben von vielen Strömungen und Religionen. Ich glaube nicht, dass z. B. Italien, Spanien oder einige stark katholische afrikanische Länder Interesse daran hätten, "protestantischer" zu werden.

Abaelardus vor 2 Tagen: Liturgie und Pastoral in Deutschland – Teil 2

In einem Land wie Polen, werden Bischöfe und Priester von freiwilligen Spenden der Kirchgänger bezahlt und feiern in ganz Polen die hl. Messe (NOM) so, wie sie gefeiert werden soll (das große Credo, „pro multis“ bei der Wandlung, und die Handkommunion gilt dort als erlaubte Form des Empfangs und nicht umgekehrt wie in D ) – das habe ich schon in den 80-er, in den 90-er und in den 2000-er Jahren feststellen können, als ich das Land besuchte.
Die Polen haben weder um die NOM-Messe gebetet noch gebeten, und dennoch feiern sie diese so, wie sie gefeiert werden soll. Wieso geht das bei uns in D nicht? Ich weiß es, aber wie schon vorher erwähnt… das Kassandra-Syndrom…

@ Hängematte,
in Polen gibt es in jedem Bistum wunderschöne Kommunionlider, die während des Kommunionempfangs gesungenwerden. Ich empfehle Ihnen das Gesang- und Gebetsbuch aus Schlesien „Droga do nieba“, das in poln. und deutsch. Sprache herausgeben worden ist – s. Link:

www.wydawnictwo.opole.pl/niemieckojezyczne/11-droga-do-nieba-polsko-niemiecka.html

Abaelardus vor 2 Tagen: Liturgie und Pastoral in Deutschland - Teil 1

Bereits in den 90-er Jahren hat man in den Priesterseminaren Deutschlands von Neuevangelisierung gesprochen. Damals waren es noch 16% der Katholiken Kirchgänger, heute sind es 8%. Was hat also die Neuevangelisierung und all die Rosenkranzgebete u.a. Gebete für Deutschland gebracht? – Kasperletheater in der Liturgie, Kinderschändung, Freude über Homosegnungen und weniger Arbeit für die Bischöfe und Priester (da es immer weniger Kirchgänger gibt). Das sind die Früchte der Neuevangelisierung in Deutschland. Irgendetwas machen wir falsch und ich glaube (oder besser gesagt: fürchte) immer mehr, dass ich unter dem Kassandra-Syndrom leide, falls ich das irgendeinem Kleriker beleuchte. Mitte der 90-er Jahre schilderte ich dem damaligen Regens des Priesterseminars in Trier all die Entartungen in Liturgie und Pastoral - er schaute mich entsetzt an, vermutlich deshalb, weil er zutiefst überrascht war, dass es jemanden gibt, der das Elend in D erkennt.

Hängematte vor 2 Tagen: Nur ein Punkt: Das heilige Schweigen soll eingehalten werden.

Selbst während des Kommunionempfanges gibt es Orgelübungen.
Wann ist Schweigen in der Hl.Messe?

Stefan Fleischer vor 2 Tagen: @ Uwe Lay

Vor längerer Zeit stellte ich diesbezüglich die Frage: «Wo waren Sie, meine Herren?
Wo waren Sie, als es Sie gebraucht hätte, um den Gläubigen die Beschlüsse des Konzils zu verkünden und zu erläutern? Wo waren sie, als es um die Gestaltung und Einführung des novo ordo ging? Wo waren Sie, als galt, dem Latein auch im NOM den ihm gebührenden Platz zu sichern? Wo waren Sie, als es darum ging, die Brücke zwischen den verschiedenen Spiritualitäten zu schlagen, das Neue, das aufbrach, harmonisch mit dem Alten zu verbinden? … Da hüteten Sie ängstlich ihr altvertrautes Gärtchen! Da gingen Sie in Opposition zu allem Neuen. Ja, da scheuten Sie sich nicht, ihren Gehorsam gegenüber dem Papst und dem Lehramt, und ihre Anerkennung des Konzils an Bedingungen zu knüpfen. Da gaben Sie jenes schlechte Beispiel des Eigensinns und der Besserwisserei, die dann auf der anderen Seite ungehemmt zu wuchern begannen!“

Abaelardus vor 2 Tagen: ja, das machen alle so!

@ martin fohl,
und warum?
In D müssen sich diejenigen nicht rechtfertigen, die die Liturgie verhunzen, sondern die, die die hl. Messe so feiern, wie sie gefeiert werden soll und um sich nicht rechtfertigen zu müssen, feiert kein Priester die hl. Messe so, wie sie gefeiert werden soll.

kleingläubiger vor 2 Tagen:

Ohne Erzbischof Lefebvre gäbe es auch keine Petrusbruderschaft, noch andere lateinische Messen. Von daher finde ich diese Kritik ziemlich wohlfeil und unüberlegt.

martin fohl vor 2 Tagen: Leider werden in manchen Schul und Kindergottesdiensten in Deutschland

Weiterhin Geschichten an Stelle der Lesung genommen.
Hier wird nicht dem zweiten Vatikanum entsprochen
Ein Pfarrer, der diesem nicht entspricht muss sich mit Mitbrüdern auseinandersetzen, die sich diesem Modus angebiedert haben. Nach dem Motto: Das machen ja alle so!

Uwe Lay vor 2 Tagen: Mit Lefebvre hat das nichts zu tuen!

Die Liturgiereformer verstehen doch die Liturgiereform als einen Moment der Abwendung von der vorkonziliaren katholischen Liturgie hin zu einer modernen, zeitgemäßen, das ist einer protestantischen Liturgie und treiben in diesem Sinne die Deform voran, daß sie möglichst alles Katholische aus ihr entfernen wollen im "Geiste des Konziles".
Uwe Lay Pro Theol Blogspot

Versusdeum vor 2 Tagen: 39 30. Und 37. 28

stellt unmissverständlich klar, dass die "tätige Teilnahme" die intensivere Teilnahme des ganzen Kirchenvolkes am Mysterium der Heiligen Messe meint und nicht zu störendem Aktivismus sich produzierender "Dorfhonoratioren" aufruft.
29 §2 hatte den fatalen Effekt, dass wir in D seit 60 Jahren und gegen den erklärten Willen Papst Benedikts bis in die Wandlungsworte hinein tendenziöse Falschübersetzungen des Novus Ordo haben. Tja, wenn eine Kommission nach Jahren tendenziöses Zeug oder gar Unsinn abliefert, winkt man es eben durch. Man kann ja nicht nochmal von vorne anfangen.
Die These zu Lefebvre ist allerdings recht steil und ich würde gerne erfahren, worauf sie sich stützt.

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