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„Das architektonische Genie Antoni Gaudi machte mit seinen Bauwerken die Schönheit der Transzendenz sichtbar.“ Gastbeitrag von Elmar Lübbers-Paal
Barcelona (kath.net) In der Karwoche - kurz vor seinem Tod - erhob Papst Franziskus den verstorbenen Architekten Antoni Gaudi, der sich seine letzte Jahrzehnte dem Bau der Sagrada Familia in Barcelona mit Herzblut widmete, zum „ehrwürdigen Diener Gottes“. Eine wichtige Vorstufe auf dem Weg zur Seligsprechung. Dies war eine der letzten Amtshandlungen des verstorbenen Pontifex Maximus. Während seiner apostolischen Reise nach Barcelona, lobte bereits Papst Benedikt XVI., 2010, den katalanischen Architekten, denn er habe es „geschafft, diese Kirche in ein Gotteslob aus Stein zu verwandeln“.
Das architektonische Genie, Antoni Gaudi, der mit seinen Bauwerken die Schönheit der Transzendenz sichtbar machte, zählte zu den bedeutendsten Vertretern des Modernismo. 1852 wurde der Sohn eines Kupferschmieds im nordspanischen Reus geboren. Mindestens sein Vater und sein Großvater waren Kesselschmiede. In deren Werkstatt war es auch, wo der kleine Antoni sich mit den geometrischen Formen und deren Ausdruckskraft auseinandersetzte. Als Kind war Antoni im spielen begrenzt, da er sehr unter einer rheumatischen Erkrankung litt, die seine Beweglichkeit stark einschränkte. Statt mit den Kameraden herumzutollen, sah er sich die Umgebung und die wundervollen Früchte der Schöpfung an. Diese Naturverbundenheit sollte sich noch später bei seiner architektonischen Gestaltungen Bahn brechen. Als Bub besuchte er die Schule der Piaristenpatres in seiner Geburtsstadt. Von 1873-1878 studierte der kreative Zeichner an der Architekturschule von Barcelona. Bei seinem Schulabgang soll der Institutsdirektor geraunt haben: „Wer weiß, ob wir das Diplom einem Verrückten oder einem Genie gegeben haben – nur die Zeit wird es uns sagen.“ Als junger Mann hatte sich Gaudi in eine Frau verliebt und er hegte alsbald Heiratsabsichten. Doch als es nicht zur Ehelichung kam, entschied sich der gläubige Mann in Askese, als zölibatärer Laie, sein Leben zu führen. Einer seiner ersten Auftraggeber war der Unternehmer, Politiker und Mäzen Eusebio Graf Güell. Dieser verschaffte Gaudi bedeutende Aufträge. Später durfte der moderne Architekt sogar im Haus des Parks Güell wohnen. Neben den verschiedenen Bauten für den Grafen, übernahm Gaudi ab 1883 die Bauleitung der im Jahr zuvor begonnen Kirche Sagrada Familia. Auch die Bauleitung des Theresianerinnen-Stifts in Barcelona und des Bischofspalast zu Astorga hatte er inne. Wegen Meinungsverschiedenheiten kam es nicht mehr zur Fertigstellung des von im geplanten glorreichen Rosenkranzgeheimnisses beim monumentalen Rosenkranz in der unmittelbaren Nähe des Klosters Montserrat. Den Rest seines Lebens verschrieb er sich dem Planen und Bauen der Sagrada Familia. Sein gesamtes privates Vermögen steckte der „Künstler Gottes“ in den mächtigen Kirchenbau, von dem er wusste, dass er ihn niemals vollendet werde sehen können. Jeden Morgen besuchte Gaudi die heilige Messe im Oratorium des heiligen Philipp Neri, unweit der Kathedral-Baustelle. Anschließend ging er, die Straße überquerend, zur Baustelle „seiner“ Kathedrale. Auf diesem Weg erfasste ihn am 7. Juni 1926 die Straßenbahn. Der wie ein Bettler bekleidete Künstler blieb dort bewusstlos liegen, um den sich zunächst niemand kümmerte. Erst Stunden später ließ ihn ein Polizist mit einem Taxi ins Armenhospital fahren. Drei Tage später fanden ihn dort ein Freund und der Kaplan der neu-erstehenden Kathedrale, Msgr. Gil Parés. Auch das unmittelbare Verlegen in ein Privatzimmer konnte keine Verbesserung seines Gesundheitszustandes mehr bringen. Es war der 10. Juni 1926, als Antoni Gaudi ins Haus des himmlischen Vaters einging – drei Tage nach dem tragischen Unfall. Rund 30.000 Menschen nahmen an seiner Beerdigung teil!
Gaudi steht nicht nur für sein architektonisches Meisterwerk, sondern vornehmlich für den nachhaltigen Ausdruck seines Glaubens und seiner Hingabe zu Gott in seinen Werken und seiner Lebensführung. In schlichter, ja bettelarmer Lebensweise arbeitete er – im wahrsten Sinn des Wortes - am Haus Gottes mit. Die Bauten Gaudis sind ein Lobgesang auf Gott, den Allmächtigen. Seine Arbeiten sind geprägt von religiösen Symbolen und Motiven, die seine tiefe Verehrung für die katholische Kirche widerspiegeln. Gaudi sah seine Architektur als eine Form des Gebets und der Anbetung. Für ihn war die Schaffung schöner, spiritueller Räume eine Möglichkeit, den Glauben zu feiern und die Menschen näher zu Gott zu führen. Gaudi lebte einfach, verzichtete auf weltlichen Luxus und widmete viel Zeit und Energie dem Gebet und der Meditation. Er war bekannt dafür, regelmäßig die Messe zu besuchen und sich intensiv mit der Bibel und den Lehren der Kirche auseinanderzusetzen. Gaudi sah die Kirche als eine Gemeinschaft der Gläubigen, die durch ihre Werke die Liebe Gottes sichtbar machen. Die geplante Fertigstellung dieses einzigartigen Sakralbaus war zum 100. Todestag Gaudis 2026 vorgesehen, doch wird man diesen Termin nicht halten können. Inzwischen gehen Experten davon aus, dass spätestens zum 2000. Todestag Jesu, 2033, die imposante Kirche fertiggestellt ist. Dann wird sie mit 172,50 Metern die höchste Kirche der Welt sein und sogar das Ulmer Münster um 10 Meter übertroffen haben. Am 7. November 2010 weihte Papst Benedikt XVI. das Gotteshaus - mit seinen bald 18 Türmen - ein und erhob sie zu einer Basilika minor. Besucher der Kirche, der der heiligen Familie geweiht ist, sollten auch das Untergeschoss aufsuchen, in der die Krypta mit dem Grab Gaudis und das Museum untergebracht sind.
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