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Nuntius Eterović: „Der Frieden mit Gott wird von Jesus Christus besiegelt in der Taufe mit Wasser und genährt durch die Eucharistie, durch seinen Leib und sein Blut.“
Berlin (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt von Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterovic zum Fest der Kreuzerhöhung in der Apostolischen Nuntiatur Berlin am 14. September 2025 in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung – Num 21,4-9; Ps 78; (Phil 2,6-11); Joh 3,13-17
Fest der Kreuzerhöhung
„Der Menschensohn muss erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat“ (Joh, 3,14-15).
Liebe Brüder und Schwestern!
Am heutigen Sonntag feiern wir das Fest der Kreuzerhöhung, an dem uns die Kirche das Wort aus dem nächtlichen Gespräch des Herrn Jesus mit dem Pharisäer Nikodemus im Johannesevangelium vorlegt. Dabei erinnert der Herr an das, was in der Lesung aus dem Buch Numeri überliefert ist: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden“ (Joh 3,14). Die Israeliten, die gegen JHWH murrten, wurden bestraft, indem Feuerschlangen die Menschen bissen und viele starben. Die von Mose gefertigte Kupferschlange wurde an einen Pfahl gehängt, so dass sie weithin sichtbar war und auf diese Weise die Menschen vor dem Tod bewahrte.
„Der Menschensohn muss erhöht werden“ (Joh 3,14).
Mit dem Bezug zum Bericht im Buch Numeri wird im Johannesevangelium die Kreuzigung Jesu als Erhöhung verstanden, damit mit Blick auf den am Kreuz erhöhten Herrn die Menschen das Heil finden, das über den Erhalt des irdischen Lebens hinausgeht. Die Kupferschlange hat die Menschen vor dem Tod bewahrt, der erhöhte Heiland bewahrt die Menschen zum ewigen Leben. Voraussetzung hierfür ist, dass der Mensch zur Einsicht kommt und umkehrt. So geschah es bei den Israeliten, die sich in der Wüste über ihre Lebensumstände beschwerten und gegen Gott murrten: „Wir haben gesündigt, denn wir haben uns gegen den Herrn und gegen dich aufgelehnt“ (Num 21,7). Der von Gott eingesetzte Führer aus der ägyptischen Sklaverei ist Mose. Daher wurde auch bestraft, wer sich gegen ihn auflehnte. Die Schlange als Strafe erinnert den Teufel, der den Tod bringt, wer ihm in die Hände fällt. Sie verführt aber zuerst zur Auflehnung gegenüber JHWH und sein Gebot, wie es die Schlange im Paradies mit Eva machte und sie dazu brachte, vom Baum der Erkenntnis zu essen, obwohl es verboten war (vgl. Gen 3,1-7). Als Folge setzt Gott die Feindschaft zwischen der Schlange und dem Menschen, „zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen“ (Gen 3,15). Erst die erhöhte Kupferschlange wird zum Zeichen der Rettung vor dem irdischen Tod durch die Schlange.
Der Herr Jesus offenbart dem Nikodemus seine Sendung, die er vom himmlischen Vater empfangen hat: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,16). Die Hingabe des Eingeborenen Sohnes schenkt „der Welt“ einen Zugang zum ewigen Leben. Hierfür muss der Herr Jesus ans Kreuz geheftet und erhöht werden, damit das Kreuz und der Gekreuzigte zum Schlüssel für das verschlossene Paradiestor der Ewigkeit werden. Jesus betont nochmals seine Erhöhung am Kreuz, wenn er sagt: „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen“ (Joh 12,32).
„Geheimnisvoll erstrahlt das Kreuz“.
Das Fest der Kreuzerhöhung erinnert an das Auffinden des Kreuzesholzes durch die heilige Kaiserin Helena, die es der Überlieferung nach bei einer Wallfahrt nach Jerusalem gefunden hatte. Aus Freude darüber hat man das „wahre Kreuz“ jeweils am 14. September den Gläubigen gezeigt und es hoch erhoben. Im Sinne der Theologie des heiligen Evangelisten Johannes ist Jesus Christus der König auf dem Kreuzesthron. Daran erinnert der alte Hymnus Vexilla regis prodeunt, der in der deutschen Übertragung beginnt mit: „Der König siegt, sein Banner glänzt, geheimnisvoll erstrahlt das Kreuz“ (1. Strophe). Die Wirkung die vom Geheimnis des Kreuzes ausgeht, wird eindrücklich dargestellt, wenn es heißt: „O heilges Kreuz, sei uns gegrüßt, du einzge Hoffnung dieser Welt! Den Treuen schenke neue Kraft, den Sündern tilge alle Schuld“ (5. Strophe). Das Ave crux, spes unica – O heiliges Kreuz sei uns gegrüßt hat die Kreuzesfrömmigkeit der Christen in der Ost- und Westkirche tief geprägt. Denn nach den Worten der heutigen Präfation hat Gott das Heil der Welt auf das Holz des Kreuzes gegründet. „Vom Baum des Paradieses kam der Tod, vom Baum des Kreuzes erstand das Leben. Der Feind (die Schlange, der Teufel), der am Holz gesiegt hat, wurde auch am Holze besiegt durch unseren Herrn Jesus Christus.“
„Unter dem Kreuz ist Frieden“.
Bezugnehmend auf die Stelle im Brief an die Gemeinde in Rom des heiligen Apostels Paulus: „Wir haben Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn“ (Röm 5,1) sagt der evangelische Pfarrer und Theologe Dietrich Bonhoeffer: „Wunderbares Geheimnis – Gott hatte Frieden gemacht mit uns durch Jesus Christus. Unter dem Kreuz ist Frieden“. Dieser Gedanke lässt uns gerade am heutigen Festtag um den Frieden beten, der vom Kreuz aus der Welt geschenkt werden kann. Das Marterwerkzeug der römischen Besatzungsmacht wird zum Heilszeichen einerseits, das ewiges Leben schenkt, andererseits wird es zum Friedenszeichen, das den Menschen Hoffnung und Leben zu geben vermag. Unter dem Kreuz ist es still und die eigenen Wünsche und Bedürfnisse spielen keine Rolle mehr. Ein römischer Soldat kommt zum Kreuz und durchbohrt dem Herrn Jesus die Seite „und sogleich floss Blut und Wasser heraus“ (Joh 19,34). Der Frieden mit Gott wird von Jesus Christus besiegelt in der Taufe mit Wasser und genährt durch die Eucharistie, durch seinen Leib und sein Blut.
Der Friede mit Gott dient dem Frieden in der Welt. Dieser Frieden ist eine tiefe Sehnsucht bei allen Menschen, die unter Krieg, Terror und Gewalt leiden. In den Kriegsgebieten der Welt – und sie sind zahlreich – möge der Blick zum am Kreuz erhöhten Herrn wenigstens inneren Frieden schenken. Von hier aus entsteht sodann eine Bewegung von Frieden, die gerade von religiösen Menschen ausgehen soll. Hierauf nimmt der Heilige Vater Leo XIV. Bezug bei seiner Ansprache an das Diplomatische Corps im Vatikan, wenn er sagt: „Der Friede entsteht im Herzen und aus dem Herzen heraus, indem man Stolz und Forderungen zurückstellt und die Worte abwägt, denn man kann auch mit Worten verletzen und töten, nicht nur mit Waffen.
Unter diesem Gesichtspunkt halte ich den Beitrag, den die Religionen und der interreligiöse Dialog zur Förderung eines Umfelds des Friedens leisten können, für grundlegend. Dies setzt die uneingeschränkte Achtung der Religionsfreiheit in jedem Land voraus, denn die religiöse Erfahrung ist eine grundlegende Dimension der menschlichen Person, ohne die es schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist, eine Reinigung des Herzens zu erreichen, die notwendig ist, um Beziehungen des Friedens aufzubauen“ (Ansprache in der Sala Clementina, 16. Mai 2025).
Am Fest der Kreuzerhöhung feiert der Heilige Vater Leo XIV. seinen 70. Geburtstag. Wir beten für ihn und erbitten vom dreieinen Gott Kraft für seine so wichtige Sendung in Kirche und Welt. Gleichzeitig bitten wir die selige Jungfrau Maria, die Schmerzensmutter, sie möge uns alle rufen, damit wir unter das Kreuz kommen und erkennen: „Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat“ (Joh 3,14). Amen.
Archivfoto Nuntius Eterović © Apostolische Nuntiatur Berlin
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