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Papst Leo XIV. – Sein erstes großes Interview

vor 3 Tagen in Kommentar, 28 Lesermeinungen
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Ein behutsamer Hirte zwischen Deeskalation und Kontinuität - Eine kleine zusammenfassende und orientierende Einordnung - Von Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer


Eichstätt (kath.net) Einleitung: Der Kurs des Brückenbauers
Papst Leo XIV. hat in seinem ersten ausführlichen Interview seit der Wahl die Leitplanken seines Pontifikats sichtbar gemacht: 
- maximal inklusiver Ton („alle, alle, alle“), 
- theologisch-lehramtliche Kontinuität (Sexualmoral, Ehe, Frauenordination), 
- vorsichtige Reformbereitschaft in Strukturen (Synodalität, Leitungsaufgaben für Frauen) 
- außenpolitischer Pragmatismus (Gaza, China, USA). 
Sein Ziel ist nicht die spektakuläre Zäsur, sondern das Zusammenhalten der Kirche durch Entpolarisierung, Prozesshaftigkeit und Gespräch.¹

1. Nahost/Gaza: Mitfühlender Realismus, juristische Zurückhaltung
Leo verurteilt das Leid der Zivilbevölkerung mit Nachdruck, dringt auf Waffenruhe, Freilassung aller Geiseln und die Einhaltung des humanitären Völkerrechts.² Zugleich vermeidet er eine offizielle Qualifikation als „Genozid“, mit Hinweis auf die technische Schärfe des Begriffs und die derzeitige Zurückhaltung des Heiligen Stuhls³ („nicht abstumpfen, aber auch nicht etikettieren“) – ein Signal pastoraler Empathie bei völkerrechtlicher Vorsicht (Deeskalationsstrategie), das Handlungsfähigkeit in der Diplomatie wahrt.⁴

2. China: Kontinuität der Ostpolitik
Der Papst setzt die Linie seiner Vorgänger fort: Gesprächskanäle offenhalten, das Provisorische Abkommen zur Bischofsernennung beibehalten, Freiräume für kirchliches Leben unter Respekt der kulturellen und politischen Lage sichern – Klassische vatikanische Realpolitik: kleine Schritte, Beziehungspflege, Konfliktvermeidung – mit dem Ziel langfristiger Präsenz und Einheit der Kirche in China.⁵

3. USA/Trump: Nähe ohne Parteinahme
Als erster US-Papst sieht Leo Chancen für belastbare Gesprächswege, will aber keine Parteipolitik betreiben. Für ihn gilt: „Pastorale Neutralität“ plus punktuelle Klartexte, ohne in tagespolitische Lagerlogik zu kippen. Seine „Evangeliums-Themen“ sind: Menschenwürde, Migration, Frieden. Diese sollen primär im Schulterschluss mit dem Episkopat adressiert werden.⁵ Er scheut das direkte Gespräch mit Trump nicht, der derzeit aber den Papst nicht treffen will.

4. Missbrauch: Opferzentrierung und faire Verfahren
Leo betont die Nähe zu Betroffenen, warnt aber vor pauschalen Stigmatisierungen und verweist auf die Notwendigkeit rechtsstaatlicher Sorgfalt. Es gehe auch um die rechte Balance von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Die Kirche dürfe nicht auf dieses eine Thema reduziert werden; Null-Toleranz und gerechte Verfahren gehören zusammen.⁵

5. Finanzen und Kurienreform: Pragmatismus statt Alarmismus
Fortsetzung der Finanz- und Governance-Reformen von Papst Franziskus – mit nüchternem Erwartungsmanagement. Finanziell beschreibt der Papst eine Lage in vorsichtiger Besserung bei gleichzeitigen Baustellen (Pensionsfonds, Museumsrückgänge nach Covid) und verweist auf Negativbeispiele der Vergangenheit („London-Deal“). Kurienreformen zielen auf das Aufbrechen von Silos, um echte Zusammenarbeit zu ermöglichen.⁵

6. Liturgie und „Alte Messe“: Entpolitisieren, synodal verhandeln
Leo kritisiert die politische Instrumentalisierung liturgischer Formen, er versucht, die „Ritus-Fronten“ zu entkrampfen: keine Rolle rückwärts, aber Dialogräume – pastoral, nicht ideologisch. Er kündigt Gespräche mit Anhängern des Vetus Ordo an und setzt auf synodale Methoden – Maßstab bleibt die würdige Feier der erneuerten Liturgie. Keine Rolle rückwärts, aber echte Dialogräume.⁶

7. LGBTQ+, Ehe, Sexualmoral: Willkommen im Ton – Kontinuität in der Lehre
Die Formel lautet: „Alle willkommen“ – aber keine Lehränderung. Persönliche, aber nicht-ritualisierte Segnungen sind möglich; liturgisch kodifizierte Riten für gleichgeschlechtliche Paare lehnt Leo im Sinne von Fiducia supplicans ab. Im Zentrum steht die Stärkung der „traditionellen Familie“.⁶ Pastoral inklusiv, lehramtlich stabil: Das ist eine wichtige Aussage für das ökumenische Gespräch mit den Ostkirchen, es beruhigt viele Ortskirchen des globalen Südens (Afrika/Asien) und ernüchtert als „heilsame Enttäuschung“ die progressiven Milieus in Westeuropa.⁷

8. Frauen in Leitung und Diakonat: Öffnungen „unterhalb der Weihe“
Leo will Frauen weiterhin in kirchliche Spitzenfunktionen berufen, hält aber fest, dass er derzeit keine Lehränderung zur Frauen-Weihe beabsichtigt. Zunächst sei der Ständige Diakonat insgesamt pastoraltheologisch zu vertiefen. Die Studien zum Diakonat der Frauen laufen noch, der Papst will „weiter zuhören“.⁵ Dieser Prozess ist offengehalten, ohne jetzt sofort kurzfristige Weichenstellungen vorzunehmen

9. Synodalität: Haltung statt Machtverschiebung
Synodalität versteht Leo als geistliche Grundhaltung, die allen Getauften Stimme und Verantwortung zuspricht. Sie ist aber kein Parlamentarismus, der sehr schnell zur Schwächung legitimer Autorität führt, sondern sie ist ein Weg (Prozess) zur gemeinsamen Unterscheidung, die Polarisierung entgegenwirkt und die Communio stärkt.⁶

10. Medien, Fake News und KI: Schutz vor Erosion des Vertrauens
Der Papst warnt vor Desinformation und digitalen Entgrenzungen – bis hin zur klaren Absage an einen „Papst-Avatar“. Es geht um die Integrität kirchlicher Kommunikation in Zeiten von Deepfakes und um Medienethik als Teil pastoraler Verantwortung.⁵

11. Pastoralrede (CELAM/Jubiläum): „Zurück zu den Wurzeln“
Hier zeigt sich ein Schwerpunkt seines Pontifikats: Erneuerung durch Rückkehr zum Zentrum (Gott), nicht durch Programmatik und Strukturen. Leo akzentuiert eine Rückkehr zu Glaube, Einfachheit und Familie,  ein Tonfall, der an die Anfangsjahre von Evangelii gaudium (24. Nov. 2013) erinnert. Familien seien eingeladen, das „stille Lied der Hoffnung“ weiterzutragen; das Jubiläum versteht er als Weg zur Begegnung mit Gott und zur Erneuerung aus der Mitte.⁶



Reaktionen: Erste Resonanzen in der Weltkirche auf das Interview
– Thomas Söding (ZdK) sieht Reformen kommen – aber weniger disruptiv; der Papst als Stabilitätsfigur und Brückenbauer „zwischen Trump, Xi und Putin“.⁸
– Jan-Heiner Tück spricht von einem „Reform-Dämpfer“: Offenheit ohne Lehränderung, Kontinuität der Tradition, Entschärfung polarisierender Dynamiken.⁹
– Progressive Initiativen (u. a. in Deutschland) reagieren ernüchtert, wollen ihre Anliegen (Frauenfrage, inklusivere Pastoral) weiter voranbringen; zugleich gibt es auch positive Stimmen, die den inklusiven Ton begrüßen.¹⁰
Kontinuitäten und Brüche
– Kontinuität mit Franziskus: Synodalität als Stil, Kirche „für alle“, Fortführung der Kurien- und Finanzreformen, Ostpolitik gegenüber China, Option für die Schwachen (Arme, Migranten, Kriegsopfer).⁵
– Neue Akzente: Strikte De-Polarisierungsmaxime; „langsamer drehen“ bei Lehrfragen; liturgische Entkrampfung durch Dialog statt Regelverschärfung; nüchtern-pragmatische Kommunikation nach außen.⁶

Ausblick: Was jetzt zu beobachten ist
1. Gaza-Diplomatie: Der Heilige Stuhl versucht – bei juristischer Zurückhaltung – konkrete humanitäre Hebel zu verstärken (Korridore, Vermittlung, Geiselthemen).²
2. China-Abkommen: Verlängerung bzw. Feinjustierung des Bischofsabkommens und die Integration „inoffizieller“ Gemeinschaften.⁵
3. LGBTQ+/Segnungen: Verhältnis zu lokaler Praxis/Rituale in Nordeuropa zu Fiducia supplicans – und aus Rom zu erwartende präzisierende Hinweise.⁶
4. Frauen/Diakonat: Warten auf die Ergebnisse der Studiengruppen; und wie Papst Leo dann neu-orientierende Richtungsanzeigen setzt.⁵
5. Liturgie-Dialog: Die angekündigten Gespräche mit Vetus-Ordo-Gruppen sollen zur Entschärfung beitragen.⁶
6. Budget/Pensionen: Die kommunizierte Gelassenheit zur Situation soll durch die Zahlen 2025/26 sich bestätigen.⁵

Schluss: Behutsame Leitung – mit langem Atem
Papst Leos Profil zeigt sich in diesem Interview als „behutsamer Hirte“: - Einheit vor Agenda, - Pastoral vor Polarisierung, - Kontinuität vor Kurswechsel. 

Seine Autorität gründet weniger in spektakulären Entscheidungen als in Stil, Gespräch und Prozessen. Für viele Reformanliegen heißt das: längerer Atem – aber keine geschlossene Tür.⁵

Endnoten
1. Reuters: „Pope decries ‘unacceptable’ plight of Palestinians in Gaza, urges truce“, 17.09.2025.
2. Vatican News: „Pope Leo sees role as building bridges, avoiding polarization“, 18.–19.09.2025.
3. New York Post: „Pope Leo avoids declaration of ‘genocide’ in Gaza…“, 19.09.2025.
4. Reuters: „Pope Leo plans to keep Francis’ key reforms but avoid bigger changes“, 18.09.2025.
5. Crux (Interview-Dossier zu Gaza/China/USA, LGBTQ+/Liturgie), 18.–19.09.2025.
6. Vatican News: „Pope Leo: God gave families the perfect model… (CELAM)“, 19.–20.09.2025.
7. America Magazine: Schwerpunktseite/Analysen zu Papst Leo XIV., 12.–19.09.2025.
8. katholisch.de: „Söding rechnet mit Reformen unter Papst Leo“, 19.09.2025.
9. The Pillar (Presseschau mit u. a. Jan-Heiner Tück), 19.09.2025.

10. New Ways Ministry: „German Church Leaders offer differing views on Pope Leo’s LGBTQ+ remarks“, 20.09.2025.

Über den Autor: Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer (Link) ist Theologe mit Schwerpunkt auf ökumenischer Theologie, Ostkirchenkunde und ostkirchlicher Liturgie. Er studierte in Eichstätt, Jerusalem und Rom, war in verschiedenen Dialogkommissionen tätig, Konsultor der Ostkirchenkongregation in Rom, Gründungsrektor des Collegium Orientale in Eichstätt und veröffentlicht regelmäßig zu Fragen der Ostkirchen-Theologie, der Liturgie der Ostkirchen und des Frühen Mönchtums.


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Lesermeinungen

lesa vor 22 Stunden: Das Bundesangebot Gottes kann nicht herbei "dialogisiert" werden. Empfangen!

@salvatoreMio: Danke! Hier liegt genau das Problem. Seit der Aufklärung (durch verschieden Philosophen vorbereitet (Descartes, Kant, etc) geriet das Denken in den Kopfstand.)

"Die Wirklichkeit ist das Maß der Erkenntnis." (Hl. Thomas von Aquin)

"Wahr ist eine Erkenntnis dann, wenn sie mit der Wirklichkeit übereinstimmt." (Hl. Thomas von Aquin)

Aber der Wahn, dass das eigene Denken die Erkenntnis der Wirklichkeit produziert, ist auch in die Kirche eingedrungen. Der Mensch stellt sich außerhalb der Schöpfungswirklichkeit mit ihrer von Gott GESCHENKTEN UND VORGEGEBENEN ORDNUNG". Welche Gebote zu gelten haben und die ganze Lehre der Kirche, wird in Frage gestellt. Der Subjektivismus geht immer von dem aus, was der Mensch sich zurechtlegt, was er wünscht und will, das Individuum ist der Maßstab. Die Wahrheit, der Glaube hat nur ein Recht, wenn er "herbeidialogisiert" wird.
Er ist ein Produkt, das WIR erzeugen oder verwerfen, wenn es uns nicht gefällt. Siehe synodaler Weg in D.

SalvatoreMio vor 24 Stunden: Von oben herab!

@Wilolf: Genau! Die 10 Gebote wurden vom Berg herab verkündet, von "oben herab". Das war gewiss kein Zufall und weist darauf hin, dass wir Gottes Wort aus der Hl. Schrift aufmerksam meditieren sollten und dass auch kleine Bemerkungen Bedeutung haben! - Das Problem heute ist nur, dass wir heute vieles einebnen wollen. Das zeigt sich deutlich durch unser Verhalten in heiligen Räumen, in Gotteshäusern. Uns kleinmachen und verneigen vor Gott? Warum denn nur?

SalvatoreMio vor 25 Stunden: Unterscheiden lernen!

@lesa! Danke! Ich verstehe Ihren Kommentar etwa so: man lese in der Hl. Schrift, wozu Christus den Petrus als "Felsen" erwählte und wie Petrus sich verhielt: als Oberhaupt der noch kleinen Kirche, nicht als Einzelseelsorger, und das gilt bis heute! Die mühsame Einzelseelsorge müssen Priester, Diakon, Katechet, Vater, Mutter usw. anpacken.- Papst und Kardinäle sind zuständig für die "große Linie" (zusammengefasst im Katechismus), und die muss klar und eindeutig sein! Papst Johannes Paul II und Benedikt XVI bekamen das noch auf die Reihe.

Wilolf vor 26 Stunden: Von oben herab

gab GOTT dem Moses die 10 Gebote.
Und von oben herab (der Berg Sinai ist höher als alle deutschen Mittelgebirge) brachte Moses die 10 Gebote den Israeliten.
Das war vor rund 3000 Jahren. Und die 10 Gebote, auch das 6. Gebot, gelten bis heute.
Was von unten heraufkommt, interessiert mich nicht.

lesa vor 2 Tagen: Der Mensch wird gesund durch die Ordnung Gottes. (P. A. Delp)

Die überlieferte Sakramentenordnung stellt einen wesentlichen Schutz für Gläubige und Seelsorger im Umgang mit irregulären Situationen dar. Ohne zu verurteilen, erinnert sie die Gläubigen an ihre Lebensrealität und schützt sie vor Vermessenheit im Umgang mit dem Heiligen. Den Seelsorgern ermöglicht sie, sich einerseits ganz auf die Lebenssituation der Betreffenden einzulassen, diese zu begleiten, gegebenenfalls sogar zu unterstützen ohne sich andererseits anzumaßen, dabei die göttliche Perspektive genau zu kennen und sich gedrängt zu fühlen, die Lebensformen, mit denen sie es zu tun haben, sakramental bestätigen zu müssen.
(Aus d. Artikel von Dr. Christian Spaemann (Vor Konklave 24.4.2025)
Die Ordnung Gottes schließt nicht aus, sondern hält in der Verbindung mit dem Licht Seiner Liebe. Sie schützt vor Verdunkelung des Antichristen. Dieser wirkt mittels Vermischung und Verwirrung und Zweideutigkeit. Fiducia s. ist ein Paradebeispiel dafür.

lesa vor 2 Tagen: Der Mensch ist Wahrheitsfähig - und anfällig für den breiten Weg.

In der Einzelseelsorge wird jeder "behutsam" die Wahrhet nahe bringen. Aber die offizielle Lehre muss klar und unmissverständlich dem im Gebot geoffenbarten Willen Gottes entsprechen. Das betrifft auch AL. Alles andere hilft weder dem Einzelnen noch der Gesellschaft noch der Kirche.
Die Menschen sind wahrheitsfähig - und verführbar.
Das Schreiben wird von vielen "Seelsorgern" ideologisch instrumentalisiert und von vielen Betroffenen nicht differenziert gelesen, sondern einfach als Bestätigung aufgefasst, den aktuellen Lebenswandel weiterführen zu dürfen. Ausnahmen mag es geben. Die Schwerkraft des Triebhaften wird hier naiv unterschätzt. Am Ende steht man vor Trümmern. Schade - wenn auch dem, der umkehren will, vergeben wird. Allerdings bleibt der Baum liegen, wie er fällt.
Warum begreift man immer noch nicht, dass es fatal und kein Dienst, sondern unklug und ein Schaden ist, die falsche Signalwirkung auf das Gros der Menschen außer acht zu lassen?

Triceratops vor 2 Tagen: @Wilolf, also dann nochmals, weil mein vorheriges Postings irgendwo

"hängen geblieben" zu sein scheint:
Zwei Leute bitten um eine Segnung (Ehepaar?, Verlobte?, Geschwister?, zum 4. Mal verheirateter Mann mit zum 3. Mal verheirateter Frau?, Sugar-Daddy mit Liebchen oder vielleicht doch nur Vater und Tochter?, schwules Paar oder zwei Kumpel, die eine gefährliche Bergtour planen?). Die beiden werden jetzt nicht erst hochnotpeinlich verhört, sondern es wird gesegnet: Segensspruch mit Kreuzzeichen, 10 Sekunden, das wars. Da wird keine Beziehung gesegnet und schon gar nicht gut geheißen. Einfach nur zwei Leute.
Am besten, Sie hören sich das Papstinterview an und lesen eventuell auch FS.

Triceratops vor 2 Tagen: @Wilolf, also dann noch mal, weil das vorherige Posting irgendwo

Wilolf vor 2 Tagen: @Jörgen

Und warum muss dann das Paar explizit als „Paar in irregulärer Situation“ gesegnet werden?
Und nicht die Menschen einzeln, so wie jeder andere Sünder (mich eingeschlossen) auch?
Glauben Sie denn, dass eine ehebrecherische Beziehung zu Gott führt?
Also ich finde das nicht gerade logisch!

Jörgen vor 2 Tagen: @Wilof

Das Beispiel mit dem Segen für den wiederholten Ehebruch ist nicht stimmig. Der aufsteigende Segen von FS ist gebunden an eine Bewegung auf Gott hin. Er heißt nicht etwa Sündiges gut, sondern begleitet und stärkt auf dem Weg zu Gott hin. Dort wo diese Voraussetzung nicht gegben ist, ist der Segen auch nicht vorgesehen.
Natürlich ermöglich FS eine maximale Möglichkeit des Missverstehens und Missbrauchs und darf alleine deswegen bereits kritisch gesehen werden. Die Möglichkeit des Missverständnisses ist jedoch nicht nur progressiven Kräften vorbehalten.

lesa vor 2 Tagen: Weh den HIrten, die meine Schafe zugrunderichten (vgl Jer 23)

Werter@Federico: Wir ehren ja das AMt. Über päpstliche Aussagen nachzudenken ist Pflicht. Kadavergehorsam fatal. Vielleicht pflegt der verehrte Papst Leo XIV. gelegentlich mit Kardinal Müller, Kardinal Sarah, Weihbischof Athanasius Schneider, B. Strickland, Kardinal Burke ... Austausch pflegen und Licht, Mut und Kraft bekommen. Seine Rede an Politiker, als er sagte, man könne sich nicht Christ nennen und als Politiker die christlichen Prinzipien verraten war hoffnungsvoll.
Je nebliger es ist, desto klarer muss die AMpelregelung sein. In unserer Kirche herrscht aber weitgehend Anarchie. Jeder tut, wozu ihn sein Mütchen treibt. Bischöfe sind eine Verzierung netter Festivitäten. Und mangels Sanktionen verweht das Wort Gottes im Wind.
Auf der Strecke bleiben die Verirrten mit ihrem Schicksal. Gerade gestern klagte eine Mutter: "Meine Tochter wurde von ihrer lesbischen Ehepartnerin verlassen - mit den zwei Kindern (aus Leihmutterschaft) allein. Schöne neue Welt ...

heikostir vor 2 Tagen: @Triceratops

Sehr schön ausgedrückt!

Die Wahrheit lässt sich nicht von oben herab, polternd, rechthaberisch oder gar triumphalistisch vermitteln, sondern nur behutsam und sensibel und vor allem mit viel Demut. Grundsatz dabei müssen die Worte von Joseph Ratzinger/BXVI. sein: "Nicht wir haben die Wahrheit, sondern die Wahrheit hat uns."

Ich finde, dass Papst Leo in den wenigen Monaten seines Pontifikats einen sehr guten Stil entwickelt hat!!!

lesa vor 2 Tagen: Ein Text, den der Papst wegen Unklarheit "einordnen" muss, gehört in die MÜLLTONNE!

Triceratops: Diese Ihre Predigt können Sie sich restlos sparen. Jemand, der mitten in der Welt, unter hauptsächlich säkulasierter und muslimischer Umgebung lebt und versucht, sein Zeugnis meist ohne Worte zu geben, hat dies alles auch schon mitbekommen, was Sie meinen, beibringen zu müssen. Außerdem sind viele "Nichtpraktizierende" oder Andersgläubige (meine muslimischen Nachbarn) nicht selten "besse als wir ach so fromme Christen".
Aber man müsste völlig blind sein, um nicht zu sehen, wie kaputt viele sind, denen der Glaube vorenthalten wurde oder die abgefallen sind. Die UNGEKÜRZTE Wahrheit in Liebe sagen ist in unserer Zeit der vielleicht wichtigste Akt der Liebe. Denn Christus allein ist Weg, Wahrheit und LEBEN!
Dieses Gerede "den anderen die Wahrheit um die Ohren zu hauen", ist eine Zumutung. Zweideutigkeit hat seit dem Konzil viele auf die falsche Bahn geführt. Fiducia s. "ordnet jeder ein", wie er will. Die päpstliche "Einordnung dieses teuflischen Schreibens nützt DIE BOHNE!

Wilolf vor 2 Tagen: @Trizeratops

Natürlich kann jeder Sünder als Einzelperson gesegnet werden. Aber ein Paar, das als solches sündhaft ist, kann nicht gesegnet werden. Und darum geht es in FS explizit: „Paare in irregulären Situationen“
Stellen Sie sich vor, Ihr Mann brennt mit seiner neuen Flamme durch. Dann geht er mit ihr als Paar zum nächsten Priester und bittet „spontan“ um den Segen.
Dasselbe macht er dann 2 Wochen später mit der Nächsten.
Usw.
Gemäß FS müsste der Priester jedesmal dem Paar für seine „Liebe“ den Segen erteilen.
Tatsächlich handelt es sich aber um Ehebruch, der naturgemäß nicht gesegnet werden KANN.

SalvatoreMio vor 2 Tagen: Die gesunde Lehre und das Licht der Wahrheit ohne Umschweife aussprechen

Danke@lesa: 100%ige Zustimmung!

Triceratops vor 2 Tagen: @lesa

Zum Thema "Behutsamkeit": Es geht nicht nur darum, diejenigen, die die Wahrheit kennen, in ihren Ansichten zu bestätigen und sich dafür applaudieren zu lassen.
Es geht vor allem auch darum, denen, die noch nicht so weit sind, die Wahrheit nahe zu bringen (also Binnenmission sozusagen). Das gelingt sicher nicht, wenn man denen die Wahrheit um die Ohren haut. Da werden die mit Sicherheit abblocken. Also langsam, vorsichtig, Schritt für Schritt agieren. Das ist die richtige Taktik. Dann wird die Reaktion oft sein: "Naja, vielleicht ist da was dran." oder "Gut, das klingt gar nicht so dumm."
Meine persönliche Meinung: Papst Leo macht es schon richtig, und wenn jemand Fernstehender dann soweit gebracht wird, dass er den Predigten von Leo zuhört, dann passiert vielleicht wirklich genau das, was Sie zu diesen Predigten angesprochen haben.

Triceratops vor 2 Tagen: Wilolf

Es wird auch nicht die Sünde gesegnet. Aber es ist erlaubt, sündige Menschen zu segnen. Auch Sie und ich dürfen gesegnet werden, obwohl wir Sünder sind. Diese Segnungen sollen nicht rituell/liturgisch, sondern total informell sein: Segensspruch, Kreuzzeichen, aus. Ein 10-Sekunden-Segen halt, ohne die Personen, die um den Segen bitten, vorher einer Befragung zu unterziehen. Ein Segensakt ist ja keine Lossprechung.
Dass in manchen Gegenden Rituale ausgearbeitet wurden, hat der Papst beim Interview sogar ausdrücklich kritisiert. Wenn Sie sich das entsprechende Video ansehen, werden Sie sogar sehen, dass er beim Wort "Ritual" sogar mit den Zeige- und Mittelfingern Anführungszeichen in die Luft malt, was deutlich zeigt, was er davon hält. Das ist übrigens nichts, was jetzt erst der Papst sagt. Es steht schon in FS selbst ausdrücklich, dass die "Form von den kirchlichen Autoritäten nicht rituell festgelegt werden darf" (Absatz 31). Viele in Deutschland halten sich halt nicht daran.

Versusdeum vor 2 Tagen: Danke für diese Einschätzung

Möge der Versuch gute Früchte bringen, "den Laden zusammenzuhalten". Hoffentlich werden möglichst viele Menschen bei den früher oder später unausweichlichen Stoppschildern verstehen, warum die Kirche dem Stifterwillen des Herrn verpflichtet ist. Und dass sie bestimmte Dinge, etwa bei den Sakramenten, gar nicht ändern kann, weil in ihnen Gott selbst etwas bewirkt, das zu ändern gar nicht in unserer Macht liegt.
Und möge TC endlich aufgehoben werden.

heikostir vor 2 Tagen: @SalvatoreMio

Ja und? Es gibt immer wieder Priester, die sich ihres Amtes unwürdig erweisen und deshalb aus ihrem Dienst entfernt werden.

Und selbstverständlich war Franziskus der von Gott berufenen Papst.

Und selbstverständlich hat Papst Franziskus Fehler gemacht - wie alle Päpste vor ihm und alle Päpste nach ihm.

Und wie es für Katholiken selbstverständlich ist, lässt man Tote in Frieden ruhen.

lesa vor 2 Tagen: Die gesunde Lehre und das Licht der Wahrheit ohne Umschweife aussprechen

Ob diese "Portion und Art von Behutsamkeit" nach den nachkonziliaren Anpassungsmanövern und all der Verschwommenheit jetzt angebracht ist, weiß Gott allein. Beten wir viel für den Papst um klare Führung durch den Heiligen Geist - für ihn persönlich und für die Kirche. Da ist wohl noch viel drin
Wirklich aufbauend sind die Katechesen und Predigten von Leo XIV. Er legt das Evangelium auf eine ergreifende Weise aus, die allen zu Herzen gehen und Menschen in eine Beziehung zu Christus bringen kann. Das ist m.E. bester Hirtendienst.
Im Übrigen möge der Herr die Kirchenführung befreien von den soziologischen, diffusen und den Glauben entleerenden Denkmustern der letzten Jahrzehnte - um das Licht der Erkenntnis.
Junge Katholiken in Sozialberufen und gewiss erst recht Priester sind jetzt dermaßen gefordert, dass viele einfach nur noch nach Klarheit verlangen, nach dem gesunden Brot der Wahrheit, damit sie Halt haben im Sturm.

Wilolf vor 3 Tagen: @Triceratops

Leider ist dies hier ja nur „Tertiärliteratur“ und ich weiß nicht, was der Hl. Vater jetzt wirklich gesagt hat. Und um die Originale zu lesen, fehlt mir leider die Zeit.
Aber hier wunschgemäß ein Beispiel für einen Widerspruch in obigem Text:
„Ein Schwerpunkt seines Pontifikats: Erneuerung durch Rückkehr zum Zentrum (Gott)“
„Die Formel lautet: „Alle willkommen“ – aber keine Lehränderung. Persönliche, aber nicht-ritualisierte Segnungen sind möglich…“
Solange in einem offiziell gültigen vatikanischen Dokument steht, dass die Segnung einen „irregulären“ (also beispielsweise ehebrecherischen) PAARES möglich wäre, ist das ganz bestimmt keine Rückkehr zu Gott.
Es ist NICHT MÖGLICH, dass die Kirche eine Sünde gegen GOTTES Gebote segnet. Keinen Mord, keinen Raub und auch keinen Ehebruch.

SalvatoreMio vor 3 Tagen: Wen Christus zum Papst beruft und wie unterschiedlich wir reagieren ...

@heikostir: "Christus hat für das Petrusamt Kardinal Prevost berufen." Richtig, das darf auch nicht bestritten werden. - Dennoch lassen Sie uns ehrlich sein: auch Franziskus wurde Papst und wir haben nicht das Recht, seine göttliche Berufung zu bestreiten. - Dennoch haben Freunde von kath.net und auch viele andere, schwer mit ihm gehadert. Und einige italienische Priester waren so erbost über ihn, dass sie "gefeuert" wurden und ihren priesterlichen Dienst an den Nagel hängen mussten. - Dies nur zur Erinnerung!

heikostir vor 3 Tagen: @Federico R.

Ich schätze Kardinal Müller sehr. Ein großartiger Theologe.

Aber er ist eben nicht der Papst. Und das Papstamt ist auch kein Wunschkonzert.

Christus hat für das Petrusamt Kardinal Prevost berufen. Das zu akzeptieren, ist für Katholiken eine Selbstverständlichkeit.

silvana vor 3 Tagen: Intelligente Zusammenfassung

Ich finde diese Zusammenfassung hilfreich und gelungen. Vielen Dank dafür!

Triceratops vor 3 Tagen: @Wilolf

Ich bitte um konkrete Beispiele für Widersprüche hier.

heikostir vor 3 Tagen: Vielen Dank für diese kluge Zusammenfassung.

Sie zeigt einmal mehr, dass Leo XIV. der richtige Papst zur richtigen Zeit ist.

Federico R. vor 3 Tagen: Unter einem möglichen Papst Gerhard Ludwig Müller ...

... wäre die kath. Kirche vermutlich wieder das geworden, was sie seit ihrer Gründung durch Jesus Christus, unsern Herrn und Meister, schon immer war: nämlich urkatholisch - nicht mehr und nicht weniger. Ständiges Zaudern und Zögern verunsichern die Menschen, stoßen eher ab als anziehend und ansteckend zu wirken Vor allem auch bei jungen, noch suchenden Menschen. Kardinal Müller war und bleibt ein Mann der klaren und unmissverständlichen Worte mit hohem Glaubwürdigkeitspotential.

Wilolf vor 3 Tagen: Das hört sich aber ganz schön widersprüchlich an.

Hoffentlich versucht der Papst nicht, es allen recht zu machen. Das hat noch nie funktioniert.

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