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Patriarch Theophilos leitete Feier in Jerusalemer Grabeskirche - Griechenlands Regierungschef Mitsotakis berichtet von vorläufiger Einigung mit Ägypten in Streit um Landbesitzrechte
Jerusalem/Kairo/Athen (kath.net/KAP) Der neue Abt des traditionsreichen orthodoxen Katharinenklosters im Sinai, Simeon (Papadopoulos), ist in Jerusalem zum Erzbischof von Sinai, Faran und Reithun geweiht worden. Die Feier in der Grabeskirche am Sonntag leitete der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., in dessen Zuständigkeitsbereich das Kloster fällt. Zuvor hatte die Synode des Patriarchats Simeon zum Erzbischof und Nachfolger des 90-jährigen Erzbischofs Damianos gewählt, der vor wenigen Wochen in seinen Amtsverzicht als Abt des Sinai-Klosters eingewilligt hatte und sich damit auch als Erzbischof zurückzog. Vorausgegangen waren monatelange interne Führungskämpfe in dem Wüstenkloster, das eine der kostbarsten Sammlungen alter Handschriften und Ikonen beherbergt und zum UNESCO-Welterbe zählt.
Ende Juli hatte eine Gruppe von Mönchen Damianos, der dem Sinaikloster fünf Jahrzehnte vorstand, als Abt für abgesetzt erklärt. Der wiederum sprach von einem rechtswidrigen "Putsch der Mönche". Auslöser der Spannungen waren Kritik am Leitungsstil des Abtes und Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich seiner Finanzverwaltung. Zum Hintergrund gehört weiter ein besitzrechtlicher Streit zwischen dem griechischen Kloster und der ägyptischen Regierung, die im Gebiet um das Welterbe-Kloster ein großes Bauprojekt plant. Der klosterinterne Streit wurde Berichten zufolge auch mit gegenseitigen Aussperrungen und tätlicher Gewalt ausgetragen.
Mitte September wählten die Mönche des Katharinenklosters Archimandrit Simeon (Papadopoulos) einstimmig zu ihrem neuen Abt. Alt-Abt Damianos war wenige Tage zuvor zusammen mit mehreren Mönchen von einer Delegation des griechischen Außenministeriums nach Athen ausgeflogen worden, nachdem er zunächst von Patriarch Theophilos nach Jerusalem zitiert wurde und bald darauf in seinen Amtsverzicht eingewilligt hatte.
Griechischer Außenminister bei Weihe
Die Vorgänge rund um das Welterbe-Kloster beschäftigten in den vergangenen Monaten auch die Regierungen in Griechenland und Ägypten und belasteten die Beziehungen zwischen den orthodoxen Patriarchaten von Jerusalem und Konstantinopel. Der griechische Außenminister Giorgos Gerapetritis und Athens Staatssekretär für Religionsangelegenheiten Giorgos Kalantzis, die beide an der Lösung des Streits maßgeblich beteiligt waren, reisten am Wochenende auch zur Weihe des neuen Abt-Erzbischofs Simeon nach Jerusalem. Von ägyptischer Seite nahm ein Botschafter teil.
Abt Simeon selbst hatte vor der Bischofsweihe am 23. September den orthodoxen Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Hieronymus II., besucht sowie am 9. Oktober den orthodoxen Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios im Phanar in Istanbul. Das von Kaiser Justinian I. (527-565) erbaute Kloster beansprucht seit jeher einen autonomen Sonderstatus. Seine Selbstbezeichnung lautet "Heiliges autonomes königliches St.-Katherinen-Kloster des heiligen, von Gott betretenen Berges Sinai". Letztendlich gehört es aber zur Jurisdiktion des orthodoxen Patriarchats von Jerusalem.
Hinweise auf Einigung mit Ägypten
Weitere positive Signale gab es dieser Tage auch in der seit Jahren andauernden Auseinandersetzung mit ägyptischen Behörden um Landbesitzrechte des Klosters. So soll laut Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hier eine Einigung vorliegen.
Ende Mai hatte ein ägyptisches Gerichtsurteil, das den Staat als Eigentümer des gesamten Areals einschließlich des Klosters selbst anerkennt, auch international für Schlagzeilen gesorgt. Stimmen aus der orthodoxen Kirche warnten, dass Ägypten eine Enteignung und Umwandlung des Katharinenklosters in ein Museum plane.
Ägyptische Behörden hatten allerdings nach dem Urteil laut Medienberichten dementiert, dass das Kloster enteignet worden sei. Der Gerichtsentscheid beziehe sich vermeintlich nur auf entlegene Grundstücke, für die es keine Besitztitel gebe. Seither gab es vielfache diplomatische Bemühungen, den Status des Klosters zu sichern.
Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis berichtet nun am 16. Oktober im Parlament in Athen von einer vorläufigen Einigung über die Erhaltung des Klosters im Rahmen von Gesprächen zwischen den Außenministern Griechenlands und Ägyptens. "Aufgrund dieses gemeinsamen Verständnisses wird der Charakter des Klosters garantiert auf ewig unverändert bleiben, jegliche Umgestaltung des Klosters sowie der übrigen Gotteshäuser ist verboten und es wird dafür gesorgt, dass die Mönche bleiben", wurde Mitsotakis in griechischen Medien zitiert.
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Foto Katharinenkloster: Archivbild
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