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vor 6 Stunden in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Nuntius erinnert in Predigt: „Die Intensität der Christenverfolgung hat gegenüber dem Jahr 2024 noch einmal zugenommen. Hinter diesen Zahlen verbergen sich Gesichter und Schicksale von Schwestern und Brüder im Glauben.“
Berlin (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt von Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović am 33. Sonntag im Jahreskreis in der Apostolischen Nuntiatur am 16. November 2025 in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung – Mal 3,19-20; Ps 98 2 Thess 3,7-12; Lk 21,5-19
„Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“ (Lk 21,19).
Liebe Brüder und Schwestern!
Das Kirchenjahr nähert sich dem Ende. Nächsten Sonntag begehen wir den Christkönigsonntag, dem der 1. Advent folgt, mit dem das neue Kirchenjahr beginnt. Das Wort Gottes an diesem Sonntag wird im Lukasevangelium geprägt von der großen Endzeitrede des Herrn Jesus, der uns Kriege, Seuchen, Katastrophen und Verfolgung ankündigt, die Zeichen des Endes sind, aber nicht das Ende selbst.
Die Zerstörung des Tempels
Eingerahmt wird diese Endzeitrede zu Beginn durch das Bild der Zerstörung des Tempels in Jerusalem und am Ende durch die Verfolgung der Jünger. Der Jerusalemer Tempel wurde im Jahre 70 nach Christus durch die römischen Truppen unter dem späteren Kaiser Titus zerstört und seine schönen Weihegeschenke (vgl. Lk 21,5) nach Rom geschafft. Es trat ein, was der Herr Jesus sagte, dass „kein Stein auf dem andern bleibt, der nicht niedergerissen wird“. Kriege, Naturkatastrophen und Krankheiten bedrohen das Leben der Menschen, die immer wieder dachten, sie gehörten zur letzten Generation der Menschheit. Man ist diesen Gewalten ausgeliefert und versucht, ihnen zu entkommen und zu überleben. Die Zerstörung des Tempels aber bedeutete, dass der jüdischen Religion das Zentrum geraubt oder das religiöse Herz herausgerissen worden. Bis zum heutigen Tag fühlen viele frommen Juden diese Wunde, die nach dem Wort des Propheten Maleachi bedeutet: „Denn seht der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: …. Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen dann bleiben“ (Mal 3,19).
Doch alles, was in der Geschichte der Menschen bisher an schlimmen Ereignissen verzeichnet ist, diese endlose Liste von Tragödien, waren Zeichen des Endes, welche die Menschheit überlebt hat. Sobald die Schäden behoben waren, kehrte das alltägliche Leben zurück, wo die Mahnung des heiligen Paulus an die Christen gilt, „in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr eigenes Brot zu essen“ (2 Thess 3,12). Nicht das Chaos ist das Lebensprinzip der Menschen, sondern das geordnete Leben, wozu die Arbeit gehört. Der Völkerapostel schärft deswegen nachdrücklich ein: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“ (2 Thess 3,10). Die Arbeit am Wiederaufbau nach der Zerstörung ist bis in unsere Tage hinein eine der Herausforderungen. Es genügt, an die großen materiellen und geistlichen Zerstörungen in Ukraine, in Syrien oder in Gaza zu erinnern. Doch über das Materielle braucht es auch einen geistlichen Aufbau, eine Erneuerung im Glauben an das Wirken Gottes in der Geschichte, wie es der große Prophet Jesaja lehrt: „Brecht in Jubel aus, jauchzt zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr hat sein Volk getröstet, er hat Jerusalem erlöst“ (Jes 52,9).
„Man wird Hand an euch legen und euch verfolgen“ (Lk 21,12)
Der Endzeit wird vom Herrn Jesus mit drastischen Worten charakterisiert, wenn er sagt: „Schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen“ (Lk 21,11). Doch diesem Ende geht etwas voraus, was zur Wirklichkeit vieler Christen in der Welt gehört: „Aber bevor das alles geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen“ (Lk 21,12). Christen sind die weltweit am meisten wegen ihrer Religion verfolgten Menschen. Nach statistischen Daten werden 380 Millionen Christen in 78 Ländern intensiv verfolgt und diskriminiert. Die Intensität der Christenverfolgung hat gegenüber dem Jahr 2024 noch einmal zugenommen. Hinter diesen Zahlen verbergen sich Gesichter und Schicksale von Schwestern und Brüder im Glauben. Ihnen gilt in besonderer Weise die Prophetie eines Maleachi, wenn er sagt: „Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und ihre Flügel bringen Heilung“ (Mal 3,20). Die Verfolgten sind nicht einfach Opfer, sondern sie berichten auch vom verborgenen Wirken Gottes, das sie in all dem Leid erfahren haben. Selbst in Todesgefahr bezeugen Christen, dass unser Herr Jesus sie nicht im Stich gelassen hat. Viele unserer Schwestern und Brüder können sich in vielen Gegenden der Welt nicht darauf vorbereiten, sich zu verteidigen (vgl. Lk 21,14-15), sondern erleben, wie die göttliche Vorsehung waltet und das Evangelium die Wirklichkeit durchdringt: „Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können“ (Lk 21,13), indem sie sich ganz und gar auf den Herrn verlassen. Die Verfolgung der Christen möge unser Gebet für die bedrängten Brüder und Schwestern stärker werden lassen, denn sie erfahren, was es bedeutet: „Manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden“ (Lk 21,16-17).
Wenn wir uns all das vor Augen halten und uns fragen, ob unser Glaube stark genug, unsere Hoffnung fest und unsere Liebe klar ist, dann müssen wir bekennen, dass wir schwach und darauf angewiesen sind, dass sich der Heilige Geist unserer Schwachheit annimmt (vgl. Röm 8,26), damit der Herr Jesus uns die Worte und die Weisheit eingibt, die wir nötig haben (vgl. Lk 21,15), damit in allem die Liebe des himmlischen Vaters erkannt wird, der uns zum ewigen Leben berufen hat. Darum ist es nicht wichtig, dass uns irgendwelche Leute sagen, „die Zeit ist da“ (Lk 21,8), oder dass wir fragen: „Wann wird das geschehen?“ (Lk 21,7), sondern entscheidend ist, nicht aus der liebenden Hand Gottes zu fallen. Nichts soll uns scheiden von der Liebe Gottes: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,38-39). Viele verfolgte Christen bezeugen die Wahrheit dieser frohen Botschaft des Völkerapostels. Deswegen wollen wir dankbar dieses Zeugnis annehmen und die Brüder und Schwestern im innigen Gebet begleiten und sie im Herzen tragen.
Vertrauen wir unsere und die Anliegen der vielen Verfolgten Christen der mächtigen Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Trösterin der Betrübten, damit der dreieine Gott uns und ihnen die Kraft verleihe, standhaft zu bleiben, damit wir das Leben in der Ewigkeit gewinnen (vgl. Lk 21,19). Amen.
Archivfoto Nuntius Eterović (c) Apostolische Nuntiatur Berlin
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Locike vor 5 Stunden: Zufluchtsort
Jetzt muss noch die (Amts-)Kirche das sein, was sie sein soll, dann haben die Katholiken einen Zufluchtsort, der sie im Glauben stärkt. Wenn sich die Kirche aber mit der Welt arrangiert, was bleibt den Katholiken dann? Home-alone-hl.Messe – à la „Kevin allein zu Hause“?
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