Kard. Müller: „Deutsche Diözesen sind Teil der Weltkirche und nur insofern katholisch, als sie…“

vor 2 Tagen in Deutschland, 17 Lesermeinungen
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„Wenn selbst das Lehramt des Papstes/der Bischöfe an Offenbarung und ihre Verwirklichung in der Heiligen Schrift und der apostolischen Tradition gebunden ist …, gilt dies umso mehr für deutschen Synodalen Weg“ - Grundsatzkritik an Piusbruderschaft

London-Rom (kath.net) „Die deutschen Diözesen sind Teil der Weltkirche und nur insofern katholisch, als sie den katholischen Glauben, die Sakramente und die göttliche Verfassung der Kirche teilen. Die Organisation des sogenannten Synodalen Weges besitzt keinerlei lehramtliche Autorität und ist auch keine verfassungsgebende Versammlung, die befugt wäre, eine deutsche Nationalkirche nach anglikanischer oder protestantischer Prägung zu errichten.“ Darauf macht Gerhard Ludwig Kardinal Müller im Interview mit Jan Bentz für den in London erscheinenden renommierten „Catholic Herald“ aufmerksam. Der aus Deutschland stammende und in Oxford/Großbritannien lehrende Theologe und Familienvater Dr. Jan Bentz hatte zuvor gefragt: „Der deutsche Synodale Weg hat in der katholischen Welt große Besorgnis ausgelöst. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung, und welche weiterreichenden Folgen hat sie für die Einheit und Glaubwürdigkeit der Weltkirche?“

Müller, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, äußert Grundsatzkritik am deutschen Synodalen Weg: „Wenn selbst das Lehramt des Papstes und der Bischöfe an die Offenbarung und ihre Verwirklichung in der Heiligen Schrift und der apostolischen Tradition gebunden ist – und keine der Offenbarung widersprechenden Lehren einführen kann –, dann gilt dies umso mehr für den deutschen Synodalen Weg. Er ist nichts anderes als ein häretischer Versuch, das christliche Menschenbild durch eine Genderideologie zu ersetzen und diese Verfälschung der Lehre einem naiven Publikum als deren ‚Weiterentwicklung‘ zu präsentieren.“

Müller kritisiert weiter: „Von Gott, Christus, dem Heiligen Geist, den Sakramenten, der Gnade oder dem ewigen Leben ist kaum noch die Rede – außer in frommen Floskeln, die die Wandlung der Kirche Christi zu einer religiös-sozialen Nichtregierungsorganisation mit spirituellen Parolen verschleiern sollen. Diese grundlegende Kritik stammt von kompetenten deutschen Bischöfen und bedeutenden Theologen.“

Dann erläutert er gegenüber dem „Catholic Herald“: „Die verheerenden Folgen des Progressivismus in Deutschland seit den 1970er Jahren zeigen sich in Massenaustritten aus der Kirche, leeren Priesterseminaren, geschlossenen Klöstern und einer erschreckenden Unkenntnis Gottes und des katholischen Glaubens – einer Unkenntnis, die der angelsächsische Bonifatius, der Apostel der Deutschen, bereits vor 1300 Jahren zu überwinden suchte (Ep. 28).“

Der emeritierte Präfekt der Glaubenskongregation erinnert außerdem daran, dass es Papst Franziskus war, „den die deutschen Synodalisten sonst so gern zitieren –, der in seinem Brief vom 29. Juni 2019 ‚An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland‘ schrieb, dass die erste und wichtigste Aufgabe der Kirche nicht die äußere Strukturreform, sondern die Neuevangelisierung sei: ‚Denn die Kirche ist nicht etwas, das wir erschaffen, noch kann sie von uns neu erfunden werden.‘ Und seine nachfolgenden Worte gelten nicht nur für die Deutschen, sondern für Katholiken weltweit in diesem historischen Moment: ‚Sie erneuert sich nicht dadurch, dass sie sich dem Zeitgeist anpasst, sondern indem sie das Evangelium neu entdeckt.‘“

In einer weiteren Frage wurde der Kardinal nach seiner Einschätzung zur Priesterbruderschaft Pius X. gefragt. Auch hier redete er Klartext: „Es gab und gibt unzählige Dialoge mit dieser Gruppe, doch sie drehen sich im Kreis. Es führt kein Weg daran vorbei, das Zweite Vatikanische Konzil als das 21. Ökumenische Konzil der Katholischen Kirche anzuerkennen, gemäß der katholischen Hermeneutik und Erkenntnistheorie, die Irenäus von Lyon bereits umfassend dargelegt hat.“

Kardinal Müller führt weiter aus: „Das törichte Gerede von einer ‚Sede vacante‘ des Stuhl Petri, Rufe nach einer Revision des Konzils sowie die Behauptung, die Lefebvrianer seien die letzte Bastion der wahren Katholizität, müssen endlich ein Ende haben. Selbst wenn sie mit ihrer Kritik an den Wunden, die selbsternannte Reformer im Stil des Modernismus dem Leib Christi zugefügt haben, Recht haben, gibt es keine Rechtfertigung dafür, sich von der katholischen Kirche abzuwenden – auch wenn die Kirche, wie der heilige Augustinus gegenüber der strengen und selbstgerechten Donatisten-Sekte betonte, eine Mischung aus Heiligen und Sündern ist.“

Dann mahnt Kardinal Müller: „Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich alle Katholiken in der Wahrheit Christi wieder vereinen müssen, der in der Person des heiligen Petrus und seines Nachfolgers – Papst Leo XIV. – ein dauerhaftes Prinzip und Fundament der Einheit im Glauben und der sakramentalen Gemeinschaft geschaffen hat (Zweites Vatikanisches Konzil, Lumen gentium 18).“

Archivfoto: Kardinal Müller 2023 Teilnehmer an der Bischofssynode (c) Vatican Media

Cardinal Müller on Advent, secularism, Vatican II, the SSPX, and the German Synodal Path’s global repercussions.https://t.co/mJNoFdFEMg
— The Catholic Herald (@CatholicHerald) December 12, 2025

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Lesermeinungen

Stefan Fleischer vor 24 Stunden: katholisch

Die ganze Kirche, ja auch wir selbst, muss wieder katholischer, allumfassender werden, nicht zuletzt was die Lehre betrifft, die ganze, ungekürzte und unbeschönigte Lehre. Nur so kann sie wieder glaubwürdiger werden und damit auch immer allumfassender in Bezug auf die ganze Menschheit.

lesa vor 31 Stunden: Der Herr wird das gute Werk vollenden. (vgl. Hl. Paulus)

@Versusdeum: Vielen Dank für Ihre Replik! "Der Herr wird das gute WErk vollenden, das er begonnen hat."
Gemäß seinem Plan, dann wenn die Zeit reif und es möglich und gut ist.

Versusdeum vor 35 Stunden: @lesa

Schöner und zutreffender hätte man es kaum formulieren können. Exakt das empfinde ich auch jedes Mal, wenn mir die Gnade widerfährt, die Hl. Messe besuchen zu dürfen. Möge der Herr auch formal zusammenführen, was sowieso immer zusammengehört hat - zum Segen für die ganze Kirche und letztlich auch darüber hinaus.

Wilolf vor 35 Stunden: Progressivismus und Traditionalismus

Zu den Themen Progressivismus und Traditionalismus hat Kardinal Müller oben doch schon das Wichtigste kurz und verständlich dargelegt. Vergelt’s Gott dafür!
Die una sancta catholica et apostolica ecclesia ist r ö m i s c h katholisch. Und nur soweit und solange sie das ist, werden die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen. Wer sich vom Nachfolger Petri entfernt, e g a l , ob in die eine oder in die andere Richtung, wird in Zersplitterung und Sektierertum enden.

discipulus vor 2 Tagen: @lesa: Tradition

Nein, da haben Sie recht, wer an der Tradition treu festhält, kann kein Sedisvakantist sein. Aber wer die Tradition löst von ihrer Bindung an den Nachfolger Petri und meint, diesen über die Tradition belehren zu können, verhält sich schon fast wie einer. Es gibt keine Treue zur Tradition ohne die Treue zum konkreten Nachfolger Petri und zu den konkreten Nachfolgern der Apostel. Und zwar einer Treue in Taten und Gehorsam, nicht nur in Lippenbekenntnissen.

Pilgrim Pilger vor 2 Tagen: Den Nagel auf den Kopf getroffen

"Müller kritisiert weiter: „Von Gott, Christus, dem Heiligen Geist, den Sakramenten, der Gnade oder dem ewigen Leben ist kaum noch die Rede..."

Ja die Kirche in D politisiert in Impulspapieren über alles mögliche, Von Gott, Christus, dem Heiligen Geist, den Sakramenten sprechen die deutschen Bischöfe eher selten.

Der Zeitgeist und die Diktatur des Relativismus bilden die Mitte derer die Kirche als WSK verstehen und häufig den verstorbenen Bischof von Rom Franziskus als Impulsgeber zitieren. Auch seine Heiligkeit Papst Leo XIV. sieht den Weg der DBK-WSK ebenso kritisch als Kardinal Müller.

lesa vor 2 Tagen: Wer der Kirche treu sein will, ist kein Sedisvakantist

@UlmerSpatz: Vielen Dank für Ihren Kommentar! Volle Zustimmung! @Stephaninus: "Sie benehmen sich wie Sedisvaktisten"? Das ist ihre Interpretation. ich stelle seit zeieinhalb Jahren nichts anderes fest als eine zutiefst in der Katholischen Kirche verwurzelte Gemeinschaft, die treu und ehrlich ohne falsche Nachgiebigkeit der (wundervollen!) Tradition der Kirche, der Wahrheit und somit ihrem Herrn dient. Hoffentlich lassen sie sich nie zu Kniefällen gegenüber dem Zeitgeist verleiten.
@Leonardi: Kardinal Müller und seine KLarstellungen der letzten Jahre sind Goldes wert.
Möge Gott ihn das Anliegen der Piusbrüder so verstehen lehren wie Bischof Huonder. Ihn und andere hat ja Kard. Müller selber zu ihnen geschickt. Und dafür und für die Einsichten, die das zur Folge hatte, danke ich dem Kardinal am meisten.

Cosmas vor 2 Tagen: Zur Einheit muss Rom auch vertrauenserweckend sein, die Liturgiereformer zum Konzilstext zurück!

Solange gute Bischöfe mit vollen Seminaren "niedervisitiert" werden, so rasch wie möglich emeritiert werden, sehe ich schwarz mit der Einheit. Und das kann man der Piusbruderschaft auch nicht verübeln, noch dazu, wo aktuell gerade die Zerschlagung des Opus Dei unter dem neuen Papst vollendet wird. Auch das Segnen von Eisblöcken gegen den Klimawandel durch Papst Leo wird nicht helfen.
Ich hoffe sehr auf den neuen Papst, möchte da nicht mißverstanden werden, aber die Kurskorrektur zu Fransziskus ist in den Kernbereichen (Liturgie, Glaubenskongregation) noch nicht wirklich da.
Zur Liturgie-konstitution des Vat. II hat Lefebvre übrigens zugestimmt. Die Liturgiereform hat sich NICHT daran gehalten. Daher muß Kard. Müller auch von den Liturgiereformern eine Rückkehr zum Konzil fordern und eine Säuberung der Liturgie von der dort implementierten progressiven Theologie !!!

T.L.D vor 2 Tagen: @Iesa

Ich bezeichne die SSPX und selbst Lefebvre nicht als Sedisvakantisten. Ich habe nur gesagt, dass Lefebvre's Deklaration von 1974 sehr sedisvakantistische Ansätze hat. ("Wir folgen dem ewigen Rom... wir weigern uns dem Rom von neo-modernistischen und neo-protestantistischen Tendenzen zu folgen")

chorbisch vor 2 Tagen: @ lesa

Darf ich fragen, wie Sie die Kritik Kardinal Müllers an der Piusbruderschaft beurteilen?

Ich nehme doch an, dass Sie ihn nicht zu den "verwirrten Bischöfen" zählen, deren Ansichten man getrost ignorieren kann.

Er hatte ja als Bischof von Regensburg mit der Bruderschaft zu tun, er dürfte also eher kompetent sein, sich eine Meinung zu bilden, als jene, die die Gruppe nur vom Hörensagen kennen und bei denen das Wort "erzkonservativ" die üblichen "Beißreflexe" auslöst.

Stephaninus vor 2 Tagen: @T.L.D

Sehr richtig. Zwar sind die Piusbrüder formell keine Sedisvakantisten, de facto benehmen sie sich aber in vielen Bereichen durchaus so.

LionardoLoredan vor 2 Tagen: Bildhafte Zuschreibungen

halte ich für problematisch. Dennoch treffen sie oft das Gemeinte. Bezeichnet man Benedikt XVI. als den "Mozart der Theologie", ist Kardinal Müller für mich der "Hirtenhund der Herde".
Auch wenn er die Stelle des Präfekten der Glaubenskongregation nicht mehr bekleidet, zeichnet er sich für mich durch seine Wachsamkeit, Kampfbereitschaft und stupende Gelehrsamkeit aus. Ich kann ihm in diesen verdichteten Zeiten der Verwirrung und Drangsale der "Kirche in der Welt" nur danken.

lesa vor 2 Tagen: DEO GRATIAS

@ T.L.D. Das entspricht nicht den Tatsachen. Tausendmal hat sich Eb. Lefebvre in seinen Schriften vor dem Sedisvakatismus gewarnt und sich davon diestanziert. Die Piusbrüder tun dies immer wieder. "Bevor du redest, unterrichte dich". Immer diese "klugen Reden" von solchen, die die FSSPX nur vom Hörensagen kennen und sich ein Urteil bilden. (Mea culpa, so unerleuchtet war ich früher auch)
Dass sie "mehr tun könnten", ist zu bezweifeln, denn wenn man unter dem Damoklesschwert verwirrter Bischöfe agieren muss - ob man dann dem eindeutig herrschenden Notstand gerecht werden kann? Es ist allerdings Gewissenssache jener, die sich für diese Variante entschieden haben. Jedenfalls blühen Priorate, bekommen ihre Gläubigen vorzügliche Glaubensunterweisung in Predigt und Katechese - und haben sie gerade im zu Ende gehenden Gnadenjahr weltweit reichlich Nachwuchs an Seminaristen bekommen. Man betet dort auch halt schon ein Jahr konkret um Priesterberufe und um Stärkung aller Priester in der Kirche

Christoph Strebel vor 2 Tagen: Synodaler Weg folgt dem Mainstream in Deutschland

Innerhalb der gesamten katholischen Kirche mag der Synodale Weg eine Besonderheit und Abweichung sein. Innerhalb Deutschlands und Österreichs spiegelt er den Mainstream wider.
Es gibt so viele Propaganda- Offiziere in Politik, Presse, Funk und Fernsehen, die geschickt und erfolgreich gegen Zölibat, gegen eheliche Treue, gegen die biologischistischen Tatsachen einzelner Menschen,
gegen Embryonen eine alternative Ethik lehren, dass man bestenfalls als Rufer in der Wüste dasteht, zumeist aber als Rechtsradikaler, Schwulenfeind, Transfeind, Feind der Liebe usw beschimpft wird.

T.L.D vor 2 Tagen: @UlmerSpatz

Die Piusbruderschaft könnte in voller Regularität viel mehr tun als in ihrem jetzigen kirchlichen Status. Die Deklaration von Lefebvre klingt ausserdem sehr sedisvakantistisch, selbst wenn die FSSPX selbst den Papst heute anerkennt

T.L.D vor 2 Tagen: Ähnliches...

hat auch der hl. Papst Paul VI. Lefebvre persönlich gesagt. Trotzdem müssen wir anerkennen, dass Rom nicht annähernd genug gegen den Modernismus in der Kirche tut.(Bin persönlich nicht der FSSPX verbunden)

UlmerSpatz vor 2 Tagen: Von der Vergangenheit geprägt

In seinem Urteil zum Synodalen Weg ist Kardinal Müller voll zuzustimmen. Da spricht der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation.
Im Urteil zur Piusbruderschaft spricht der ehemalige Bischof von Regensburg, der sich mit ihr immer wieder heftige Auseinandersetzungen geliefert hat. Warum solch harte Worte gegenüber einer Gemeinschaft, die treu zum katholischen Erbe steht?

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