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Das unruhige Herz und die Ruhe Gottes. Das Ziel des menschlichen Handelns

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Leo XIV.: Das Herz als Ort von Sinn und Ruhe. Hoffnung und Liebe im Horizont der Auferstehung. Vom Getriebensein des Alltags zur Ruhe, die trägt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen! Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Mt 6,19-21).

In seiner Katechese bei der Generalaudienz am Mittwoch, sieben Tage vor Weihnachten, nahm Papst Leo XIV. die Erfahrung menschlicher Aktivität in den Blick und stellte sie in den Horizont der Auferstehung Jesu Christi. Das menschliche Leben, so die Grundbeobachtung, ist von Bewegung geprägt: „Das menschliche Leben ist von einer ständigen Bewegung gekennzeichnet, die uns zum Tun und Handeln drängt“. Zugleich werde in vielen Bereichen eine Beschleunigung gefordert, verbunden mit dem Anspruch, möglichst rasch optimale Ergebnisse zu erzielen. Vor diesem Hintergrund stellte der Papst die Frage, wie die Auferstehung Jesu diesen Grundzug menschlicher Existenz erhellt und welche Perspektive sich daraus für das Leben ergibt.

Im Blick auf die Teilhabe am Sieg Christi über den Tod wurde die Frage nach der Ruhe aufgeworfen: „Wenn wir an seinem Sieg über den Tod teilhaben werden, werden wir dann ruhen?“. Der Glaube gebe darauf eine klare Antwort: „Ja, wir werden ruhen“. Diese Ruhe sei jedoch nicht mit Untätigkeit gleichzusetzen, denn „wir werden nicht untätig sein, sondern in die Ruhe Gottes eintreten, die Frieden und Freude ist“. Diese Verheißung bleibe nicht auf die Zukunft beschränkt, sondern werfe die Frage auf, ob sie das Leben bereits in der Gegenwart verändern könne.


Der Papst wandte sich sodann der Erfahrung zu, dass viele Menschen in zahlreiche Tätigkeiten eingebunden sind, ohne daraus innere Erfüllung zu gewinnen. Ein großer Teil des Handelns beziehe sich auf praktische und konkrete Aufgaben, auf Verantwortung, Problemlösung und Anstrengung. Auch Jesus habe sich in dieses Leben hineinbegeben, habe sich den Menschen zugewandt und sich hingegeben, „ohne sich zu schonen, ja indem er sich bis zum Ende verschenkte“. Gleichzeitig werde jedoch häufig erfahren, dass ein Zuviel an Aktivität nicht zur Fülle führe, sondern „zu einem Strudel wird, der uns betäubt, uns die Gelassenheit nimmt und uns daran hindert, das wirklich Wichtige unseres Lebens zu leben“. Am Ende arbeitsreicher Tage entstehe nicht selten Leere. Der Grund dafür wurde klar benannt: „Wir sind keine Maschinen, wir haben ein Herz. Ja, man kann sagen, wir sind ein Herz“.

Das Herz wurde als Zeichen der gesamten menschlichen Person beschrieben, als Zusammenfassung von Denken, Fühlen und Wünschen, als das unsichtbare Zentrum des Menschen. In diesem Zusammenhang erinnerte Papst Leo XIV. an das Wort Jesu aus dem Matthäusevangelium: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Mt 6,21). Daraus ergebe sich, dass der wahre Schatz nicht in äußeren Sicherheiten liege, nicht in Besitz oder in finanziellen Konstruktionen, sondern im Herzen bewahrt werde. Der Papst verwies darauf, dass gerade in der Vielzahl der Verpflichtungen die Gefahr der Zerstreuung wachse, bis hin zum Verlust von Sinn, auch bei Menschen, die nach äußeren Maßstäben als erfolgreich gelten. Im Licht der Auferstehung eröffne sich jedoch ein anderer Zugang zum Leben. Das Dasein im Zeichen von Ostern zu lesen bedeute, es mit dem auferstandenen Christus zu betrachten und so zum innersten Kern der menschlichen Person vorzudringen. Dieser Kern wurde mit einem Wort des heiligen Augustinus beschrieben: dem „unruhigen Herz“. Augustinus zeige mit diesem Ausdruck die Ausrichtung des Menschen auf seine Vollendung. Der Papst erinnerte an den Anfang der Confessiones: „Du hast uns auf dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir“.

Diese Unruhe sei kein Zeichen von Ziellosigkeit, sondern Ausdruck einer inneren Orientierung. Das Herz bewege sich nicht ungeordnet, sondern sei auf sein letztes Ziel hingeordnet, auf das „Nach-Hause-Kommen“. Dieses Ziel bestehe nicht im Besitz der Güter dieser Welt, sondern im Empfang dessen, was das Herz erfüllen kann: in der Liebe Gottes, ja in Gott, der Liebe ist.

Dieser Schatz werde jedoch nicht im Rückzug vom Mitmenschen gefunden, sondern im konkreten Gegenüber. Der Nächste, Bruder und Schwester aus Fleisch und Blut, fordere das Herz heraus, sich zu öffnen und sich hinzugeben. Seine Gegenwart verlange, langsamer zu werden, den Blick zu heben, manchmal den Plan zu ändern oder sogar die Richtung. In diesem Zusammenhang wurde das Geheimnis der Bewegung des menschlichen Herzens benannt: „zur Quelle seines Seins zurückzukehren und die Freude zu genießen, die nicht vergeht und nicht enttäuscht“. Kein Mensch könne ohne einen Sinn leben, der über das Vorläufige hinausreiche. Das menschliche Herz könne nicht ohne Hoffnung leben, ohne das Wissen, für Fülle geschaffen zu sein und nicht für Mangel.

Diese Hoffnung habe in Jesus Christus ein tragfähiges Fundament. Durch seine Menschwerdung, sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung sei der Grund gelegt, auf dem das unruhige Herz nicht enttäuscht werde, wenn es in den inneren Antrieb der Liebe eintrete, für den es geschaffen sei. Das Ziel sei gewiss: „Das Leben hat gesiegt und wird in Christus in jeder alltäglichen Form des Todes weiter siegen“. Darin bestehe die christliche Hoffnung, für die Dank und Lob Gott gebührten.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, der Advent lädt uns zur Vorbereitung auf Weihnachten ein, indem wir uns vorbehaltlos für Jesus öffnen. Er ist unsere Hoffnung. Erwarten wir das Fest seiner Geburt voll Freude und beten wir mit Vertrauen: „Komm, Herr Jesus!“

Foto (c) Vatican Media

 


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