kath.net katholische Nachrichten

Aktuelles | Chronik | Deutschland | Österreich | Schweiz | Kommentar | Interview | Weltkirche | Prolife | Familie | Jugend | Spirituelles | Kultur | Buchtipp


„Meine Adventskrippe steht unter einem Kreuz, das immer dort an der Wand hängt…“

21. Dezember 2025 in Spirituelles, 3 Lesermeinungen
Artikel versenden | Tippfehler melden


„Meine Adventskrippe wird sich am Heiligen Abend füllen. Jetzt will sie einen Kontrastpunkt zu einem verweltlichten, verkommerzialisierten Advent sein. Sie will mich das Warten lehren.“ Von Stefan Fleischer


Grenchen (kath.net) ‚Hilfe! Wir haben Gott verloren! Wir wollten ihn hier bei uns festhalten, statt ihm in die Ewigkeit zu folgen.‘ So schrieb ein Aphoristiker schon vor vielen Jahren. Kürzlich griff er das Thema wieder auf: ‚Wo die Religion, die Rückbindung an Gott, verloren geht, wächst die Rückbindung an das eigene ICH.‘

Daran musste ich denken, als ich in kath.net vom 17.12. 2025 die Artikel «Die Jugend von heute, die neue Generation Alpha sucht Sinn, Rituale und Spiritualität» (Link) und «Der Krieg gegen den Advent» (Link) las. Auf Grund meiner Altersschwächen verzichtete ich auch dieses Jahr wieder auf einen Adventskranz. Dafür baute ich eine Adventskrippe auf. Sie wird sich am Heiligen Abend füllen. Jetzt will sie einen Kontrastpunkt zu einem verweltlichten, verkommerzialisierten Advent sein. Sie will mich das Warten lehren. 


Wenn ich am Abend allein in der dunkeln Stube sitze, dann stellt sich mir immer wieder die Frage, wie aus den vier Kerzen des Adventskranzes, von denen früher Woche für Woche eine mehr brannte, jene Überfülle an Lichtern der modernen Vorweihnachtszeit werden konnte, welche schließlich kurz nach Weihnachten wieder alle erlöschen werden. Mir wird immer mehr klar, dass dies damit zusammenhängen muss, dass für den modernen Menschen Gott irgendwie belanglos geworden ist. Er wird immer weniger, auch in der modernen Verkündigung, Zentrum und Ziel unseres Lebens. Selbst dort, wo die Religiosität wieder zu wachsen beginnen scheint, steht der Mensch, das liebe Ich, im Vordergrund, dreht sich fast alles um das irdische, materielle und/oder psychische Heil. Das ewige Heil wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit, zu einer Bringschuld Gottes. Wenn es so weiter geht, wird wohl bald einmal auch das materielle Heil eine solche werden, wenn uns klar wird, dass ein Wiederaufbau des Paradieses im Hier und Jetzt eine Illusion ist und bleibt, dass wir so etwas bestenfalls nur ansatzweise schaffen werden.

Meine Adventskrippe steht unter einem Kreuz, das immer dort an der Wand hängt, unter dem Bild des Kirchleins von Bernrain. Dort hing in meiner Jugend ein Gemälde, das an die Geschichte eines Knaben aus Konstanz erinnerte, welcher beim Holzsammeln einen Tautropfen von der Nase des Gekreuzigten am Wegkreuz des süddeutschen Pilgerweges gewischt und spottet haben soll: «Herrgott, lass dich einmal schnäuzen». Er soll an diesem Kreuz kleben geblieben sein, bis eine Prozession aus der Stadt ihn erlöste.

Ja, Wer spricht heute noch von Erlösung, besonders in der Adventszeit, wo die Welt vollauf damit beschäftigt ist, ein schönes Fest vorzubereiten, das dann fast nahtlos in den Neujahrsrummel übergeht. Ja, wir haben Gott verloren. Wir haben vergessen, dass dieses Kind in der Krippe gekommen ist, um «sein Volk aus seinen Sünden zu erlösen». (vgl. Ps 130,8 / Mt 1,21)

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

Tweet 




Lesermeinungen

Stefan Fleischer 21. Dezember 2025: dazu noch in Gedanke auf Grund defr Ereignisse von heute

Freut Euch, Ihr Christen! Das ist die Botschaft von Weihnachten. Doch in der Adventszeit werden wir immer wieder mit der Aussage konfrontiert: «Ich bin dann froh, wenn der ganze Rummel wieder vorbei ist.» Und auch ich habe bisweilen mit dieser Stimmung zu kämpfen. So wie Advent und Weihnachten heute ablaufen, bleibt von der eigentlichen Freude von Weihnachten nicht viel übrig. Das liegt wohl - wie so vieles - am Paradigmenwechsel von gottzentriert zu menschzentriert, den wir heute erleben. Um was geht es heute an diesem Fest? Geht es noch um unser ewiges Heil, um unsere Erlösung, oder nur noch um unser irdisches? Doch dann könnten wir eigentlich das «Freude schöner Götterfunken» zum «christlichen» Weihnachtslied erklären.

gebsy 21. Dezember 2025: Vergelt's Gott!

Dass der Mensch die Sehnsucht nach seinem Schöpfer im Herzen verankert hat, ist nicht zu leugnen.
Wie es dazu kam, dass diese Sehnsucht überall, nur nicht an der Quelle zu stillen versucht wird, ist ein Geheimnis ...
Das AHA-Erlebnis des Erlöstseins wünsche ich wirklich jedem Menschen!

SalvatoreMio 21. Dezember 2025: Kommerz und Wohlfühlsehnsucht ohne Grenzen!

@Stefan Fleischer! Man kann Ihrem Klagelied eine Strophe hinzufügen, denn die bislang noch den Advent mit dem Adventskranz verbrachten und wussten, dass der erstrahlende Christbaum das Zeichen ist "Christ der Retter ist da!", übernehmen immer mehr die weltlichen Gebräuche, einfach, um sich wohlzufühlen! Das geht offenbar ohne den menschgewordenen und erlösenden Gott! - Und dennoch: bei uns in einem großen, konfessionsfreien Seniorenstift, saßen Senioren zur Adventsfeier zusammen. Es wurden Advents- und Weihnachtslieder gesungen, und auch das Pflegepersonal, teils aus anderen Kontinenten, sieht das, hört und freut sich. Eine russischstämmige Stationsschwester, vertraute mir kürzlich an, sie sei nicht getauft, habe wahnsinnige Angst vorm Sterben, könne aber "mit einem Gott nichts anfangen". Vielleicht bringt der adventl. Weihnachtsrummel doch manche zur Besinnung und zum Hilfeschrei: "Gott, zeig' Dich mir!" Die Adventslieder bringen in wenigen Worten Gottes Botschaft zum Ausdruck.

Um selbst Kommentare verfassen zu können nützen sie bitte die Desktop-Version.


© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz